Review: #3.01 Ein Schlag ins Wasser

"It's a new year. It can be different. It can be better." (Joey) Zumindestens in den ersten beiden Punkten sollte Joey in dieser Episode Recht behalten. Während der Übergang von der ersten zur zweiten Staffel fliessend war (mehr noch: die zweite Staffel spulte sogar eine halbe Minute in die erste zurück), ließ man für die dritte Staffel erstmal die Sommerferien, ein paar Monate, verstreichen. Dementsprechend kann man wohl von einem Neubeginn zur dritten Staffel sprechen, durchaus eine vielversprechende Idee, nachdem der lange Handlungsbogen der ersten Staffel zum Ende der zweiten Staffel hin zu einem Ende geführt wurde.

"It can be different" - und das ist es auch. Auf der einen Seite erleben wir die liebgewonnenen Charaktere aus Capeside in gewohnter Manier, auf der anderen Seite gehen sie neue Wege. Dawson ist es, der Joey zurückweist, Joey will auf einmal Dawson - jeden Zweifels erhaben - und Pacey besticht durch ungewohnte Beliebtheit, konnte sich also seiner Aussenseiterrolle entledigen, ohne seinen bissigen Charakter verloren zu haben. Und da wären natürlich noch Jen und Jack - auch sie durften natürlich nicht fehlen.

Doch steigen wir gleich in die Analyse ein:

Dawson kommt aus Philadelphia zurück und muss sich vor allem einer Frage stellen: Wie soll es weitergehen? Sein Begehren von Joey in der zweiten Staffel ist zur Angst vor ihr oder besser gesagt den Dingen, die passieren könnten, dem völligen Auseinanderbrechen der Freundschaft, geworden. Und da kommt eine neue Frau in sein Leben, Eve, die gleichermaßen aufreizend und geheimnisvoll wie intelligent ist - anscheinend ebenbürtig zu Dawson. Ist sie möglicherweise eine Alternative zu Joey, weil ein Fehltritt nicht so weitreichende Konsequenzen hätte? Dawson ist orientierungslos und der Bootsunfall könnte das kaum besser symbolisieren. Das er dann auch noch ausgerechnet - im wahrsten Sinne des Wortes - Joey in die Arme fällt, schürt förmlich die Konfrontation.

Was tun also? Die Stripteaseshow in Dawsons Haus wird auch zur Stripteaseshow von Joey, als wäre die Situation nicht schon kompliziert genug. Genug für Dawson zumindestens. Die scheinbare Versöhnung führt zum Zerwürfnis, für Joey niederschmetternd. Aber auch Eve erhält den Laufpass - Dawson entscheidet sich für das momentan einzig richtige: Zeit zum Nachdenken, nichts zu überstürzen.

Und wie Dawson treffend feststellt: Die Ferien sind kaum vorbei, da ist schon wieder sein ganzes Leben durcheinander. Also doch nicht alles anders?

Bei Joey hingegen schon. Aus Zurückhaltung wird Offensive, aus Gefasstheit das Ausleben der schmerzlichen Niederlage. Es erscheint fraglich, ob sie und Dawson einfach wieder so zusammenkommen könnten, wo sie sich doch entscheidend weiterentwickelt zu haben scheint. Oder sie verstellt sich nur, um Dawson zu gefallen, genauso wie Dawson sich verstellt, um Eve zu gefallen. Auf alle Fälle erleben wir in dieser ersten Episode eine andere Joey als die der letzten zwei Staffeln. Ihre Schwester und damit der ihr verbliebene Rest ihrer Familie bilden jetzt eine Rückhaltposition, die sie sonst nur bei Dawson fand. Vielleicht ist es auch das, was ausschlaggebend für ihre neue Offensive ist. Man lässt ihren Charakter allerdings noch ein wenig im Dunkeln.

Weiterentwickelt hat sich anscheinend auch Pacey. Seine Beliebtheit scheint gestiegen zu sein und er geniesst diesen Status sichtlich, zugleich hat er aber auch die vertraute Bissigkeit in seinen Kommentaren aus der ersten Staffel zurückgewonnen.

Dass er eine wichtige Rolle in dieser Staffel spielen wird, ist klar erkennbar. Warum sonst würde man Joey und Pacey zum Abschluss zeigen und mit dem Kommentar Paceys abschliessen, dass er und Joey ja sogar Freunde werden könnten. Bei aller Rückbesinnung aufs Wesentliche, hat man ihn jedoch auch Andie nicht vergessen lassen.

Und last but not least natürlich Jen und Jack. Die beiden geben ein ziemlich gutes Paar ab, das bemerkt nicht nur Grams. Hat man damit nun die entscheidende Wende für Jen gefunden? Es bleibt unklar, aber zumindestens ist sie nun wieder angeschlossener, als dies bis kurz vor dem Ende der zweiten Staffel noch der Fall gewesen war. Jen als Cheerleaderin ist eine interessante Vorstellung - man wird sehen müssen, was das noch so mit sich bringen wird.

Und damit sind wir wohl am Ende des Reviews angekommen und der entscheidenden Frage: Wie haben wir diese Episode zu bewerten? Der Reviewer gestattet sich dieses Mal, diese Frage einfach mal auszulassen. "Ein Schlag ins Wasser" konfrontiert den Zuschauer mit viel Neuem - das ist schon einmal positiv zu bewerten, nachdem der Stoff der ersten Staffel in der zweiten Staffel schon deutlich an Gehalt verlor. Letztlich kann man sich aber auch nicht der Vergangenheit entziehen - nein, man darf es auch gar nicht, weil wir ja an der Fortsetzung interessiert sind -, was in dieser Episode auch berücksichtigt wurde. Alles in allem somit wohl ein Neubeginn mit Vorgeschichte.

Leider kann man sich aber auch nicht den Meinungstendenzen aus den USA entziehen und so wäre es gelogen zu sagen, von positiven Vorzeichen zu sprechen - zumindestens bis zur Hälfte der Staffel. Dennoch ist diese Episode auch nicht das Gegenteil von vielversprechend - sie eröffnet viele Möglichkeiten. Schlussendlich bleibt es also wohl abzuwarten, wie es weitergeht. Diese Episode darf sich aber meines Erachtens - rein tendenziell - als gut bezeichnen - sie hat ihre klaren Stärken und sie ist erfrischend, wohin auch immer uns das führen mag...

Malte Kirchner

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