Review: #7.01 Alles auf Anfang
Buffy und das College. Buffy als Hausfrau. Oder auch: Buffy brät Burger im Doublemeat Palace. Was klingt, wie die Titel von "Bibi Blocksberg"-Episoden, sind zusammengefasst die letzten drei Jahre der Vampirjägerin. Allzu gerne erinnert man sich als Fan an die High-School-Zeiten von Buffy, in denen sie mit ihren Freunden in der Bibliothek hockte und in alten Büchern die aktuelle Apokalypse nachlas. Offenbar dachte sich das auch Team Whedon und schickt zum Staffelauftakt unsere liebste, pflockschwingende Blondine wieder an die Schule. Passenderweise heißt die Episode im englischen Original "Lessons", denn all die lieben Scoobies haben nach den Geschehnissen der letzten Zeit durchaus Etwas zu lernen.
Buffy und das Déjà Vu: "We'll never know what's coming next."
Ein uralter Vampirmeister, ein gigantischer Schlangendämon, ein militanter Halbroboter und eine exzentrische Göttin - die Liste von Buffys Endgegnern liest sich wie das 'Who is Who?' der diabolischen Oberschicht. Doch vor Nichts hat die smarte Vampirjägerin so viel Angst wie vor einer Sache: Die Rückkehr an die Sunnydale High; die Schule, die drei Jahre für sie Tod und noch mehr Tod bedeutete. Schließlich aber wird jene neu eröffnet und Buffy will sicherstellen, dass dort nicht ein neues Dämonen-Gomorrha entsteht.
Doch es wäre nicht "Buffy The Vampire Slayer", wenn dem nicht so wäre. Erst begegnet sie dem zwielichtigen neuen Direktor Robin Wood, welcher irgendwie zu allwissend, zu aalglatt und vor allem zu jung ist, als dass er nicht verdächtig auf die Vampirjägerin wirkt. Leider ist es Joss Whedon in diesem Fall nicht gelungen, Schulleiter Wood genauso charismatisch darstellen zu lassen, wie seinen Vorgänger Snyder.
Bei weitem ist ein Grinsepöker von Direktor aber nicht Buffys größtes Problem, denn in der Schule hausen ein paar manifestierte Geister. Jene waren einst an der Sunnydale High, die Buffy zu ihrer Zeit nicht retten konnte. Als würden wir uns in Mozarts Oper "Don Giovanni" befinden, wollen sie sich nun lächerlicherweise an der dämonenjagenden Schönheit rächen.
Wäre das nicht schon genug, beschützen diese Geister eine Tür, hinter welcher - Abrakadabra-Simsalabim - der frisch beseelte Spike steckt. Und auch wenn man sich fragt, warum der platinblonde Vampir nach all den Jahren in uralten Villen und in gemütlichen Grüften nun in einem feuchten Keller lebt, so ist James Marsters Darstellung eines verrückt gewordenen Vampirs durchaus überzeugend.
Dafür will man als Zuschauer einfach nicht verstehen, warum Buffy ein Jobangebot als Schülerberaterin bekommt, nachdem sie vor einer Ewigkeit ein Jahr lang Psychologie bei einer irren Professorin studierte. Es bleibt zu hoffen, dass es sich hierbei um einen cleveren Schachzug des neuen Charakters Wood handelt und nicht um einen plumpen Versuch der kreativen Köpfe hinter der Serie, Buffy irgendwie wieder in die Schule zu kriegen.
Dawn und der Bleistift im Auge: "Stay away from hyena people or any lizardy-type athletes."
Dagegen sind anfangs Dawns Probleme mehr als irdisch und durchaus nachvollziehbar. Der erste Schultag an einer neuen Schule ist für wohl alle Menschen ein Horrorszenario und nicht jeder wird schließlich so freundlich empfangen wie eine Bella in "Biss zum Morgengrauen". Nach all den "Ich klaue, weil meine Schwester wieder am Leben ist und ich mich deshalb einsam fühle"-Pseudoproblemen von Little Bit sind diese nun endlich sehenswert und machen den eigentlich charmanten Charakter erträglich.
