Bewertung

Review: #6.10 Glaubenskrise

Foto: David Duchovny, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny, Californication
© Paramount Pictures

Nach der famosen Party-Episode schlägt "Californication" quasi zum Durchatmen einen langsameren Takt an und betrachtet in Episode zehn der Staffel fast nur einen Handlungsstrang. So wenig Abwechslung ist neu und auch wenn es starke Momente gab, war die Episode doch etwas zu sehr auf Faith fokussiert.

Suprise

Faith sucht eine neue Bleibe, doch dies wird gar nicht der Schwerpunkt der Episode, denn wie aus dem Nichts kommt eine Nachricht der Mutter und Faith lässt sich dazu überreden, ihre Eltern zu besuchen, weil Hank mitkommt. Wie sich heraus stellt, ist besonders Faith' Mutter streng religiös, was natürlich eine wunderbare, streng katholische Hauseinrichtung zur Folge hat. Auch erklärt man damit, wie Faith so geworden ist, wie sie heute ist. Prinzipiell hat man damit einen interessanten Schwerpunkt gelegt und sehr viel Charakterarbeit in Faith gelegt. Da Hank und sie offenbar doch etwas mehr verbindet als der Spaß am Beischlaf und seinen Varianten, ist diese ausführliche Betrachtung nachvollziehbar, aber sie ist in der Dominanz natürlich äußerst ungewöhnlich. Ich habe doch eine Weile gebraucht, zu akzeptieren, dass sich diese Episode keinem weiteren Thema widmen wird. So ist es für mich auch nur zu erklären, dass ich mich doch eher gelangweilt habe. Es fehlte einfach an Abwechslung, für die Verhältnisse der Serie war die Familie von Faith geradezu normal. Außerdem ist man es gewohnt, dass die Nebencharaktere der Staffel keine große Bedeutung über eine Staffel hinaus erhalten (von Stu mal abgesehen, von dem wir aber noch nicht so viel erfahren haben wie dieses Mal über Faith). Das sind alles Faktoren, die diese Episode zum jetzigen Zeitpunkt sehr unspektakulär daher kommen lässt. Es ist einfach nicht klar, warum man so dermaßen viel Zeit dafür investiert hat. Nun gehe ich davon aus, dass die Autoren natürlich einen Plan haben und sie diese Begründung noch geben werden, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Episode einfach unterdurchschnittlich.

Why can't we just have dinner and talk about the fucking weather

Es gibt aber natürlich trotzdem einige Momente, die man als äußerst gelungen hervorheben kann. Nach eher gemächlicher Vorstellung der Eltern kommt es zu einem sehr herrlichen Diner, wo ungewohnt deutliche Worte fallen, welche die richtige Würze für die Szene hatten. Faith' Mutter hätte man diese Wortwahl nicht zugetraut und der Vater sitzt eigentlich sehr herrlich zwischen den Stühlen und beklagt sich über fehlende Normalität. Diese Szene hat meine Aufmerksamkeit für die Folge zurück gewonnen (nach dem überflüssigen Ausflug zuvor), weil es dann doch etwas mehr Pepp brachte, doch irgendwie wurde man auch hier das Gefühl nicht los, dass Vieles im Keim erstickt wurde und der Anlauf war auch ziemlich lang. Trotzdem haben Faith' Eltern eigentlich eine wunderbare teils engstirnige teils freidenkerische Haltung, die schöne, kleine Momente zu bieten hatte.

Who says dreams don't come true

Sehr gelungen fand ich auch Hanks Bezugnahme auf seine Träume, die seit der ersten Staffel immer mal wieder aufkreuzen und nun sicherlich so kalkuliert war werden. Eine (ehemalige) Nonne befriedigt ihn oral in der Kirche. Lässt sich das jetzt als Zeichen interpretieren, dass Faith für Hank diejenige welche werden könnte, weil sie in die Rolle eines zentralen, wiederkehrenden Symbols tritt? Auf jeden Fall macht Faith Hank sehr glücklich und ich bin immer mehr geneigt zu sagen, wenn nicht Karen, dann kann ich mich mit Faith wohl auch längerfristig arrangieren. Doch am Horizont bilden sich schon erste Gewitterwolken, denn Faith träumt auch, nur leider nicht von Hank sondern von Atticus. Das ist schon ziemlich bitter und ein Stück weit schockierend. Sie ist offenbar doch eher von Musikern fasziniert. Wie wird Faith aber damit umgehen? Hört sie auf ihr Unterbewusstsein oder tut sie es als Albtraum ab? Ich fände es eigentlich sehr spannend, wenn Hank durch Faith mal einen herben Schmerz empfinden muss.

We should let her go.

Eine kleine Umrahmung der Episode gab es dann aber noch, die nichts mit Faith zu tun hatte, zumindest nicht direkt. Becca möchte gerne ins Ausland und schockiert damit ihre Eltern. Karen ist der Idee zumindest nicht gänzlich abgeneigt, während Hank nicht mal darüber nachdenkt und entschieden ablehnt. Überhaupt war er in der Eröffnungsszene ziemlich vorlaut und respektlos. Nun hat der Besuch bei Faith' Eltern aber seine Haltung zum Vater-Tochter-Verhältnis geändert. Hank kann also immer noch lernen, vor allem, wenn es um seine Tochter geht. Er nimmt sich ein Herz und will Becca ziehen lassen. Insofern hat die zu große Schwerpunktsetzung auf Faith' Familie immerhin bewirkt, dass Hank einen ziemlich großen Schritt in seiner Entwicklung macht, einen Schritt, den man wahrscheinlich noch mehr wertschätzen kann, wenn man selbst eine nach Freiheit strebende Tochter hat. Insofern hatte die Episode ihre guten Seiten und kleine, aber wichtige Entwicklungen in die Wege geleitet. Trotzdem war es für die Verhältnisse der Serie zu bodenständig und dann doch ungewohnt langatmig.

Fazit

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich nicht erinnern kann, mich bei einer Episode von "Californication" phasenweise jemals so sehr gelangweilt zu haben. Es fehlte über weite Strecken an Pepp, es gab zu wenig Abwechslung und letztlich eine zu starke Fokussierung auf einen Nebencharakter. Für meine Begriffe hätte man das alles auch mit weniger Screentime umsetzen können, aber vielleicht eröffnet sich in den nächsten Episoden noch, warum die Umsetzung in dieser Form gerechtfertigt war. Ich hoffe jedenfalls, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm der letzten beiden Episoden der Staffel ist.

Emil Groth - myFanbase

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