Review: #1.13 Die Entscheidung
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Die sehr gelungene sowie kurz und bündige Debütstaffel, erhält mit #1.13 Die Entscheidung einen emotionalen und gut umgesetzten Abschluss. Ich gebe zu, dass ich mir die Serie zum ersten Mal komplett von vorne ansehe. Dabei bin ich fast ein wenig überrascht, wie gut sie mir in den ersten 13 Folgen bisher gefällt und bin gespannt auf die Fortsetzung. 13 Folgen sind zwar etwas wenige, um jeden eingebrachten (Neben-)Charakter, dem Zuschauer nahe zu bringen. Ebenso ist noch die eine oder andere Storyline weiter ausbaufähig. Dennoch wurde in "Dawson's Creek" mit Staffel 1 eine gute Grundlage geschaffen und schnell gezeigt, welche Stärken die Serie beinhaltet. Ganz vorne mit dabei, natürlich das gut zusammen harmonierende Protagonisten-Team bestehend aus Jen, Dawson, Joey sowie Pacey.
Die Finalfolge wurde mit sehr gefühlsbetonten Themen ausgestattet: Einen von der Familie als Witzbold Abgestempelten, dem dies zunehmend zu schaffen macht. Ein möglicher Abschied einer Person aus Capeside, während ein anderer deutlich merkt, wie sehr er sie nun liebt und nicht gehen lassen möchte. Dazu Auseinandersetzungen mit dem Vater, der einst die Familie kaputt machte, während ein Großvater eine andere Familie für immer verlässt.
Als Versager verschrien
Mir tut Pacey wirklich ganz schön leid, wenn man seine Familiensituation betrachtet. Natürlich kann es enttäuschend für Familien-Mitglieder sein, wenn eines davon, übermäßig schlechte Schulleistungen erbringt und sehr aneckt. Doch dann wäre doch Unterstützung viel sinnvoller als ihn abzustempeln. Pacey kommt mir in dieser Folge etwas an den Rand platziert vor. Die wenigen Szenen mit ihm, können jedoch einige zusätzliche Sympathiepunkte für ihn einbringen.
Sehr schön die Szene mit Joey, in der Pacey von seinem Vater-Erlebnis aus der Kindheit berichtet. Es wird darin klar, wie sehr dessen Vater selbst einst die Vater-Sohn-Beziehung beeinträchtigte. Wieso muss man gleich seinen Sohn als Versager abstempeln, nur weil dieser als Kind, in einem vielleicht etwas bedeutenderen Spiel verliert? Es wäre interessant, dem Zuschauer die Vaterfigur näher zu bringen, um für diese annähernd Verständnis aufbringen zu können. Paceys Erzählung vom Vater dient als Schlüsselmoment für Joey, die dann versteht, sich mit ihrem eigenen Vater und den Groll auf ihn auseinandersetzen zu müssen. Das ist sehr geschickt eingefädelt, da man durch Paceys Mitleid erregenden Erzählungen Joeys Meinungsänderung daraufhin besser verstehen kann. Ein sehr cooler Moment mit Pacey ist, wie er den Gefängnis-Wächter besticht, sodass Joey trotz Ende der Besuchszeit ihren Vater sprechen kann. Da merkt man schon, dass Pacey den Mut dazu besitzt, mal den unkonventionelleren Weg zu gehen, um jemandem helfen zu können. Vermutlich wird sich die freundschaftliche Beziehung zwischen Joey und Pacey noch weiter verbessern. Man sieht jetzt schon, wie sehr die beiden sich diesbezüglich positiv entwickelt haben. Mal sehen, was da noch bezüglich Pacey und seiner Familie folgen wird. Eine Grundlage, die viel Potenzial für später inne hat.
