Review: #6.22 Der Retter
Was für ein Ende! Wer hätte zu Beginn der Staffel geahnt, dass diese so enden wird? Es ist so viel passiert und nichts wird mehr so sein wie vorher. Aber das lässt sich eigentlich über jedes Staffelfinale von Buffy sagen.
Buffy
Dass Buffy mit dem eigentlich Ausgang der Episode nichts zu tun hat, ist zur Abwechslung mal ganz angenehm. Nach all der Unsicherheit, den Selbstzweifeln und der Einsamkeit kann Buffy ihren Lebenswillen zurückerlangen, in dem sie Seite an Seite mit ihrer kleinen Schwester kämpft und einen neuen Sinn für ihr Leben entdeckt. Buffy erkennt, dass all ihr Leid eigentlich nichts bedeutet, denn auch wenn sie die Welt bereits zu kennen glaubt, Dawn steht noch ganz am Anfang ihres jungen Lebens. Und als große Schwester ist es ihre Pflicht, Dawns Hand zu nehmen und ihr all die Schönheiten zu zeigen. Dawn muss ohne Eltern aufwachsen und Buffy erkennt im Angesicht des drohenden Weltuntergangs, dass sie Dawns einzige Bezugsperson ist. Und dass es sich für sie zu leben lohnt.
Eine derartige Wandlung hätte ich nicht für möglich gehalten. Und so freut es mich, dass die Autoren darauf verzichtet haben, Buffy als große Heldin zu präsentieren, die mal wieder die Welt rettet. Vielmehr rettet sie sich selbst und findet ihren Lebenswillen wieder.
Freundschaften
Am Ende ist die Folge nichts anderes als ein Hohelied auf die Freundschaft, die alle Hürden zu überwinden vermag. Ja, eigentlich ist es doch immer die Liebe, die über alles siegt. Und sie ist es am Ende ja irgendwie doch, die alles wieder zum Guten wendet und einen Weg aus der Dunkelheit aufzeigt.
Doch zurück zur Freundschaft. Giles ist zurück gekehrt, um seine Freunde zu retten, zur Not auch mit einem ungleich gemeinem Hinterhalt, der sowohl Willow als auch der Welt das Leben hätte kosten können. Anya erkennt derweil, dass sie noch immer ein wichtiges Mitglied der Scoobies sein kann, auch wenn sie sich von Xander getrennt hat. Und Xander erkennt, dass nur er noch Willow aufhalten kann.
Giles Auftauchen in der letzten Folge hat mich wirklich gefreut, allerdings hat es vor allem zu Beginn der Episode fast ein wenig den Anschein, als ob Papa zurückgekommen wäre, um seine wahnsinnig gewordenen Kinderchen wieder zur Raison zu bringen. Ich begrüße Buffys Entscheidung, die Wiedersehensfreude von Giles nicht über all die Probleme zu stellen, die sie nach seinem Weggang durchstehen musste. Sie schenkt ihm sofort reinen Wein ein und macht nicht einmal Halt davor, ihm ihre Affäre mit Spike zu gestehen. Dennoch signalisiert sie ihm, dass er Recht hatte, auch wenn es weh tat. Er hat das Richtige getan, sie ins kalte Wasser zu werfen. Und Willows Fall an die dunkle Seite der Magie hätte er so oder so nicht verhindern können.
Wundervoll ist auch Anyas Wandlung. Eigentlich wurde sie nur aufgrund ihrer Beziehung zu Xander in der Gang geduldet, kann in der schrecklichen Situation mit Willow aber endgültig beweisen, dass die Scoobies ihr nicht egal sind. Sehr schön waren ihre Szenen mit Giles, den sie rührend umsorgt hat, als dieser durch Willows Kräfte beinahe stirbt.
Die dunkle Seite der Magie
Willow hat inzwischen längst den Bezug zu ihrem alten Ich verloren und ist voll und ganz in der schwarzen Magie aufgegangen. Wie Anya so treffend feststellte, geht es schon lange nicht mehr nur um die Rache für Taras gewaltsamen Tod. Wie bereits im Laufe der Staffel angedeutet wurde, kann Magie angeblich süchtig machen und Willow hat längst die Kontrolle über ihr Handeln verloren. Dass Willow schließlich die Welt zerstören will, um alle Menschen vor dem ganzen Leid zu retten, das sie belastet, ist jedoch schon ein wenig merkwürdig und kommt recht überraschend.
Magie als Suchtmittel darzustellen, finde ich ein wenig unglaubwürdig. Schon am Anfang der Staffel wollte mir nicht recht einleuchten, dass Magie aufputschend wirken kann und auch diese Folge finde ich Willows Trip, nachdem sie Giles' dessen magische Energie "entwendet" hatte, recht befremdlich. Dass Magie "süchtig" machen kann, weil man in jeder erdenklichen Situation die Einfachheit der Magie bevorzugt, anstatt sich selbst um eine Lösung zu kümmern, ist die eine Sache. Auf einen regelrechten Trip dadurch zu geraten, der bei Willow fast schon in eine sexuelle Ekstase ausartet, wirkt jedoch etwas fehlplatziert und unglaubwürdig.
Letztendlich dient die ganze Szene aber nur dazu, dass Willow ein neues Ziel vor Augen bekommt. Anstatt Buffy und ihre Freunde zu vernichten, geht es ihr nun darum, die Welt zu "erlösen". Und es scheint, als sei niemand der Hexe gewachsen. Doch verblüffenderweise gibt es denn doch immer noch ein kleines Hintertürchen und das heißt, wie oben schon angedeutet, meist "Liebe". Giles hatte damit gerechnet, dass Willow seine Macht konsumieren wird und hat seine Zauberkräfte "vergiftet", um den letzten Funken Menschlichkeit in ihr empfänglich für Gefühle zu machen. Klingt jetzt etwas eigenartig, aber am Ende gelingt es Xander spielerisch, die wütende Willow aus dem Tal der Schmerzen, der Tränen und der Wut zu holen. Er lässt sich von ihrer Macht nicht beeindrucken und appelliert an ihre Freundschaft, an ihre gemeinsame Vergangenheit und an die Liebe, die er für sie empfindet - rein platonische Liebe versteht sich. Es ist schön, zu sehen, dass am Ende einmal nicht Buffy für die Rettung de Welt verantwortlich ist, sondern ihre beiden besten Freunde das ganz alleine auf die Reihe bringen.
Randerscheinung
Beinahe hätte ich Spike vergessen! Er zieht sich nach Kenia zurück, lässt sich auf irgendwelche Tests ein, die ihn beinahe seine Existenz kosten. Und für was? Für das Wiedererlangen seiner Seele. Ich ahne Schlimmes für die nächste Staffel - es kann doch nicht sein, dass uns hier eine zweite Angel-Storyline vorbereitet wird. Doch man sollte bekanntlicherweise nicht über ungelegte Eier mutmaßen und wir sollten abwarten, was Joss Whedon mit Spike vor hat.
Fazit
Eine recht schwache Staffel, die eher durch exzellente Einzelfolgen glänzen konnte als durch einen roten Faden, findet mit dieser Episode dann doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Wie es jetzt weiter gehen wird, muss die Zeit zeigen. Wird Giles bleiben? Was geschieht mit Spike, sobald er wieder in Sunnydale ist? Und wie werden die Scoobies Willow gegenübertreten, nach allem was passiert ist?
Melanie Wolff - myFanbase
Die Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: GraveErstausstrahlung (US): 21.05.2002
Erstausstrahlung (DE): 16.02.2003
Regie: James A. Contner
Drehbuch: David Fury
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