Review: #1.12 Pretty Woman

Identitätskrisen. Das wäre wohl der passendste Titel für diese Episode gewesen. Alles geht auf einmal ungewohnte Bahnen, mit ungewohnten Abläufen. Aber das ist ja bekanntlich einer der Vorzüge dieser Serie:

Ihre Unberechenbarkeit. Spannung dank unabsehbarer, gleichzeitig aber nicht unrealistischer Handlungsverläufe und vor allen Dingen Wendungen.

Fangen wir mal an mit Joey: Ihr Entschluss, Jens Vorschlag anzunehmen, und am Schönheitswettbewerb teilzunehmen, kann als eine Art Feldtest angesehen werden, Selbstvertrauen zu gewinnen und ihre Komplexe zu überwinden, um ihren persönlichen Dawson-Feldzug zu beginnen. Dass der Weg nicht einfach werden würde, ist ihr dabei von vornherein klar. Doch im Endeffekt erkennt sie trotz unverhoffter Teilerfolge dann doch, dass dies nicht sie selbst ist. Die zurückhaltende, komplexbehaftete und zugleich sarkastische Joey will nicht das Ideal erfüllen, welches zum Beispiel Jen verkörpert. Mit diesem Entschluss bremst sie sich selbst aus, hätte sie doch damit Dawson gewinnen können. Fraglich ist nur, ob sich ihre Beziehung dann nicht gleichermassen künstlich und erfolglos gestaltet hätte, wie eben die von Dawson und Jen. Am Ende kann sie wenigstens von sich behaupten, dass dieser Abstecher in die Welt des Künstlichen ihr mehr geholfen als geschadet hat. Die Entscheidung zur natürlichen Joey zurückzukehren, war aber wohl auf alle Fälle die richtige Entscheidung.

Probleme hat auch Dawson. Der Konflikt, dass er zwischen Jen und Joey steht, wird nicht besser. Inzwischen weiß er sogar nicht mehr, wohin er gehört. Die Beziehung zu Jen ist zerbrochen - wie er Pacey schon sagt, ist er darüber wohl hinweggekommen. Umso schlimmer wird es, als dann plötzlich Jen auf ihn zukommt und ihm eine Wiederaufnahme der Beziehung anbietet. Damit geht für ihn in gewisser Weise ein Wunschtraum in Erfüllung, den er sich dann doch nicht erfüllen will.

Die Entscheidung, abzulehnen, wo es doch so einfach wäre, stellt einen tiefgreifenden Wandel bei Dawson dar. Man kann sogar schon fast einen Rollentausch zwischen ihm und Jen beobachten.

Ein Grund für diese Entscheidung gegen Jen ist sicherlich das sich verändernde Verhältnis zu Joey. Erstmals sieht Dawson auch eine über die reine Freundschaft hinausgehende Dimension, doch weiß auch der Gefahren, diese zu betreten. Es wäre ein nahezu unumkehrbarer Schritt, zumal er immer noch zwischen den Stühlen hängt.

Sein derzeitiges Problem ist es, dass er sich alle Möglichkeiten offenhalten will. Er sieht die Problematik, sich zwischen Jen und Joey entscheiden zu müssen und die jeweiligen Konsequenzen. Gleichzeitig ist es aber auch die Frage, was er will. Will er Jen, die unberechenbare, erfahrene und zugleich geheimnisvolle oder will er Joey, seine beste Freundin, die alles über ihn weiß und umgekehrt. Sah es bisher so eindeutig aus, wird es nun doch wieder komplizierter.

Kompliziert ist es auch für Pacey. Haltlos sucht er das Aufsehen und muss doch immer wieder erkennen, dass es ihm keiner schenkt. Dadurch ergibt er sich der Vorstellung, dass er nichts zu verlieren habe. Und tatsächlich ist selbst sein Freundeskreis dermassen mit sich selbst beschäftigt, dass er gänzlich aussenvorsteht, es sei denn man braucht ihn, um seiner Vorschläge willen. Er ist derjenige, der mit Abstand am meisten eine Person benötigt, an der er sich stützen kann.

Und so bleibt letztlich die Gewissheit, dass sich einiges ändern wird oder eben auch nicht. Insgesamt eine ruhige Episode mit zugleich bedeutenden Charakterentwicklungen.

Malte Kirchner - myFanbase

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