Bewertung

Review: #1.01 Geheimnisse

Foto: Dark - Copyright: Julia Terjung/Netflix
Dark
© Julia Terjung/Netflix

Im Allgemeinen bin ich kein großer Fan von deutschen Fernsehserien, zu betont sind mir in der Regel die aufgegriffenen Klischees, zu gekünstelt erscheinen mir die Charaktere, zu unharmonisch wirkt das Gesamtbild. Als es 2017 hieß, dass nun die erste deutsche Serie bei Netflix an den Start gehen wird, hielt ich daher erst einmal Abstand, es verlocke mich nicht, mir die Produktion anzusehen. Viel mehr waren es im Anschluss die Diskussionen darüber, was man nun von "Dark" halten soll, die mich dann doch neugierig gemacht haben. Zu meiner Überraschung muss ich sagen, dass mich "Dark" dann sofort in seinen Bann gezogen hat. Man deutet in der ersten Episode bereits mehrere Geheimnisse an, denen es auf den Grund zu gehen gilt und auch wenn man sich nach dem Auftakt noch kein rechtes Bild davon machen kann, welchen Weg die Geschichte gehen wird, erscheinen die Mysterien vielversprechend.

"Die Frage ist nicht wie, sondern wann."

Man schmeißt uns mitten ins Geschehen und beginnt die Erzählung mit dem Selbstmord von Michael Kahnwald. Bereits in den ersten Szenen wird die Serie ihrem Namen daher gerecht und erschafft eine düstere Stimmung. Diese bleibt uns lange erhalten, denn man hält die Serie in gedeckten Farben, lässt keinen Sonnenschein auf das wolkenverhangene Winden hinunterblinzeln und spart auch an lachenden Charakteren und seichten Unterhaltungen. Man muss sich Mühe geben, den großen Cast zu überschauen und zu verstehen, in welchem Verhältnis die Figuren zueinanderstehen. Um es dem Zuschauer leichter zu machen, gewährt man uns immer wieder einen kurzen Blick auf glückliche Familienporträts. Diese Momentaufnahmen sorgen zum einen dafür, dass wir die Charaktere besser zuordnen können, zum anderen wird aber auch aufgezeigt, wie eng ihre Leben miteinander verwoben sind. Die oberflächlich betrachtet glückliche Familie Nielsen bestehend aus den Eltern Katharina und Ulrich mit ihren drei Kindern Magnus, Martha und Mikkel und erscheint nur nach außen hin intakt, denn Ulrich hat eine Affäre mit Hannah Kahnwald, deren Mann sich fünf Monate zuvor erhängt hat. Hannahs Sohn Jonas wiederum macht der Tod seines Vaters weit mehr zu schaffen als seiner Mutter und so bildet Jonas die gesamte Zeit über den Anker für die Traurigkeit, die stets über unter der Oberfläche der Folge hindurchblitzt.

Während man versucht, die komplexen Familienkonstellationen unter einen Hut zu bekommen – was nicht ganz einfach ist, da einem jeweils zwei bis drei Generationen präsentiert werden – wirft man neben dem Tod von Michael gleich noch weitere Mysterien in den Raum. Da hätten wir zum einen das Atomkraftwerk, das sowohl gezeigt wird und über das man auch in den Nachrichten berichtet, dann die Windener Höhlen, die um einiges geheimnisvoller wirken und außerdem hätten wir da noch das Verschwinden von Erik Obendorf. Gekrönt wird das alles vom Verschwinden Mikkels und dem Fund einer Leiche, die ganz eindeutig weder Mikkel noch Erik ist. Es ist schon fast zu viel, was man dem Zuschauer in dieser ersten Episode alles mit auf den Weg gibt, man kann sich noch nicht ausmalen, wie das alles zusammenhängen könnte. Dennoch stimmt die ganze Zeit über die Stimmung und eben jene stets vorhandene Anspannung und die hohe Aufmerksamkeit, mit der man dem Erzählten begegnen muss, machen Lust auf mehr.

Ein zentraler Baustein der Serie scheint die Zeit zu sein. Sowohl Mikkel mit seinem Zaubertrick als auch Helge Doppler mit dem Hinweis darauf, dass es wieder geschehen wird, deuten an, dass wir uns nicht darauf konzentrieren müssen, wie es zum Verschwinden der beiden Jungen kam, sondern wann dies geschehen ist. Mit beiden scheinen die Höhlen in einem geheimnisvollen Zusammenhang zu stehen und man baut dadurch eine mysteriöse Aura um diesen dunklen Ort auf, der die Spannung weiterhin nach oben treibt. Das Thema Zeit wird auch bei dem Brief wieder aufgegriffen, den Ines Kahnwald in den Händen hält. Es kann kein Zufall sein, dass jener genau zu dem Zeitpunkt geöffnet werden sollte, zu dem Mikkel verschwand. Wusste Michael also, was in der Zukunft geschehen wird? Und warum befindet sich der Brief nun in den Händen seiner Mutter, während sein Sohn damit ringt, nicht zu wissen, was Michael in den Selbstmord getrieben hat und warum er keinen Abschiedsbrief hinterließ. Ebenso viele Fragenzeichen tun sich im Zusammenhang mit Erik auf, der sich in einem Raum befindet, der so gar nicht an das Jahr 2019 erinnert. Wohin hat man ihn verschleppt? Handelt es sich bei seinem Kidnapper um die gleiche Person, die nun auch für Mikkels Verschwinden verantwortlich ist? Was genau weiß Helge? Und was hat es mit der Wand auf sich, die wir ganz zu Beginn zu sehen bekamen und die das verworrene Netz zwischen den Charakteren gezeigt hat?

Fazit

Fragen über Fragen tun sich auf und viel mehr kann man von einer Pilotfolge auch nicht erwarten. Man macht den Zuschauer neugierig und schürt das Interesse an er Ergründung eben jener Geheimnisse. Daher ist dieser Serienauftakt sehr gelungen, die einzige Schwierigkeit besteht darin, alle Informationen zu verdauen und den Überblick über die vielen angerissenen Familiengeschichten zu behalten.

Marie Florschütz - myFanbase

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