Review: #2.06 Tanz mit mir

... oder auch nicht. Was Andie in dieser Folge in gutem Glauben organisiert, wirft die gesamte - wohlgemerkt trügerische - Ordnung über den Haufen.

Für Dawson bricht aber schon vorher eine Welt zusammen. Seine Eltern trennen sich und wenn auch diese Trennung von Bedauern begleitet ist, sind die langfristigen Konsequenzen, ein Auseinanderleben, absehbar. Vor allen Dingen aber kommt zur Geltung, dass Dawson in dieser Sache stets vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Es ist umstritten, inwieweit er sich in diese Angelegenheit überhaupt einmischen sollte, doch beim Zusammenfallen der Familie als ganzes ist auch er betroffen, so dass eine Einmischung von ihm durchaus legitim ist.

Die nächste Welt bricht auf dem Tanzball zusammen. Joey als stets durchschaubare Freundin hat auf einmal eine ganz andere Seite, die Dawson nur durch zufälliges Belauschen mitbekommt. Bedenkt man, wie schwer es ihn am Anfang der Staffel traf, als er in Joey's Tagebuch eine kritische Meinung zu ihm las, muss dies wie ein Messer in seinem Rücken sein. Als sich dann noch herausstellt, dass der Kuss mit Jack maßgeblich von Joey initiiert wurde, weshalb sie auch so empfindlich ist, rastet Dawson aus. Bedingt durch seine familiäre Situation wählt er jedoch nicht die Trennung, sondern die Wiedergutmachung. Er geht zu Joey...

... wo sofort eine weitere Welt in sich zusammenbricht. Das, was sich bereits durch Joey's Ausflucht in die Kunst andeutete, wird nun offen ausgesprochen: Dawson war ihr Traum - er ist ihr Traum, doch was ist mit dem danach? Joey fühlt sich wie auf einer Einbahnstrasse, die ihrem Leben kaum noch Perspektiven nach einem After-Dawson bietet. Der Kuss mit Jack beschäftigte sie weniger des schlechten Gewissens gegenüber Dawson wegen, als einfach der Versuchung wegen, der sie gegenüber Jack erlag. Statt einem schlechten Gewissen hatte sie vielmehr ein gutes Gefühl bei der Sache, was wiederum ein schlechtes Gewissen gegenüber Dawson hervorruft. Die Sache ist kompliziert. Sie liebt Dawson, doch zugleich hat sie auch Angst vor ihm. Dieser Konflikt wird in dieser Episode nicht gelöst.

Auch Pacey erliegt der Versuchung. Seine Liebe vor Andie - Christie - steht auf einmal alleine da. Wenn Pacey auch mehr versucht ihr zu helfen, anstatt eigennützig zu handeln, ist es dennoch für Andie ein herber Schlag. Bei Pacey jedoch führt es zu einer Wendung: Er erkennt erstmals, wie wichtig Andie für ihn geworden ist. Das Happy End folgt auf den Schlag - wenigstens eine positive Wendung.

Jack hat dagegen weniger Glück. Von Joey beschimpft und von Dawson niedergeschlagen, verlässt er den Ball. Dass er nicht mit Jen verkuppelt werden wollte, wurde zu seinem Verhängnis. Als Dawson's Interessen durch ihn behindert werden, endet der Spass. Sein Charakter erlebt wohl die schlimmste Niederlage nach Dawson. Eine verschmähte Liebe und ein Ausnutzen der anderen zu ihrem Spass (in Form der Verkuppelung).

Ebenfalls unglücklich: Jen. Dass gerade Dawson sie verkuppeln will, ist schon bittere Ironie. Der gute Versuch Joeys sie zu reintegrieren, um sie nicht ein Opfer von Abby bleiben zu lassen, wird von Dawson quasi niedergeschlagen.

Insgesamt also eine kaum als glücklich zu bezeichnende Episode (die ungeachtet dessen bzw. gerade deswegen gut ist). Der Ball endet für die meisten Beteiligten in einem Fiasko. Lediglich Andie profitiert letztlich davon, doch langfristig wird diese Beziehung nicht nur Gutes bringen.

Malte Kirchner

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