Review: #1.08 Besuch vom Ex

Welche Ironie. Pacey beschwert sich am Anfang dieser Folge, dass in Capeside nie etwas los sei und die Stadt eines Tages an ihrer Langeweile eingehen würde. Damit nimmt er von vornherein eine tragende Rolle in dieser Episode ein, auch wenn er nicht mit jedem Charakter interagiert.

Doch widmen wir uns erstmal der zweiten tragenden Rolle dieser Folge: Jen. Jen ist beziehungsweise war bis zum heutigen Tag falsch. Diese Erkenntnis drängte sich bereits seit Anfang der Beziehung auf, wird in dieser Episode aber akut. Nicht nur, dass das Verhältnis zu Dawson so unscheinbar war, dass es anscheinend von ausserhalb nicht erkannt wurde (vgl. die Szene, in der Dawson vom Mitschüler gefragt wird, ob Jen einen Freund habe), womit Jen sich alle Türen offenhielt - nun taucht auch noch ihr vermeintlicher Ex aus New York auf, der gar nicht so Ex ist, wie es bisher schien. Die Verbindung zwischen beiden wurde von aussen zerrissen, im Kern fühlt sich Jen noch zu ihm hingezogen. Und damit entzündet sich die ohnehin schon vorbelastete Quasi-Beziehung zu Dawson. Als sie eine Entscheidung fällen muss, macht sie lieber den Rückzieher, sowohl in der Gegenwart des Ex, als auch nachher, als sie die Beziehung zu Dawson beendet. Hier kann man allerdings verschiedener Ansichten sein, was denn letztlich ihr Motiv zu diesem Schritt ist. Möglich wäre zum einen, dass sie wirklich einen kompletten Neustart wagen möchte und dieser ,,Neustart" danebenging, weil sie noch nicht einmal mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hatte. Andererseits, und diese These liegt näher, kann sie sich aber auch eher ihrer Vergangenheit und ihrem Ex hingezogen fühlen, will dieses aber nur nicht zugeben, da sie damit ihren Status in Capeside gefährden würde. Damit wäre Dawson ein Mittel zum Zweck - kurzgehalten, um nicht zu nahe zu kommen und gleichzeitig benutzt, um in Capeside Anschluss zu finden. Was es letztlich war, erfahren wir in dieser Episode nicht. Dawson trifft aber in seiner finalen Ansprache den Nagel auf den Kopf.

Dawson, währenddessen, will nicht verstehen. Es fängt damit an, dass er der Beziehung zu Jen bis zuletzt eine glorreiche Zukunft verspricht, obwohl er ganz klar sieht, dass es nur von einem Problem zum nächsten geht. Und auch Joey vermag durch ganz eindeutige Andeutungen und Gesten Dawson nicht dazu zu bringen, zu verstehen. Zuletzt, am Ende der Folge, versteht er dagegen nur allzu gut.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Handlung rund um Dawson's Eltern, deren Ehe nun nicht mehr ganz so hoffnungslos aussieht, aber dennoch von gravierenden Problemen geprägt ist. Mit dieser Episode setzt man allerdings ein Zeichen, dass diese Handlung nicht vergessen wurde.

Nicht vergessen sollte man auch Pacey, der, wie anfangs schon angesprochen, eine bzw. die tragende Rolle in dieser Episode einnimmt. Nicht nur, dass er Jen's Ex den Weg weist. Er spricht auch Joey direkt auf ihre Gefühle für Dawson an. Was ihm als zynisch unterstellt wird, ist nur ein Darstellen der Tatsachen. Er ist es auch, der Joey nachher vor einem folgenschweren Fehler bewahrt und kurz vor Ende der Folge mit Dawson spricht, der aber vor lauter Jen-Blindheit auch im Gespräch nicht den entscheidenen Umkehrschluss findet.

Und Joey? Sie findet in der Zerstörung von Dawson's ihrer Meinung nach falschen Traumwelt gewissermassen Gefallen, allerdings in der Hoffnung ihm eine neue Traumwelt zu schenken, bzw. ihre und seine zu verbinden. Ihre Rolle ist in dieser Episode eine eher passive. Anfangen damit, dass der Ex von Jen unvermittelter Dinge kommt, lenken vor allen Dingen Pacey, ihre Schwester Bessie und später der Alkohol das Geschehen. Eine durchaus intelligente Lösung der schüchternen Joey weiterzuhelfen, ohne ihren Charakter dahingehend verändern zu müssen, dass sie praktisch nicht mehr sie selbst ist.

Insgesamt müsste man ja davon ausgehen, dass nach einer sehr guten Episode eine sehr schlechte folgt - bei konventionellen Serien leider oft der Fall. Bei DC haben allerdings die vergangenen Episoden bewiesen, dass DC nicht irgendeine konventionelle Serie ist, sondern vielmehr. Gerade diese Episode macht einfach nur Spass und ist zugleich spannend. Sie ist aber auch richtungsweisend und wird in den kommenden Episoden sicherlich spannende Fortsetzungen finden. Man darf sich also auf mehr Interessantes aus Capeside freuen.

Malte Kirchner - myFanbase

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