Review: #2.08 Helden

Stärken am Anfang, Schwächen am Ende.

Mit dem Gewinnen des Filmwettbewerbs sieht sich Dawson mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Ihm wird zunehmend bewusst, wie sehr er doch mit der Situation gewachsen ist und deshalb nicht die Ursachen seiner Verärgerung sah. Er ist umgeben von Leuten, die in erster Linie nur an sich denken. Jen, die damals ihr New Yorker Leben verarbeiten wollte, Dawsons Eltern, die ihre Beziehungskrise gänzlich über Dawson stellten und Joey, die schon kurz nach Beginn der Beziehung mit Dawson einen Rückzieher machte, weil sie sich vor dem Danach fürchtete. Nun der Filmpreis und eine Absage von Joey.

Viel schlimmer ist da noch, dass Joey mit Jack ausgeht. Statt einer Beziehung will sie nur noch Freundschaft zu Dawson. Als Dawson dann seinem Vater beim Umzug hilft und dieser auch eine Freundschaft der familiären Bindung vorzieht, rastet Dawson aus. Diese Szene ist wohl die grösste Stärke dieser Episode und sicherlich auch ein Highlight dieser Staffel. Leider geht es dann auch schon wieder bergab und Dawson versöhnt sich mit seinem Vater und rettet in einem Anfall von Wohltätigkeit Jen. Schade eigentlich: Statt noch weicher zu werden, war der Ansatz der Härte wesentlich vielversprechender.

Joey vergnügt sich ja derweil - wie schon angesprochen - mit Jack. Dass dieses Rendezvous keine grosse Zukunft hat, ist von vornherein erkennbar. Die Unterhaltung ist eher freundschaftlich und am Ende geht Joey wieder zu Dawson. Lediglich der Kuss ist ein Element, dass sicherlich für Jack einiges an Perspektiven aufzeigen wird, die Joey damit wohl gar nicht aufzeigen möchte. Interessant ist an dieser Beziehung, dass beide identische, aber doch unterschiedliche Ziele haben. Zunächst geht es beiden um die Freundschaft. Der wortkarge Jack freut sich jemanden gefunden zu haben, der sich seiner annimmt. Umgekehrt freut sich Joey, dass sie einen Dawson-Ersatz gefunden hat, der nicht gleich die grosse Liebe propagiert, sondern dessen Beziehung zu Joey noch ganz am Anfang steht - ähnlich wie zu Dawson vor "The Kiss". Auf der anderen Seite geht es Jack sicherlich auch um mehr, wobei das bei Joey eher nicht der Fall ist. Jack passt ist für sie eher eine Vorzeigebeziehung, doch letztlich fühlt sie sich doch zu Dawson hingezogen, wie das Ende der Episode zeigt.

Jen kann man dagegen inzwischen wohl schon als hoffnungslosen Fall ansehen. Chris, der "Vorzeige-Teenie", den es nur um Alkohol und das Eine geht, hat Jen immer noch in seinen Bann gezogen, die wieder in ihre New Yorker Sitten zurückfällt. "Held" Dawson rettet sie aus den Fängen zweier "übler" Teenager, doch hier ist wohl mehr Wohltätigkeit als wahrer Glaube an Jen im Spiel. In Wirklichkeit ist es sogar ziemlich glaubhaft, dass Jen daran Gefallen hat, betrunken ausgenutzt zu werden. Die letzte Episode zeigte zwar ein nachträgliches Bereuen, doch letztlich lässt sie sich immer wieder zu den gleichen Fehlern verleiten. Dass Dawson innerhalb dieser "Party-Gesellschaft" offenbar ein Aussenseiter ist, bleibt dabei gänzlich aussen vor. Es ist ohnehin eine interessante Frage, inwieweit Dawson und seine Freunde "über" diesen Standard-Teenagern stehen und wie es überhaupt mit der Integration aussieht.

Zuguterletzt wären da noch Andie und Pacey. Pacey, am Ende seiner Möglichkeiten sich erneut durch das Schuljahr zu mogeln, nimmt nun die Hilfe von Andie in Anspruch und zeigt ganz neue Potentiale, z.B. als Psychologe, auf. Leider bleibt durch sein neues, sich kümmerndes Wesen der geliebte Sarkasmus auf der Strecke - alles in allem eine für den Charakter nicht wirklich positive Entwicklung.

Insgesamt also eine Episode mit klaren Stärken, die aber zum Ende hin abfällt. Unter anderem wegen des Dawson-Highlights noch gut zu bewerten.

Malte Kirchner

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