Review: #2.02 Hexenjagd
Die vorherige Folge #2.01 Abraxas fiel als Staffelauftakt bereits sehr stark aus. Und nun steht das nächste Episoden-Highlight an. Es sollte definitiv nicht das letzte im weiteren Verlauf dieser Staffel und der Serie insgesamt bleiben. Dominierende Themen sind diesmal der persönliche Vorteil und Vergeltung, welche im Rahmen einer Zukunftsreise und spannenden Story zur Geltung gebracht werden. #2.02 Hexenjagd sticht auch deshalb hervor, da es für eine familienfreundliche Serie mit einer Altersfreigabe von 12 Jahren ungemein heftig zur Sache geht. Phoebe sieht in einer Vision, wie sie zukünftig verbrannt wird, und ergreift mit ihren Schwestern die Möglichkeit, mittels Zauber sich in die Zukunft versetzen zu lassen. Das Ziel ist es zu verstehen, wie es soweit kommen würde und das Schicksal abzuändern. Auch auf Prue und Piper warten jedoch wichtige Lektionen, als sie nach dem Zauber sehen, wie sich ihre eigene Zukunft entwickelte.
Das Karrierebiest
Prues Part sorgt für die amüsantesten Szenen in dieser ernst gehaltenen Folge. Kaum in der Zukunft angekommen, steht sie plötzlich mit einem super erfolgreichen Karriereverlauf da, besitzt mehrere Auktionshäuser und dazu blonde Haare. Nebenbei passen diese rein gar nicht zur ihrem Taint und es ist fraglich, ob die Macher das mit Absicht so inszenierten. Die bleiche Prue mit blonden Haaren und dann noch dieses witzige Lederoutfit dazu. Da muss sie wahrlich in eine Sinnkrise geraten sein, denn die Prue in der Gegenwart würde sich niemals so zeigen. Dabei gilt aber zu beachten, dass ihr erfolgreicher Karriereaufstieg und das Umfeld dazu, mit Einfluss hatten. Natürlich auch die Situation bezüglich Phoebe und andere Entwicklungen.
Die zweite Überraschung stellt Prues Skrupellosigkeit dar, welche durch die witzig und arrogant zur Geltung gebrachte Assistentin zur Sprache kommt. Im bisherigen Verlauf habe ich Prue durchaus als kämpferisch, streng und zielstrebig wahrgenommen aber nicht unbedingt als skrupellos. Zumal sie auch als die fürsorgliche große Schwester gilt. Da zeigt sich mal wieder schön, wie sehr man sich in den Jahren doch verändern kann. Prue sieht man in der Folge an, dass sie mit der Entwicklung nicht glücklich ist. Trotz der witzigen Momente im Büro, punktet vor allem der nachdenkliche Moment mit Piper. Etwas klischeehaft ist es möglicherweise zu zeigen, dass eine erfolgreiche Karriereperson parallel verstärkt ohne zufriedenstellendem sozialen Umfeld und für den Erfolg zu allem bereit ist. Aber komplett die Unwahrheit stellt es auch nicht dar. Nicht bei allen hat der enorme Erfolg und das viele Geld dazu eine gute Charakter - und Lebensentwicklung parat. Mir gefällt die Umsetzung dieser Nebenstory sehr gut, da sie ebenso zum Nachdenken anregt.
Zerbrochenes Eheglück
Bezüglich der gezeigten Situation von Piper und Leo in der Zukunft, finde ich den weiteren Verlauf zu #1.21 Wächter der Dunkelheit sehr gekonnt dargestellt. Wir erinnern uns zurück als Leo fast starb, Piper sich die Liebe eingestand und ihn dadurch rettete. Und um nicht egoistisch zu sein verweigerte, dass Leo seine Berufung aufgab. Sie müssen wohl im weiteren Verlauf einen Weg gefunden haben, da es zur Ehe kam. Doch genau Leos Wächter des Lichts-Dasein hat die Ehe zerbrechen lassen. Wobei es nicht sicher ist, inwieweit Phoebes Schicksal und die Streitigkeiten bezüglich der Zauberei ihrer gemeinsamen Tochter darauf auch Auswirkungen hatten. Doch die Kommunikationsschwierigkeiten werden wohl mehr der Grund gewesen sein. Dass Piper dann sozusagen mitten in diese dramatische Situation hineinplatzt, wirft ihr natürlich jede Menge Fragen auf. Ebenso dem Zuschauer, der sich wohl auch darüber freut, Piper mit einer Tochter zu sehen. Aber gleichzeitig ist man traurig darüber, wenn man den traurigen Leo sieht und bei den Gesprächen der beiden. Besonders die Szene, als Piper beabsichtigt, Melinda die magischen Kräfte zu blocken und Leo auftaucht, hat mir eine Gänsehaut bescherrt. Hoffentlich findet Piper einen Weg mit einem Mann und am besten mit Leo glücklich zu werden und nicht in einer kaputten Ehe zu landen.
