Bewertung

Review: #2.01 Der Kuss

In ruhiger Weise wird hier nahtlos an die Ereignisse aus dem Staffel-1-Finale angeknüpft und die zweite Runde eröffnet. Es gibt wieder einige rührende emotionale Szenen zu sehen, dazu eine gelungene Weiterführung von bereits eingeführten Storys, jedoch zu wenige Hinweise darauf, was in Staffel 2 Neues dazu kommen wird.

Das alte "Rialto"-Kino wird abgerissen und durch ein neues ersetzt, um es dadurch zu verbessern. Diese Neuerung stellt eine gelungene Metapher im Hinblick auf die Charakteren in dieser Episode dar. Während Joey und Dawson in ihrer Beziehung Neuland betreten, versucht Pacey sein Selbstbewusstsein zu steigern. Dagegen müssen Jen und ihre Großmutter den widerfahrenen Verlust erstmal verarbeiten, um in der neuen Lebenslage zurecht zu kommen.

Der zweite Kuss

Der Moment zu Beginn der Folge ist besonders romantisch gestaltet und zudem musikalisch ideal untermalt, sodass es einem ganz warm ums Herz wird. Es ist verständlich, dass Joey und Dawson begreifen möchten, wohin sie der Kuss nun führt. Doch wie es sich im weiteren Verlauf zeigt, geht es nicht so einfach, die Gesamtsituation auf Anhieb klar zu stellen. Die Gefühle füreinander wurden den beiden nun klar, doch die Lage ist ziemlich verzwickt und lässt weitere Grübeleien und Konfrontationen nicht lange auf sich warten. Dass Joey den Umzug nach Frankreich ablehnt, war zu erahnen. Fragezeichen kamen bei mir auf, als Joey dies später damit begründet, dass sie nicht vor den Herausforderungen in Capeside fliehen möchte. Ich denke es ist klar, dass ihre Situation mit Dawson der entscheidende Punkt ist. Ich finde es super, dass Joey bleibt, denn gerade jetzt ist ihre Handlung besonders interessant. Man will in erster Linie wissen, wie es mit Dawson weiter läuft. Genauso will ich mehr über ihre Familien-Situation sehen und die freundschaftlichen Entwicklungen in der Clique.

Habe ich schon mal erwähnt, dass mir Bessie sehr sympathisch ist? Die Szenen zwischen den beiden Schwestern sehe ich in dieser Folge mit als Highlight an. Bessie bemerkt natürlich schnell Joeys Veränderung durch das Verliebtsein in Dawson. Schön ist hier zu sehen, wie interessiert Bessie am Leben ihrer Schwester ist und sich neugierig informiert. Der Begründung, dass der zweite Kuss mehr zählt als der erste, stimme ich sogar zu. Das kann natürlich ganz unterschiedlich gesehen werden, doch es klingt gut nachvollziehbar. Der erste Kuss sagt sicher viel über die Gefühlslage aus und ist bereits ein Gradmesser. Dennoch stimme ich Bessies Ansicht zu, dass der zweite viel mehr bedeutet. Man hat sich dann meist mit der Lage auseinandergesetzt und weiß genauer, ob man es wirklich will oder ob es mehr ein "Ausrutscher" war. Die Szene zwischen Joey und Dawson, mit dem zweiten und sogar dritten Kuss, hätte man nicht schöner gestalten können. Doch eines bleibt dennoch: Die vielen Fragen dazu, wie das betretene Neuland nun so sein wird...

"Wir können Freunde sein"

Es wird vermutlich nicht ganz einfach für Joey und Dawson als Liebespärchen, da die Autoren offenbar vorhaben, Jen die beiden "stören" zu lassen. Ich kann zwar nachvollziehen, dass Jen in der momentanen Lebenssituation viel emotionalen Ballast zu bewältigen hat, mir gefällt nur nicht so gut dabei, dass man jetzt zeigt, dass sie an Dawson festhält. Sie hatte doch schon lange zuvor die Anzeichen bemerkt, dass Dawson und Joey etwas füreinander übrig haben. Aber natürlich ist auch klar, dass sich Vernunft und Herz nicht immer einig sind. Zudem ist sie immer noch relativ neu in Capeside und hatte es sich wohl einfacher vorgestellt, dort Fuß zu fassen. Ich hoffe, dass die Autoren storytechnisch bald interessante Ablenkung für den Charakter finden. Sie gefällt mir durchaus, jedoch möchte ich sie nicht weiterhin als "Störfaktor" zwischen Joey und Dawson sehen müssen.

