Bewertung

Review: #6.16 Höllische Hochzeit

MASEL-TOV! Nach bereits 115 Episoden bimmeln nun endlich über Sunnydale die Hochzeitsglocken. Alexander LaVelle “Xander” Harris und Anya...nun ja, nur Anya - oder gelegentlich auch Anyanka genannt - feiern ihren großen Tag. Dieses Mal handelt es sich auch nicht um einen Alptraum eines nachdenklichen Vampirs wie in #3.20 Der Höllenhund, an dessen Ende Buffy in Flammen aufgeht. Doch auch diese Zeremonie hat durchaus etwas Alptraumhaftes.

Schon sehr früh in dieser Folge lernen wir die beiden Familien des Paares kennen. Logischerweise sieht man nicht die wahren Verwandten von Anya, weil diese bereits seit über 1100 Jahren tot sind. Dafür kommen ihre ehemaligen Kollegen und Kolleginnen der dämonischen High Society. Da aber ihre wahren Identitäten wohl zu schockierend wären - selbst in einer Dämonenhochburg wie Sunnydale - sind sie bei der Zeremonie eine Zirkustruppe, der Anya offensichtlich einst angehörte. Nun ja, mordende und teilweise blutrünstige Dämonen haben ja auch in gewisser Weise Ähnlichkeit mit jonglierenden Clowns und purzelbaumschlagenden Artisten. Dem gegenüber steht die uns wohl bekannte Familie Harris, die zwar in dieser Episode optisch ihre Premiere feiert, aber bereits in vielen Episoden erwähnt wurde. Und auch dieses Mal gewinnt man den Eindruck, dass Xander der einzig normale Harris zwischen all den Alkoholikern, Depressiven und Einsamen ist. Ironischerweise scheint nämlich die eigentliche Dämonenbande um einiges sozialer und zivilisierter zu sein, als der Haufen passiv-aggressiver Menschen. Bis dann schließlich beide Clans aufeinander losgehen und mitten in der Kirche einen etwas konstruierten Kampf miteinander ausfechten. Das Ganze hat durchaus Etwas von dem Häuserkampf in "Romeo und Julia", auch wenn die Capulets in diesem Fall Tentakel und Hörner besitzen.

Es ist wohl genau diese Familie und sein Groll auf Mutter und Vater, die Xander anfangs glauben lassen, dass die schrecklichen Zukunftsvisionen des Dämons - welcher sich als Xander aus der Zukunft ausgibt - tatsächlich wahr sind. Aber auch wenn die Szenarien durchaus glaubwürdig sind, was vor allem dem wirklich grandiosen Schauspiel von Emma Caulfield und Nicholas Brendon zu verdanken ist, so grübelt man, warum Xander ihm so naiv Glauben schenkt. Seit über fünf Jahren kämpft er nun an der Seite der Vampirjägerin und wurde bereits von überdimensionalen Gottesanbeterinnen und lebensaussaugenden Mumien hinters Licht geführt. Doch immer noch wird ein Xander Harris nicht misstrauisch, wenn ihm jemand Wildfremdes die erschütternde Zukunft zeigen will. Schon immer neigte die Figur dazu, immer etwas zu emotional zu handeln, doch in diesem Fall findet das Ganze einen Höhepunkt. Selbst als heraus kommt, dass alles ironischerweise nur eine Racheaktion eines ehemaligen Opfers von Ex-Rachedämon Anyanka war, bleibt er standhaft und bläst die Hochzeit ab. In diesem Moment hat man das starke Verlangen Xander jenes Tentakelvieh, welches D’Hoffryn als Hochzeitsgeschenk mitbrachte, direkt in die Hundeblickvisage zu werfen.

Umso mehr Mitleid und Verständnis hat man für Anya, welche die ganze Episode über den Zuschauer zum Lachen und zum Weinen gebracht hat. Als sie ihr zauberhaftes Kleid anzieht und ihr wirklich rührendes Ehegelöbnis aufsagt, merkt man, wie sie nun ihr altes, unsterbliches Dasein wirklich hinter sich lässt und bereit ist, ein endliches, aber dafür glückliches Leben mit ihrer großen Liebe zu führen. Genau diese Vorbereitung ist aber das, was diese Folge etwas vorhersehbar macht. Es bleibt die ganze Episode über der bittersüße Beigeschmack, dass es doch nicht so zu Ende geht, wie man für Anya und sich selbst als Fan hofft. Interessant ist daher der Aspekt, dass der Grund der Misere Anya selbst ist. Als wäre diese Folge ein Buch der "Ilias", findet man hier typische Themen wie Schicksal und Rache. Anyanka bestrafte einst als Rachedämon einen Mann, der sich nun an ihr rächt. Sie muss mit ihrem Glück für vergangene Taten bezahlen und bestraft sich selbst, indem sie wahrscheinlich wieder zu ihrem Dasein als Rachedämon zurückkehrt.

Aber auch die anderen Figuren streben in dieser Episode nach ihrem Glück. Es fängt schon an mit Cousine Carol, die auch mit einem Zirkusartisten mit Hautproblemen ausgehen würde, um nicht einsam zu enden. Oder auch die Eltern Harris, dessen Unglück miteinander wie ein Szenario aus "Eine schrecklich nette Familie wirkt. Willow und Tara dagegen finden sich allmählich wieder und man genießt dieses beruhigende Pärchen in ihren kleinen, aber sehenswerten Szenen. Auch Dawn scheint über die teilweise selbst verursachten Dramen der letzten Monate hinweg zu sein und geht dem Zuschauer nun weniger auf die Nerven. In diesem Fall ist das also ein Glück für alle Beteiligten! Die allseits beliebte Vampirjägerin Buffy und ihr Blutsauger Nummer 2 Spike, haben ihre Affäre zwar kürzlich beendet, aber neigen dennoch zur Eifersucht, was ihre Beziehung zueinander endlich authentischer wirken lässt. Es war eine gute Entscheidung, dass diese vielen Protagonisten der Serie in dieser Episode deutlich weniger Screentime als üblich bekommen haben, da der Fokus auf dem (Alp-)Traumpaar liegen sollte.

Es liegt auf der Hand, dass das tragische Ende von #6.16 Höllische Hochzeit dazu dient, dass sich das Leben aller Scoobies immer weiter verschlechtert, um dann einen Höhepunkt im Staffelfinale zu finden. Doch nach all den Tragödien in der sechsten Staffel, wünscht man sich endlich ein Happy in dem End; da kann auch der gute Ausgleich von Humor und Drama in dieser Episode nichts dran ändern. Und so ist es am Ende Buffy, die dem Zuschauer aus dem Mund spricht mit den Worten: “The whole thing hurts my heart. They were supposed to be my light at the end of the tunnel. I guess they were a train.

Fazit

Man hoffte, man bangte. Endlich müssten die Scoobies doch ihr wohl verdientes Glück finden, doch auch in dieser Episode blieb es aus. Waren aber die Entscheidungen der Vergangenheit durchaus nachvollziehbar, kann man Xander in diesem Fall leider nicht verstehen und man möchte ihm die Hell's Bells nur allzu gerne gegen die Birne schlagen. Es ist nicht einmal das Ende der Tragödie, welches diese Folge nicht perfekt macht, sondern der Weg selbst.

Christof Lange - myFanbase

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