Vergeltungen
Es erstaunt mich schon immer wieder, wenn man in eine sonst sehr leichtfüßige Familienserie, ein derart ernstes Thema wie die Todesstrafe einbringt. Dass die Macher der Serie für die Todesstrafe sind, könnte man durchaus in Phoebes Situation hineininterpretieren. Andererseits könnte es auch keinen weiteren Hintergrund haben und lediglich an die Story angepasst sein. Schließlich steht das Thema persönlicher Vorteil im Mittelpunkt und die Lektion dazu, welche die Hexen ereilt. Auch bei Prue und Piper wird dieses Thema eingebracht, als sie mehrere Zaubersprüche im Buch der Schatten finden, welche ganz klar zur Bereicherung und eigenem Vorteil gedacht sind. Übrigens ein guter Schachzug der Autoren Regeln einzubringen, was die Hexensituation verkompliziert. Die Halliwell-Schwestern können also doch nicht so einfach machen was sie wollen.
Was mich beim Hauptplot um Phoebe neben der großen Spannung so sehr fasziniert, ist die Parallelstellung zwei gleich schlimmer Situationen, die jedoch auf mich unterschiedlich inszeniert wirken. Phoebe, die jemanden umbrachte, da er einen wichtigen Menschen in ihrem Leben tötete und damit davonkam. Auf der anderen Seite der Nachbar, der in der gezeigten Zukunft Staatsanwalt ist und mittels Verfahren Phoebes Tat mit dem Tod bestrafen lässt. In Phoebes Fall kann es zu leicht passieren, das man dies als gerechtfertigt ansieht, während der Staatsanwalt als das große Böse in der Folge hervortritt. Man spielt hier sehr geschickt mit der Opfer - und Täterrolle und mit der Moral. Die arme eingesperrte und zum Tode verurteilte Phoebe, die die Welt nicht mehr versteht. Und der böse Staatsanwalt mit seinen Drahtziehern im Hintergrund. Fakt ist jedoch, dass beide Szenarien schlimm sind. Allerdings sind die Motive dann doch irgendwo unterschiedlich. Phoebes Mord scheint aus der fälschlichen emotionalen Reaktion entstanden zu sein. Der Staatsanwalt zielt darauf ab, beliebter zu werden und weiter nach oben zu kommen und sieht die Todesstrafe als berechtigt an.
Phoebes Einsicht am Schluss ist durchaus nobel, doch empfinde ich dies etwas zu realitätsfern. Außer sie hat da den tieferen Sinn der Zukunftsreise durchblickt, was ich wirklich denke. Denn sonst wäre der Überlebensinstinkt zu stark und sie hätte sich wohl durch ihre Schwestern retten lassen. Übrigens sind die gewachsenen Kräfte der Schwestern ein weiterer Pluspunkt und macht Lust auf die weitere Entwicklung.
Fazit
Die Episode ist deshalb so stark, da sie enorm zum Nachdenken anregt und natürlich sehr spannend ist. Der Humor findet besonders in Prues Nebenstory Platz, doch die Emotionen dominieren. Pipers Situation ist sehr herzzerreißend, während Phoebes einfach nur krass ist.
Samuel W. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Morality BitesErstausstrahlung (US): 07.10.1999
Erstausstrahlung (DE): 16.09.2000
Regie: John Behring
Drehbuch: Zack Estrin & Chris Levinson
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