Der Feind im eigenen Bett - Review Staffel 3
Flirtphase
Diese dauert storytechnisch etwa bis zur Episode #3.06 Macht der Gefühle an, ehe zwischen Cole und Phoebe ein entscheidender Schritt durch Sex in der Folge passiert. Man führt hier drei Storylines parallel, was sehr geschickt zur Geltung kommt. Coles Pläne, die er schmiedet, was ich mit besonderem Interesse verfolgte. Auf der anderen Seite Prue, die sich gegen die Triade als Hauptperson stemmt. Und dann ist da noch Phoebe, die von Alyssa Milano herrlich unbeschwert und vergnügt bestens zur Geltung gebracht wird. Wie es eben so ist in der Schwärmereiphase hat sie hauptsächlich nur Cole im Kopf. Mag mich Cole? Was soll ich tun bezüglich Cole? Wo ist Cole? Warum ruft mich Cole nicht an? Cole, Cole, und nochmals Cole. Der Unterschied bei Phoebe ist zu Piper ganz deutlich herausgearbeitet worden. Piper ist in der Flirtphase absolut süß, aber zurückhaltender und man hat den Eindruck gewonnen, abgeklärter. Phoebe dagegen ist wirbelig, sehr offenherzig und man darf als Zuschauer an ihrer Gefühlsachterbahn direkt teilhaben. Prue im Vergleich übrigens mit Andy oder Jack war eher zerstreut und in der ablehnenden (vorsichtigen) Haltung. Bei all dem Trubel um Cole, geht bei Phoebe kritisch bemerkt, die Handlung mit der Kräfteerweiterung sehr nebensächlich her, als sie plötzlich levitieren kann. Dazu ist sie mit den Gedanken wirklich ganz wenig bei der Triade-Sache oder bei den Unschuldigen. Sie macht zwar ihre Pflichten, kann man sagen, doch der Kopf ist dauernd bei Cole. Sehr realistisch jedoch ist dies umgesetzt und bringt Heiterkeit als Gegensatz zu der an dieser Stelle noch finsteren Planerei bei Cole.
Verbliebtheitsphase
Da drehen die Autoren gekonnt die Handlung und Alyssa Milano wird als Schauspielerin auch ganz schön gefordert. Als Phoebe die Schuppen von den Augen fallen und sie bemerkt, dass mit Cole gewaltig etwas nicht stimmt. Als sie daraufhin sein Geheimnis entdeckt, erleben wir dramatisch herrlichst inszenierte Momente und den Beweis, wie gut auch Milano darin im Schauspiel ist. Sie kann mehr als die offenherzige, humorvolle Phoebe inszenieren. Das ist an dieser Stelle zwar nicht unbekannt, hatte sie doch in "Charmed" auch schon dramatischere Szenen, aber hier wird Phoebes emotionale Seite verstärkt hervor gebracht. Und natürlich kann ein verliebter Mensch einen anderen schon dreimal nicht umbringen, der einem die Gefühle kurz davor direkt ins Gesicht sagte. Das bringt Phoebe natürlich in eine gewaltige Krise mit sich selbst und mit ihren Schwestern ebenfalls. Alles was ihr da vorerst zurück bleibt, ist ein schlechtes Gewissen, und die geringe Hoffnung in das Gute von Cole. Und der Handlungsstrang weist mehrere geschickte Verknüpfungen auf. Prue, die recht hatte bezüglich der Triade-Attacke, ihre große Enttäuschung Phoebe gegenüber wegen der großen Lüge, das Unverständnis. Cole, der hin- und hergerissen ist und mit der Tötung der Triade jede Menge riskiert. Und eine leidende Phoebe eben.
Zerreißprobe
Einen dritten Antrieb erhält der große Handlungsbogen, nachdem Phoebe und Cole als Paar bereits zusammengekommen sind. Coles Absicht seiner Vergangenheit zu trotzen, den Dämon in sich abzulegen, ist nobel, ohne Frage. Doch der Schuss geht gewaltig nach hinten los und die Vergangenheit holt ihn wieder mehr ein, anstatt dass er sie abschütteln kann. Phoebe hat die Situation inne, dass sie Coles Probleme zu ihren eigenen macht. So zieht sich die Story auf emotional fesselnde, achterbahnmäßige Weise ins Staffelfinale hin. Die beiden gewinnen sich erst, verlieren sich in #3.20 Freund oder Feind? dann leider und ausgerechnet als alles androht auseinanderzufallen, gibt es einen neuen Annäherungsversuch von Phoebe. Als die Herausforderung besonders groß ist, ist Phoebe am falschen Platz, um das Band zu Cole wieder zu erneuern. Es mag ihr gelingen, doch es wird auch im Ausblick der neuen Staffel bei Phoebe und Cole, wohl bei der Zerreißprobe bleiben.
