Bewertung

Review: #5.09 24 Stunden

Die ersten Episoden der aktuellen fünften Staffel von "Chicago PD" haben ein sehr stringentes Erzählmuster gezeigt, wo neben dem Fall der Woche immer der Fokus auf einer der Hauptfiguren gelegt wurde. Seit der fünften Episode aber erweitert sich das Erzählfeld wieder und das gipfelt nun im Midseason-Finale.

Zum einen geht es um Jay Halstead, der seit zwei Folgen mit Schlafproblemen zu kämpfen hat und dann undercover ermittelt hat, weil die Verdächtigen, wie er selbst, für das Heimatland im Einsatz waren. Seitdem scheint Jay nicht mehr er selbst zu sein. Überraschenderweise wurden die Nachwirkungen der Ermittlungen gegen ihn wegen des Barkampfs undercover nicht thematisiert. Dafür sah man ihn plötzlich wieder mit der Schwester von Luis Vega, Camila, mit der er geflirtet hat, um an ihren Bruder heranzukommen. Nach dessen Tod stand Jay ihr bei und das scheint er für den Zuschauer bis dato unbemerkt fortgeführt zu haben. Auffällig ist dabei nur, dass Jay sie über die wahren Zusammenhänge ihres Kennenlernens immer noch im Dunklen lässt, da sie ihn noch Ryan nennt. Ich war wirklich überzeugt, dass Camila schon vom Erdboden verschluckt sein würde. Dass sie jetzt noch ein Teil des Geschehens ist, lässt mich schlimmes für Jay ahnen. Zum einen dürfte klar sein, dass Camila nicht erfreut sein wird, wenn sie die Wahrheit über ihren Liebhaber erfährt, zum anderen scheint Jay derzeit dem Alkohol sehr zugetan zu sein, so dass er sich in einer logischen Abwärtsspirale befindet. Ich hoffe wirklich, dass seine Kollegen davon rechtzeitig Wind bekommen und ihm beistehen.

Das zweite Thema wird in Form von Kim Burgess nur relativ kurz angesprochen. In der letzten Folge hatte sie sich für Ermittlungen gegen ihren Freund und für ihre Kollegen entschieden, so dass er ihr schwer enttäuscht die Tür vor der Nase zugeschlagen hat. Adam Ruzek erkundigt sich bei ihr, wie sich ihr Verhältnis seitdem entwickelt hat und Kim scheint keine Hoffnung mehr zu haben. Vielleicht ist das auch nur so eine Taktik wie bei Camila, die urplötzlich wiederauftaucht, aber ansonsten denke ich, dass damit das Kapitel der Beziehung von Kim und Matt Miller beendet ist.

Den größten Teil dieser Folge nimmt aber Adam ein, der sich immer noch im emotionalen Zwiespalt befindet, ob er sich angesichts der Erpressung durch Denny Woods für seine Schwester und seinen Neffen oder für seine Kollegen entscheidet. Woods erhöht diesmal den Druck und gibt eine Deadline vor, bis wann er etwas gegen Hank Voight in der Hand haben will, weil er ansonsten aufdeckt, dass Adam einen Polizeibericht gefälscht hat. Man merkt deutlich, dass Adam immer mehr ins Schwitzen gerät. Dennoch wägt er immer wieder das für und wider ab. Er platziert zwar – wie von Woods gefordert – Geld an einem Tatort, versucht dann aber Hank das Geld abzunehmen, als dieser es an sich nimmt, um es in seine eigene Tasche zu stecken. Die Loyalität ist eben sowohl zur Familie als auch zur kollegialen Familie groß.

Als dann im Fallbericht das gefundene Geld tatsächlich nicht aufgelistet ist, könnte Adam Hank spielerisch leicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Aber es kommt zu meinem persönlichen Highlight der Folge, denn Adam stellt sich Woods entgegen und offenbart ihm, dass er nicht nur eine Familie habe und dass er auch die zweite Familie nicht verraten würde und somit mit den Konsequenzen für sein früheres Verschulden leben müsse. Damit kam eine Storyline zum Höhepunkt, die ich mir für Adam so sehnlichst gewünscht habe. Endlich ist er nicht nur der Hallodri, der ständig falsche Entscheidungen trifft, sondern er hat durch langes Abwägen seine Entscheidung getroffen und kann diese auf starke Argumente stützen.

Natürlich ist jetzt zu befürchten, dass es damit mit Adam bei der Intelligence Unit vorbei sein müsste. Aber das Ende der Episode scheint etwas anderes anzudeuten. Alvin Olinsky führt Adam zu einem vermeintlichen Treffen mit einem Informanten, doch dort wartet Hank. Zunächst einmal fand ich es schön, dass mit der Kombination aus Alvin und Adam nochmal an die Anfangszeiten der Serie erinnert wurde, wo der Ältere den Jüngeren unter seine Fittiche nahm und ihn zu einem guten Polizisten formte. Rückblickend gesteht Alvin Adam auch ein, ihn wie seinen Sohn zu empfinden. Nur endet diese Episode mit einem fiesen Cliffhanger, weil man nun nicht weiß: was wissen Alvin und Hank? Haben sie Adam als Maulwurf enttarnt und nehmen ihn in die Mangel? Oder wissen sie auch schon, dass sich Adam für sie entschieden hat und wollen nun zu dritt Woods endgültig zu Fall bringen? Oder geht es um noch etwas ganz anderes? Ich finde es sehr positiv, dass die Serie seit langem mal wieder mit einem Cliffhanger endet, denn ich weiß wirklich nicht, wie die Autoren verfahren werden und bin daher unglaublich gespannt auf die aufklärende nächste Folge.

Angesichts all der angesprochenen Themen war der Fall der Woche eigentlich nur wieder Nebensache. Zumal Tote durch eine Überdosis und dann Aufdeckung des verantwortlichen Drogenrings nun wahrlich nicht selten für "Chicago PD" sind. Aber der Fall war eigentlich eher dafür platziert, dass noch einmal Hanks Verlust von Justin und seine anschließende Rache am Mörder reflektiert werden konnten. Der Vater der Drogentoten ist ein stadtbekannter Richter, dem Hank verspricht, den mittelbaren Mörder seiner Tochter dingfest zu machen. Der Richter nimmt die Dinge aber selbst in die Hand und tötet einen Unterhändler des eigentlichen Drogenbosses. Das findet Hank heraus und dennoch will er darüber den Mantel des Schweigens breiten, da er ja ebenso gehandelt hat. So gesehen eine konsequente Handlungsweise. Viel spannender fand ich aber, dass Hank dem Richter eingesteht, dass ihm damals die Rache am Mörder seines Sohnes viel weniger gebracht hat, als er sich erhofft hatte. Dass Hank zu dieser Erkenntnis gekommen ist, wurde uns Zuschauern ja bis dato vorenthalten.

Fazit

"Chicago PD" hat erneut eine richtig starke Leistung aufgeboten. Zwar wird wieder wesentlich breiter – also mit vielen Handlungsschwerpunkten – erzählt, aber alle angerissenen Aspekte sind in sich logisch und haben allemal Potenzial. Mein Highlight der Folge ist ganz klar, dass sich Adam nach langer innerlichen Zerrissenheit für seine Kollegen entscheidet und damit moralisch integer für seine Fehler gerade stehen will. Zudem gibt es am Ende noch einen spannenden Cliffhanger, da sich Adam von Alvin und Hank konfrontiert sieht. Ich bin wirklich sehr gespannt, was die Cop-Serie in den nächsten Folgen zu bieten hat!

Lena Donth - myFanbase

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