Bewertung

Review: #4.10 Die Verhandlung

Californication wird kurzzeitig zur Gerichtsserie, denn diese Episode spielt sich titelgerecht fast ausschließlich vor Gericht ab. Damit es aber keine reine Frage-Antwort-Episode wird, sind die meisten Erzählungen aus der Vergangenheit gelungen als Rückblenden eingebaut.

"I'm looking like a fucking FBI-Agent"

Hank Moody macht sich für die Verhandlung bereit und kleidet sich mit einem Anzug. Sein Kommentar dazu könnte passender nicht sein, denn er sah wirklich aus wie Fox Mulder. Hank versucht also seinen Humor zu behalten, dabei überspielt er damit nur seine echte Angst. Dass er sich übergeben muss, zeigt endlich mal, dass Hank sich wirklich Sorgen um das Ergebnis der Verhandlung macht und vielleicht tief in seinem Inneren so etwas wie Reue fühlt. Ob er schon ahnt, was die Verhandlung alles ans Tageslicht führen wird? Eigentlich ist die wichtigste Person, Mia, ja auf seiner Seite. Müsste das nicht überzeugend sein für die Jury? Wir werden feststellen, dass die Staatsanwaltschaft noch einige Eisen im Feuer hat.

"I'm sorry! A female ejaculator"

Charlie Runkle ist der erste im Zeugenstand und dieser offenbart gleich mal Hanks Verhalten im Umgang mit Todd Carr. Dass Hank mit dessen Frau Sandy Carr nur des Rachegedankens wegen geschlafen hat, weil er den Film so mies fand, war allerdings keine Neuigkeit. Der Rückblick war trotzdem ganz nett, zeigte er uns zumindest, in welche Richtung diese Episode gehen wird. Und ganz ehrlich gesagt war die Vorfreude auf Szenen aus der Zeit vor Staffel 1 durchaus sehr groß. Für Hank ist das eher bescheiden, denn in ein wirklich gutes Licht stellen sie ihn nicht. Als Charlie dann auch noch erzählt, wie Hank Bill behandelt hat, muss die Jury auch die letzten Sympathien verloren haben. Tatsächlich auf das Auto zu kacken, ist aber auch enorm widerlich. Man bekommt dadurch vor Augen geführt, wie verletzt und kaputt aber auch kindisch Hank damals schon war.

Abby Rhodes wird als Verteidigerin froh gewesen sein, dass sie nun an der Reihe ist und Charlie mit abgesprochenen Fragen dazu bringen kann, Hank wieder in ein gutes Licht zu führen. Leider geht auch das daneben, denn das einzige, was Charlie einfällt, ist der Dreier, den Hank für ihn in Kauf nimmt. Dass die Jury dies als wichtige Geschichte zu Hanks Freundschaft zu hören bekommt, ist nicht gerade förderlich und Karens Gesichtsausdruck spiegelte auch in etwa meinen dar. Nun muss man aber auch ehrlich sein und sagen, dass Hank in den vier Staffeln wirklich in erster Linie solche Freundschaftsdienste zu bieten hatte. Bei den Proben der Zeugenaussage müssen sie schon lange gesucht haben, bis ihnen eine vorteilhafte Erzählung eingefallen ist. Die Verhandlung fing also gleich mal schlecht an. Zu Charlies Aussage muss noch Hanks Reaktion in der Pause erwähnt werden. Er macht keinerlei Vorwürfe, sondern erklärt sogar, dass er sich gefreut hat, die Geschichte wieder zu hören. Ganz ehrlich, ich fand es auch witzig, besonders wie Charlie sich erschrocken hatte und seine Wortwahl korrigierte.

"What would you do to make it ok again?"

Dass zu dieser Verhandlung auch Bill, Mias Vater, auftauchen wird, war zu erwarten. Die Vorfreude auf diesen Charakter war ziemlich groß, denn hier gibt es doch noch einige Differenzen, die in den letzten drei Jahren einfach nicht betrachtet wurden. Hank und Bill treffen schon vorher zufällig aufeinander und haben ein intensives Gespräch. Hank will sich irgendwie entschuldigen, doch Bill will natürlich nichts davon hören. Er freut sich nur darauf, dass Hank vor Gericht steht und möglichst eine harte Strafe bekommt. Die Wut und der Hass wurden ziemlich gut zum Ausdruck gebracht. Bill wollte es sogar noch umdrehen und Hank verdeutlichen, wie dieser sich fühlen würde, wenn Bill mit Becca geschlafen hätte. Er mag mit dem Vergleich zwar recht haben, aber irgendwie fehlt es Bill auch ein bisschen an der Einsicht, dass er auch Fehler begangen hat. Er hat seiner Tochter keine Grenzen gesetzt und auch das ist ein Grund, wie es dazu kommen konnte.