Prues schicksalsträchtiger weiterer Verlauf
Sie galt und gilt auch hier verstärkt als die Kick-Off-Schwester der Drei. Die Starke, die sich aller Herausforderung hingibt. Der Kampfgeist ist weiterhin faszinierend bei Prue, die spannender Weise mit guter Beobachtungsgabe hinter die Pläne der Triade und von Cole kommt. Doch die Herausforderungen lauern auch besonders für Prue hinter jeder Ecke. Es gibt einfach keine Ruhe zu vernehmen und so gerät sie in #3.04 Das Zeitportal in die Vergangenheit, um mit ihren Schwestern ihre Ahnenreihe zu retten. Daraufhin in #3.05 Die Dämonenfalle durch eine P3-Angestellte in Todesgefahr und in #3.06 Die Macht der Gefühle wird sie beinahe von ihren eigenen Gefühlen und der anderen erdrückt. Mit der Auflistung dieser Episodenbeispiele will ich veranschaulichen, dass für Prue, wie auch ihre Schwestern, ständiger Kampf angesagt ist. Was man im Falle der ältesten Halliwell-Schwester schön mitberücksichtigt ist a), dass auch sie nicht immer in jedem Moment stark sein kann und ihr b) besonders in Staffel 3 die Liebe/das Privatleben zum Ausgleich fehlt. Das geht an ihr keinesfalls spurlos vorbei und in #3.15 Trauung mit Hindernissenverliert ausgerechnet Prue völlig die Fassung. Ihre Astralfähigkeit in aller Ehre, aber ich denke zu diesem Zeitpunkt wird sie darauf keinen Stolz empfinden können, ruiniert sie doch beinahe komplett Pipers Hochzeit. In vielen Fällen, wie im lustigen Todessünden-Szenario, ist Prue aber diejenige, die eben als härteste Nuss gilt. Abgeklärt, ja richtig hochmütig teilweise und mit voller Willenskraft stellt sie sich den Dämonen und anderen Problemen.
Bei Prue fiel mir aber nun verstärkt auf, dass sie außenhin, bezogen auf Probleme beeindruckend stark gilt. Doch was ihre eigenen betrifft, hat sie zuwenig das Augenmerk darauf gerichtet. Das wird besonders gut in der Episode #3.16 Der Tod siegt immer deutlich, als sie da endlich den Tod ihrer Mutter zu akzeptieren lernt und dies auf die harte Weise. Die Autoren haben in Prues Charakterentwicklung nicht versäumt, diesen Aspekt näher hervorzubringen. Immer musste sie die Familie versorgen, beschützen und für außen alle da sein. Das hat ihre eigene Reflektionsgabe, der Blick auf sich selbst, sehr unterentwickelt. Es wäre durchaus interessant gewesen zu sehen, wie sich ihr Charakter weiter entwickelt hätte, mal abgesehen von ihren Kräften als Hexe. Doch leider erleben wir in dieser Staffel ein besonders schicksalsträchtiges, schockierendes Finale. Prue stirbt nach all den Kämpfen, ihrer Fürsorge zur Familie und den großen Sympathien der Zuseher. Vielleicht mochten die einen ihre überhebliche Art nicht oder, dass sie zu viel im Mittelpunkt gestanden hatte. Doch ich finde diese Details nicht unplausibel eingebracht. Prue musste als Charakter hin nach außen wirken, viel präsent und stark sein, um ihre Familie zu schützen. Inwieweit das storytechnisch erzählt wurde, oder Shannen Doherty als eine der bekannteren Schauspielerinnen in "Charmed" dies der Grund war, ist hierzu schwer einzuschätzen. Definitiv werde ich Prue vermissen und hätte sie viel länger noch in der Serie gerne gesehen. Das sehr gelungene, als Episode hervorstechende Staffelfinale, erreichte dadurch einen traurigen Höhepunkt und die ungewisse Zukunft des weiteren Serienverlaufs.
Auffälligkeiten am Rande
Es fällt stark auf in dieser Staffel, dass die beruflichen Angelegenheiten de Schwestern rapide in den Hintergrund gerückt sind. Man sieht zwar, dass Phoebe erfolgreich im Studium ist. Dass Prue weiterhin tolle Fotoshootings an Land ziehen kann, währenddessen Pipers Club P3 nebenher ganz gut läuft. Näher darauf eingegangen wird aber kaum, was beim Fokus auf den Beziehungen und Verstrickungen mit der bösen Natur, wohl einfach nicht mehr drin ist.
Ebenso sticht hervor, wie sehr sich die "Freund oder Feind?"-Frage intensiviert
hat. Von Beginn weg der Serie mussten sich die Schwestern Gedanken machen, doch so undurchsichtig wie nun, erschien das Böse noch nie. In ganz vielen Episoden spiegelt sich die Frage, wem sie trauen können. In #3.09 Besessen haben sie mit Pipers spannender Situation sogar den Feind in den eigenen Reihen. Helfen in #3.10 Wenn der Eismann kommt dämonischen Kindern zur Befreiung, was sich als böser Fehler erweist. Insgesamt sind nun die privaten Erlebnisse der Schwestern, die Liebessituationen noch näher an das Böse rangerückt, was für viele spannende Rätselmomente sorgt.
Fazit
Staffel 3 hat zwar nicht nur brillante Episoden parat und braucht anfangs in der Gesamtbetrachtung ein bißchen Anlauf. Doch dann geht es sehr fesselnd zur Sache. Emotional wird man als Zuschauer gleich in mehreren Storylines mitgerissen. Man fiebert mit Piper und Leo mit. Erlebt da dramatische Momente, Bewährungszeiten und mehr Heiterkeit gegen Ende der Staffel. Prue dagegen ist der Spannungsträger, da sie sich am meisten um die Bösewichte kümmert. Doch ihre charakterliche Entwicklung ist genauso überzeugend.
Hauptsächlich im Fokus und am meisten Drive der Staffel verpasst das entstehende Verhältnis von Phoebe mit dem gefährlichen Feind der Familie Cole. Phoebe wird gleich in einen, nicht mehr zu stoppenden Gefühlsstrudel gerissen, wie auch der Zuschauer. In "Charmed" hat man verstärkt persönliche Details mit dem Mysteriebereich verschmelzen lassen, was die Staffel ganz schnell zu einer der allerstärksten werden lässt.
Samuel W. - myFanbase
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