Ergreifend sind die gezeigten Szenen zwischen Jen und ihrer Großmutter Evelyn in #2.01 Der Kuss. Nachvollziehbar ist, dass Jen zu Beginn nicht deren Gelassenheit verstehen kann, da sie eben gerade erst ihren Mann verloren hat. Jedoch klingt Evelyns Begründung sehr plausibel, sodass man guten Einblick in ihr Inneres erhält. Die Szene im "Rialto"-Kino, in der Evelyn vom damaligen Date mit ihrem Mann dort erzählt, ging mir unter die Haut. Sie trauert natürlich, doch versucht vermutlich den Verlust in der Form zu verarbeiten, indem sie die schönen Erinnerungen aufleben lässt. Sehr rührend auch der Moment zuvor, in dem sie Jen deutlich macht, dass sie ihre Enkelin wirklich lieb hat. Evelyn wird für Jen eine gute Stütze sein, da bin ich mir ziemlich sicher, sodass diese wieder neue Lebensfreude schöpfen wird.

Streiche-Spielereien

Pacey hätte ich es echt gegönnt, einen Volltreffer bei Kristy zu landen. Die blonde Lady verpasst ihm ja regelrecht den Antrieb, seinem negativen Gefühl des Versagers zu trotzen und selbstbewusst nach vorne zu schreiten. Leider zeigt die fortlaufende Folge, dass ihm dies nicht so einfach gelingt. Er trägt aber auch einiges selbst dazu bei, denn wenn man derart fiese Streiche spielt, dann muss man wohl mit einer Quittung rechnen.

Sein Schauspiel als Cop, was der verunsichert und naiv wirkenden Andie zum Fahr-Missgeschick Sorgenfalten bereitet, deutet bereits darauf hin, aufzufliegen. So trifft das im weiteren Verlauf ein und schreit förmlich nach einer Vergeltung. Der Handlungsstrang sorgt für die lustigen Momente in der Folge, obwohl es stellenweise etwas bitter ist. Da ist Pacey seinem Ziel greifend nah, nur um dann herauszufinden, dass Kristy vergeben ist und sich nur aufgrund eines makabren Streichs mit ihm treffen wollte. Gemein ist auch, dass Kristy scheinbar wirklich Andies Erzählung Glauben schenkt und Pacey für ernsthaft krank hält und ihm sogar ihre Asthma-Situation anvertraut. Ich bin gespannt, ob Kristy das noch klar wird und ob es dann Folgen haben wird? Ich vermute jedenfalls, dass wir Andie noch öfters zu Gesicht bekommen werden.

Unentschlossenheit

Bei Mitch und Gail zeigt sich sehr realitätsnah, wie zerbrechlich und schwer wieder zu erlangen Vertrauen ist. Diese Storyline wird uns also wohl auch in Staffel 2 weiter begleiten und ich hoffe nicht, dass es zur Scheidung kommen wird. Ich kann Mitchs Situation gut verstehen, dass er Zeit braucht, um festzustellen, ob er die Beziehung mit Gail weiterführen kann. Aber genauso verstehe ich Gail, die sich hier hintergangen fühlt, da Mitch so tut, als sei alles wieder gut und dann herausfinden muss, dass Mitch sich heimlich beim Scheidungsanwalt beraten lässt.

Fazit

Mir gefällt die erste Folge der zweiten Staffel recht gut. Etwas mehr Schwung hätte ich mir allerdings gewünscht, so als Kritikpunkt am Rande. Der frischen Wind, den die eröffnete Gefühlslage zwischen Joey und Dawson mit sich bringt, war zu erwarten und gefällt mir super. Ich bin gespannt, wie das weiter ausgebaut wird. Auch den neuen Charakter Andie, der in dieser Folge schon ziemlich um Pacey herumwirbelt, heiße ich herzlich Willkommen. Ich hoffe, dass wir mehr von ihr zu sehen bekommen werden. Der Staffelübergang ist gelungen und jetzt kann es richtig losgehen.

Samuel W. - myFanbase

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