Ironischerweise ist es aber nicht Dawn selbst, die den Einstieg in das Schulleben verschlimmert. Zum Einen ist es ihre geliebte Schwester Buffy, welche hysterisch in das Klassenzimmer läuft und der ganzen Klasse berichtet, dass die Schule und das Rauchen sehr gefährlich seien - nach dem Klischeetrauma, nackt vor den Mitschülern zu stehen, ist das wohl das Peinlichste, was einem am ersten Tag passieren kann. Zum anderen sind es die besagten Geister, die später sie und zwei Mitschüler bedrohen. Doch Dawn hat dazu gelernt und beweist sich als eine gute Anführerin, was den Anschein erweckt, dass sie eines Tages doch aus dem Schatten ihrer Schwester heraus tritt und Jeanne d'Arc-ähnlich ihren eigenen Weg geht.
Anya als Rachedämon: "The waitress downtown wished her husband was a frog? You made him French."
Auch ihren ganz eigenen Weg geht Ex-Mensch/Ex-Rachedämon/Mensch/Wieder-Rachedämon Anya(nka), welche es mittlerweile als fiese und brutale Elektra der Dämonenwelt nicht mehr so gut drauf hat wie einst. Es fällt ihr nicht mehr so leicht, gekonnt Rache an der Menschheit auszuüben. Das ist ein interessanter Aspekt, wenn man Anyas Entwicklung innerhalb der Serie beobachtet, da die drei Jahre als Mensch einen offensichtlich wesentlicheren Einfluss auf sie ausgeübt haben, als die Jahrhunderte in ihrer dämonischen Gestalt. In gewisser Hinsicht ist das ein Beleg für die Lehre des sauberen Kerns eines Wesens, wie sie zum Beispiel die Bibel oder auch der Philosoph Jean-Jacques Rousseau vertraten.
Willow und Giles in der Zauberschule: "Instead you ... go all Dumbledore on me."
Derweil befindet sich Willow in England in Hogwarts Version 2.0 mit Giles als ihrem personengebunden Dumbledore und durchlebt ihren Gewissenskonflikt. Es wird dabei deutlich, dass die Zeiten der am Laptop hängenden Nerd-Willow endgültig vorbei sind und wir nun ein sehr starkes, vielleicht sogar das stärkste Mitglied der Scoobies vor uns haben. Gleichzeitig aber wird unsere Lieblingshexe hier als eine psychisch sehr angeschlagene Frau dargestellt, die sich bei Weitem noch nicht unter Kontrolle hat. Demnach ist es fraglich, ob Willows Stärke eventuell auch ihre größte Schwäche ist. Daher muss die Hermine Granger des BuffyVerse erst einmal lernen, ob sie die Macht beherrscht oder die Macht sie.
Das Böse und der Höllenschlund: "It's not about right. Not about wrong. It’s about power."
Und Macht ist das wesentliche Thema dieser Episode. Buffy berichtet am Anfang, dass es nur um Macht geht und am Schluss der Folge sind es die perfekt inszenierten Big Bads der letzten Jahre, welche das noch einmal bestätigen und die Kinnlade eines jahrelangen Fans nach unten klappen lassen. Wer die Macht hat und sie bewusst einsetzen kann, der ist am Ende der Gewinner. Und dieses Ende scheint nicht allzu fern zu sein, wie die jüngsten Prophezeiungen von Willow zeigen. Nun endlich zeigt der Höllenschlund seine Zähne und schon im sehr überzeugenden Staffelauftakt kann der Fan spüren, dass ein gigantisches Finale bevor steht.
Fazit
Gekonnt und mit überwindbaren Mankos inszeniert Joss Whedon hier einen Staffelauftakt, welcher den Fan spüren lässt, dass die Serie allmählich ein Ende findet, und dass dieses Finale dann ein sprichwörtlicher Knall sein wird. Daher sind die Scoobies gezwungen, schnellstmöglich aus ihren vergangenen Taten zu lernen und finden dafür zurück zu ihrem Ursprung, getreu dem Zitat: "Right back to the beginning. Not the bang, not the word, the true beginning."
Christof Lange - myFanbase
Die Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: LessonsErstausstrahlung (US): 24.09.2002
Erstausstrahlung (DE): 23.04.2003
Regie: David Solomon
Drehbuch: Joss Whedon
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