Review: #2.01 Der Kuss

Neue Staffel, neues Glück. Und tatsächlich: Die Serie geht da weiter, wo sie im Staffelende aufhörte. Gleichzeitig beginnt aber ein neues Kapitel in der Geschichte von Dawson und Joey. Nach dem Kuss stellt sich die Frage: Was nun? Tatsächlich hat keiner der beiden irgendeine Vorstellung, wie es nun weitergehen soll, da ihre Hoffnungen nur in Richtung einer gegenseitigen Offenbarung der Liebe gingen, nicht aber weitergehen, da man einerseits kaum voneinander erwartete, dass es wirklich so weit kommen würde und andererseits wahrscheinlich ein schlechtes Ergebnis eher erwartete, als ein positives. Es ist ganz klar zu ersehen: Es wird nicht einfach! Wer dachte, dass bei offenen Karten alles unkompliziert werden würde, täuscht sich.

Komplizierter wird es auch für Jen. Mit dem Tod des Grossvaters bekommt sie einen Ruck, der sie die bereits seit Anfang an bestehende Situation nun klar erkennen lässt. Das Verhältnis zu Grams ist von verschiedenen Ansichten zerrüttet, Freunde hat sie nicht. Zwar bietet sich Dawson als Freund an, doch sie verspricht sich mehr von ihm, was er nunmehr nicht mehr zu geben bereit ist. Massives Eigenverschulden hat sie in diese Situation gebracht, gleichzeitig ist sie aber auch teilweise Opfer, da sie immer schon zwischen den Stühlen stand und vor allen Dingen zwischen Dawson und Joey, deren Verhältnis sich gerade in einem bedeutenden Umbruch befand.

Kompliziert auch die Beziehung von Dawson's Eltern. Wer meinte, die Zeit habe die Wunden geheilt, irrt. Inzwischen ist sogar von Scheidung die Rede, die Fronten verhärten sich.

Wieder einmal Verlierer ist Pacey. Seine Bemühungen um Anschluss verrauchen in der Gewissheit auf geschlossene Strukturen zu stossen. Wäre da nicht Andie, die ihm mehr oder weniger frontal reinfährt und das nicht nur ins Auto, sondern gleichzeitig auch ins Leben. Die alte Volksweisheit "Was sich liebt, das neckt sich" - das ist bereits jetzt erkennbar - soll letztlich Recht behalten. Gut für Pacey, da Andie wie er selber ein Charakter ist, der sehr viel einstecken musste und nicht ein oberflächlicher Lifestyle-Charakter wie die von ihm in dieser Episode angebetete.

och zurück zu Dawson und Joey: Das Thema Frankreich ist nicht vom Tisch für Joey. Ihr Entschluss dies abzusagen, weckt in ihr die Hoffnung, dass sich einiges ändern würde, doch letztlich muss sie erkennen, dass Dawson dies eigentlich schon als recht selbstverständlich ansieht und dabei gar nicht darüber nachdenkt, wie Joey diesbezüglich empfindet, bzw. was ihr wegen dieses Schrittes entgeht. Auch das Date gestaltet sich zur mittleren Katastrophe. Dass ausgerechnet Dawson's Ex in das Kino hineinstolpert und sogleich einen Versuch startet, ihn für sich zu gewinnen, ist wenig konstruktiv, vor allen Dingen in Hinblick darauf, dass die Offenheit von Dawson und Joey in Schüchternheit (ersichtlich an den Haltungen) gemündet ist und dieser Zustand dadurch nicht überwunden wird. Tödlich in der Hinsicht ist dann Dawson's Weggang, als er Joey alleine lässt, um mit Jen zu reden. Auch wenn es hart gewesen wäre, wäre hier ein Laufpass angemessener gewesen, zumal Jen gleiches mit Dawson gemacht hatte und das noch in viel schlimmerer Art und Weise.

Am Ende findet man am Abend - alleine - doch wieder zueinander und begleicht die Defizite des Abends, aber auch des Tages bezüglich Joey's Frankreich-Austausch. Und - als ob die einleitenden Sätze dieses Reviews erhört worden wäre - sagt Dawson auch, dass es nicht einfach werden würde. Die Zweifel, etwas gut bestehendes durch etwas neues auszutauschen, kann er am Beispiel des Kinos gelungen ausräumen. Das Kino ist dabei in zweierlei Hinsicht Motiv dieser Folge, da neben Dawson's Rechtfertigung für den Beginn einer Beziehung aus der Freundschaft heraus es gleichzeitig auch in Jen's Fall einen Wandel andeutet, da dadurch, dass das Kino abgerissen wird, in der Jen's Grossvater damals mit Grams war, ganz klar eine Wende angedeutet wird, vor allen Dingen in Bezug auf den Tod des Grossvaters, der ja gleichzeitig Jen einen Ruck gab.

Alles in allem werden die Karten neu gemischt. Ein geschickter Aufbau auf die letzte Staffel findet statt, gleichzeitig aber mit vollkommen neuen Elemente, sei es die Beziehung von Dawson und Joey, die Depression von Jen, Andie und Pacey oder die Scheidung bei Dawson's Eltern. Eine sehr gute Episode, die vielversprechend in die neue Staffel einleitet.

Malte Kirchner - myFanbase

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