Review: #3.20 Freund oder Feind?
Coles Situation in der Gefangenschaft der Bruderschaft spitzt sich mehr und mehr zu. Sein ehemaliger Mentor Raynor versucht auf manipulative und fiese Weise einen Keil zwischen Cole und Phoebe zu treiben. Währenddessen kommen auf die an der Passstelle gestressten Piper zusätzliche Sorgen auf, als sich ihre Zauberkraft explosiv erweitert. Prue wird ihrem Part als toughe ältere Schwester äußerst gerecht und steht Phoebe und Piper stützend zur Seite.
Der Charakter Cole erwies sich gleich im Staffelauftakt zur dritten Staffel von Charmed als wahrer Triumph. Die Idee einem dämonischen Wesen eine auf Emotionen anfällige, menschliche Seite zu geben ist schlichtweg genial. Es lassen sich aus dieser Tatsache heraus gute Storylines umsetzen, das die Autoren bislang ganz gut zu nutzen wussten. Und in dieser Folge #3.20 Freund oder Feind? ergibt dies einen neuen Höhepunkt im Verlauf dieser Staffel, die sich langsam schon Richtung Finale neigt.
Die Bruderschaft verzeiht nicht
Zuletzt in der Episode #3.19 Die Bruderschaft versuchte Cole beinahe krampfhaft seiner Phoebe zu beweisen, wie sehr er sich bereits zum Guten wendete. Um seine Spuren zu verwischen, aber auch aus gutem Zwecke, um die Pläne seiner früheren Bruderschaft zu durchkreuzen, tauchte er dort auf. Das Vorhaben schien aufzugehen, doch letztendlich wurde Cole überrascht und in Gefangenschaft genommen. Die offene Frage blieb, was nun mit Cole geschehen würde, was hier spannungstechnisch auf feinster Weise weitergesponnen wird.
Verständlicherweise wird ein ehemals erfolgreicher Dämon, der einige Hexen tötete, nicht einfach aufgrund des Verrates ermordet. Ich musste schmunzeln, als das naiv wirkende Bruderschafts-Mitglied Tarkin mit diesem Vorschlag kam. Coles früherer Mentor Raynor (verkörpert von Gastdarsteller Ian Buchanan) hat einen weitaus finsteren Plan parat, der mit geschickten manipulativen Tricks, sehr seiner clever und charismatisch wirkenden Ausstrahlung gerecht wird. Cole hat auf der Seite des Guten viel wertvolles Wissen gesammelt, das Raynor nun zur Vernichtung der guten Hexen nutzen möchte. Mir gefällt es sehr, dass hier ein dämonischer Charakter sehr intelligent gezeichnet wird und dieser Ansatz der gesamten Storyline eine gewisse Unvorhersehbarkeit gibt. Mithilfe des Gedankenlesens, aber auch seiner ehemaligen Aufgabe als Mentor, weiß er natürlich Bescheid, wie er Cole in eine bestimmte Richtung führen kann. Das nutzt er geschickt aus, um in ihm das Gute zu zerstören und letztendlich die Liebe zu Phoebe.
Lange Zeit wird man jedoch etwas an der Nase rumgeführt. Phoebe durchschaut nach Coles Bericht schnell, was Raynor beabsichtigt. Sie stärkt ihm den Rücken und kann sogar Prue schnell davon überzeugen, dass die Hexe Leeza keinesfalls durch Cole verbrannt wurde. Ja, man sieht schon das Happy End vor sich, ehe eine geschickte Wende eingeleitet wird. Raynor ist im Besitz der Seele von Coles Vater. Und seit der Episode #3.09 Besessen wissen wir, dass Coles Vater zur guten Seite zählte und ein Mensch war. Somit ist hier auch nachvollziehbar, dass Raynor dadurch ein sehr effektives Druckmittel gegen Cole in den Händen hat. Dennoch ist es erstaunlich, wie gefestigt Coles Liebe zu Phoebe bereits ist. Er gerät zunehmend in einen Kampf zwischen seiner guten und bösartigen Hälfte. Julian McMahon gibt das schauspielerisch sehr gut zur Geltung. Ich behaupte, dass in dieser Episode Coles Figur für die meiste Tiefe sorgt und man mit ihr regelrecht mitfiebert. Man wünscht sich, dass alles ein gutes Ende nimmt, doch es kommt anders. Bedingt durch eine weitere Manipulation bringt Raynor Cole dazu, die andere Hexe Jenna zu töten und Phoebe sieht das aus einem missverständlichen Kontext, was das Vertrauen letztendlich zerstört. Raynor hat seinen Plan letztendlich verwirklicht, doch bezahlt dafür mit dem Leben, als Cole ihn aus Rache am Schluss vernichtet.
Nicht unbeachtet will ich Phoebe belassen, die ich die gesamte Episode hätte in die Arme nehmen können. Ihr Vertrauen scheint auf lange Zeit unerschütterlich, doch eine fiese Situation, die sie missversteht, führt dennoch dazu. Es ist auch verständlich, dass sie am Schluss dermaßen handelt. Am Ende bleibt jedoch die offene Situation, ob Phoebe über Cole hinweg kommen wird? Wird sie in ein seelisches Tief verfallen nach dem Verlust? Hier wurde eine gute Grundlage für eine weitere emotionale Storyline kreiert.