Bill erzählt dann vor Gericht auch nichts, was Hank zugute kommen könnte. Ganz im Gegenteil. Er eröffnet dem Zuschauer und auch allen Charakteren ein Detail, was den Ausgang der Verhandlung enorm beeinflussen wird. Hank hat Mia schon mal bei Bill Zuhause gesehen. Er war zwar völlig betrunken und die Szenen haben gezeigt, dass er auch noch komplett in die Sonne geschaut hat, aber ob man ihm das glauben wird, bleibt nach all den anderen Geschichten zu bezweifeln. Zumal die Staatsanwaltschaft es auch gut dargestellt hat, dass Hank absichtlich mit Mia geschlafen haben könnte, um Bill zu verärgern. Bill hat jedenfalls alles getan, um eine harte Strafe für Hank zu erreichen.

"I just wanted to go out and get into trouble"

Was für Hank eigentlich sehr hilfreich sein müsste, war die Aussage von Mia. Die unterstützt zwar die Aussage, dass Hank und sie schon mal aufeinander getroffen sind, macht aber deutlich, dass sie sich sicher ist, dass Hank sie im Buchladen nicht wiedererkannt hat. Als sie dann auch noch erklärt, dass sie Hank ihrerseits ausgenutzt hat, um mit ihren Sorgen klar zu kommen, und durch die Poolbegegnung einen Monat zuvor genau wusste, wen sie vor sich hat, müsste man eigentlich erkennen, dass Hank doch eher als Opfer anzusehen ist. Dass er dafür sogar sein Buch aufgegeben hat und sich lange Zeit erpressen ließ, sollte eigentlich auch deutlich machen, dass er zumindest auf diesen Fall bezogen eher unschuldig ist. Die Frage bleibt natürlich, inwieweit die Jury Mia Glauben schenkt, denn die anderen Geschichten stehen dem gegenüber.

"You can't remember, I will never forget"

Was mir nicht ganz klar wurde, war Abbys Strategie gegenüber Karen. Sie fasst ziemlich brutal die Beziehungsgeschichte zwischen Hank und Karen zusammen und lässt es dabei auch bleiben. Wollte sie damit aufzeigen, dass Hank zurecht so unberechenbar ist, weil er von seiner großen Liebe hin und her geschubst wird, oder soll es nur zeigen, dass Karen trotz aller Verfehlungen Hanks immer wieder zu ihm zurück gekehrt ist, weil er doch ein toller, verantwortungsvoller Mensch ist? Das war mir etwas zu kurz gegriffen, aber vielleicht lässt das Abschlussstatement Einblicke in die Strategie zu.

Welche Startegie auch immer Abby fahren wollte, die Erkenntnis, dass Hank Mia schon mal getroffen hat, macht ihr die Verteidigung enorm schwierig. Entsprechend sauer ist sie, weil sie nun vollkommen neu denken muss. Dass Hank es wirklich nicht wusste, ist ihr in dem Moment auch egal. Karen ist auch nur sauer darüber und seit langer Zeit habe ich wirklich mal wieder Mitleid mit Hank. Man kann ihm viele Verfehlungen übel nehmen, aber gerade diese Dinge eigentlich nicht. Karen schafft es da auch regelmäßig, immer die falschen Momente abzugreifen. Der Frust am Ende der Episode ist jedenfalls hoch, die Ausgangssituation hat sich nur noch verschlechtert und die wichtigsten Verbündeten von Hank sind nicht gut auf ihn zu sprechen. Das kann ja noch was werden.

An dieser Stelle ist die Episode vorbei und da kommt dann doch der einzige Kritikpunkt der Episode zum Tragen. So gelungen die Rückblicke auch waren, die Episode hatte durchaus ein paar Längen und hat viele Dinge sehr intensiv betrachtet. Das hatte auch seine Berechtigung, nostalgische Momente, viele Verknüpfungen auch zu älteren Episoden, aber man wurde insgesamt auch ganz schön hingehalten. Denn jetzt wieder eine Woche warten zu müssen, ist schon ganz schön gemein. Wohl dem also, der die Serie am Stück schaut, denn die hiesige Pause ist schon eine derbe Unterbrechung, denn Hank nicht im Zeugenstand gesehen zu haben, fehlt irgendwie. Auch wenn man weiß, dass es noch kommen wird, ist die Episode für mich damit irgendwie nicht komplett.

Fazit

Viele schöne Rückblicke und der Verlauf der Verhandlungen sorgten für witzige Szenen und interessante neue Puzzleteile, die Hank allerdings eher nicht zugute kommen. Das Ende lässt nichts Gutes ahnen. Insgesamt fehlte es der Episode aber etwas an Tempo und man wurde das Gefühl nicht los, dass man als Zuschauer noch eine Weile hingehalten werden soll, weil die Autoren sonst nichts mehr für die letzten beiden Episoden zu erzählen hätten. Irgendwie fühlte es sich also nur wie Teil 1 des dreiteiligen Staffelfinales an.

Emil Groth - myFanbase

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