Der Kampf um die verteilten Amuletthälften
Die Amulette spielen eine absolut untergeordnete Rolle, obwohl sie doch so sehr als machtvoll bezeichnet wurden. Das scheint hier dann doch nicht zu sein. Es kam zumindest weniger rüber. Denn Leeza wird ihre Amuletthälfte schnell durch Balthasar abgenommen. Auch bei Janna funktioniert das sehr einfach. Ein Energieball wird kurz darauf geworfen und der Schutz des Amulettes ist daraufhin zerstört. Auch finde ich, dass es den Dämonen sehr einfach fiel, die beiden Hexen zu finden. Da machte es gar keinen wirklichen Sinn, die Amuletthälften zu verteilen. Das sind aber winzigsten Ungereimtheiten, die der Episode nicht schaden können, wie ich finde.
Von der Hexe Leeza bekommt man nicht viel zu sehen. Janna dagegen wirkt äußerst symphatisch und ihre Vernichtung war dann auch recht emotional. Man schaffte es in kürzester Zeit, sich für diesen Charakter zu erwärmen, als sie besonders mit Phoebe beim Zaubertrank für Coles dämonische Entmachtung mitwirkt. Aber auch Piper kann sie etwas besänftigen. Janna wäre als Halliwell-Freundin eine ideale Charaktereinführung für längere Zeit gewesen. So bleibt hier das Gastschauspiel, von Rachel Luttrell als Janna, ein kurzes, sehr symphatisches Ereignis.
Piper und die erweiterte Gabe, Molekülschwingungen x-beliebig zu beschleunigen
Der arme Leo, so denke ich mir es manchmal. Piper ist ja als Charakter wirklich sehr liebenswert und süß aber ihre Phasen, in denen sie so rumnörgelt, sind bestimmt schwer zu ertragen. Anfangs wirkt die Gute noch ziemlich locker und kaltschnäuzig, als sie, vorhat für Leos Reisepass ein paar Dokumente zu fälschen. Übrigens genial wie hier Dan Gordons gefundene Akten nochmals zur Geltung gebracht werden. Doch an der Passstelle flippt Piper beinahe aus, da Leo ihr ständig ins Gewissen redet. Derweil hat er Recht. Wenn es mit der Fälschung auffliegt, kann das unschöne Konsequenzen haben.
An der Passstelle ändert sich die Nebenstoryline dann auf explosive Weise. Aus Wut heraus sprengt Piper aus Versehen die Uhr und ihr einziges Kommentar darauf ist ein kurzes "oh oh". Manche wären da bestimmt panisch weggerannt. Doch die meisten blieben nach der Sprengung der Uhr äußerst entspannt. Piper dagegen hat im gesamten weiteren Episodenverlauf enorme Schwierigkeiten, mit der erweiterten magischen Kraft zurecht zu kommen. Während Prue damals in #2.09 Zwischen Himmel und Hölle ziemlich entspannt wirkte, als sie plötzlich die Astralprojektion erhielt. Allerdings ist die Gabe, Moleküle zu beschleunigen bis sie explodieren, weitaus kraftvoller. Ich weiß nicht ob ich das können will? Ich denke es ist besser so, dass das niemand kann. Eine enorme Verantwortung kommt da auf Piper zu. Eine falsche Handbewegung und schon ist etwas oder jemand in tausend Stücke zersprengt.
Die toughe Prue
Prue durfte in dieser Episode auch gleich einen Ausrutscher von Pipers neuer Kraft am eigenen Leibe spüren. Pipers erster Versuch, Tarkin zu sprengen, geht gründlich daneben und schlägt dabei ihrer älteren Schwester den Schrank auf den Kopf. Hier wäre noch ein "oh oh" angebracht gewesen. Wobei Piper hier eh ganz süß reagiert hat.
Zu Prue selbst gibt es diesmal nicht Vieles zu sagen. Man kann jedoch wiedermal ihre kämpferische, toughe Art genießen als sie die Dämonen gegen die Felswand schleudert. Zudem fällt ihr sehr loyales, stützendes Verhalten ihren Schwestern gegenüber auf. Auch bei ihr ist es letztendlich sehr schade, dass Cole in ihr das Vertrauen zu ihm zerstört. Seit #3.05 Die Dämonenfalle weiß man, wie schwer sich Prue tat, mit ihm klar zu kommen. Sie war die treibende Kraft, die ihn schnell vernichten wollte. Doch seit sie in der Vorfolge Cole vertraute, konnte man einen entscheidenden Charakterschritt bei ihr feststellen. Auch diese Episode schenkte sie Cole sehr lange Glauben, doch am Ende ist davon nichts mehr übrig.
Fazit
Coles Gefangenschaft bei seinen früheren Verbündeten bestimmt die Hauptstory, die sehr spannend, actionreich und emotional umgesetzt wurde. Man hofft ständig darauf, dass Phoebe Cole retten kann, doch es endet für die zwei dramatisch. Pipers Nebenstrang bezüglich ihrer Kräfteerweiterung sorgt zudem für humorvolle, interessante Szenen. Für mich eine sehr runde, in allen Details überzeugende Episode.
Samuel W. - myFanbase
Die Serie "Charmed - Zauberhafte Hexen" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Exit StrategyErstausstrahlung (US): 03.05.2001
Erstausstrahlung (DE): 17.10.2001
Regie: Joel J. Feigenbaum
Drehbuch: Daniel Cerone
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