Schmerzvoller Verlust
Auch zwischen Jen und ihrer Grams lässt sich eine schöne Charakterentwicklung zueinander erkennen. In Bezug auf die religiösen Ansichten bestehen weiterhin unterschiedliche Meinungen, dennoch finde ich es schön zu sehen, wie sie sich gegenseitig stützen. Und es scheint, dass die Sympathien untereinander größer wurden, was angenehm ist, nachdem das Verhältnis anfangs eher angespannt war. Die Storyline um den Großvater, die in der Folge eine dramatische Wende erlebt, zeigt dies deutlich auf. So bilden sie eine Einheit, um sich in der schweren Situation gegenseitig zu stützen. Die Szene in der Jen mit ihrem bewusstlosen Großvater spricht und zum Ausdruck bringt, dass er zurück kommen soll, erzeugte bei mir eine Gänsehaut. Michelle Williams' Schauspiel ist sehr von natürlicher Ausstrahlung geprägt und brachte den Moment immens nahe an den Zuschauer ran. Ebenso sehr emotional mitreißend ist die Situation in der Kirche, in der Grams den Gefühlsausbruch zum schmerzlichen Verlust hat. Da Jen sich letztendlich bereiterklärte, mit in die Kirche zu kommen, blieb ich mit der Frage zurück, ob sie doch zukünftig Richtung religiöser Überzeugung tendieren wird? Insbesondere schmerzvolle Erfahrungen und Verluste, können dies auslösen oder gar bestärken. Oder wird sich Jen doch weiterhin an ihre Prinzipien halten?
Für Jen ist es hier in der Folge, gleich doppelt schwierig. Sie verliert nicht nur einen Verwandten, sondern muss auch erkennen, dass sich Dawson von ihr gefühlsmäßig entfernt. Das ist für mich keine Überraschung, da sie in der vorherigen Folge einen denkbar schlechten verspäteten Zeitpunkt erwischte, um Dawson um eine neue Chance als Paar zu bitten. Wir konnten ja die vielen schmerzlich geprägten Momente Dawsons sehen, in denen ihn die Trennung von Jen, sehr zu schaffen machte. Das hat ihn dann gefühlsmäßig mehr und mehr von Jen wegdriften lassen, zumal sich seine Gefühlslage in eine andere Richtung entwickelte. Jen hat ein erneutes Zusammenkommen wirklich selbst vereitelt und ihr übereifriger Versuch hier, nochmals bei Dawson landen zu können, bleibt letztendlich ohne Erfolg. Für sie zwar traurig, doch für die Fortsetzung der Serie ganz gut, da ihrem Charakter nun in Liebesdingen eine neue Story zugeordnet werden könnte.
Die große Chance
Die Autoren nutzen hier in der Finalfolge ein sehr geschicktes Mittel, um den Zuschauer noch mehr mitfiebern zu lassen: Die Einbringung eines weiteren möglichen Stolpersteines: Das Angebot für Joey, ein Stipendium für die Schule in Frankreich anzunehmen, was das Wegziehen von Dawson & Co. bedeuten würde. Das macht es nun fraglich, ob wir zur großen Story, nämlich dem Jen-Dawson-Joey-Dreieck, endlich eine neue finale Entwicklung präsentiert bekommen, die man sich herbeiwünschte, was ich gerne zugebe, da ich die Szenen zwischen Dawson und Joey so sehr genieße. Wie auch in dieser Episode, in der Dawson Joey bezüglich der Vater-Konfrontation, so loyal und bestärkend zur Seite steht; die Chemie stimmt, die Dialoge sind wunderbar. Beide stellen Charaktere dar, die einfach die ideale Grundlage bilden, zusammengeführt zu werden. Die gezeigte Freundschaft zwischen den beiden liefert schon einige tolle Szenen, doch als Paar scheint da noch mehr Potenzial drin zu stecken. Doch, ob das so kommt, oder noch eine andere Entwicklung folgt, kann man in Episode #1.13 lange nicht genauer erahnen. Deswegen finde ich die eingebrachte Cliffhanger-Diskussion zwischen Dawson und Joey sehr amüsant.
Man spielt hiermit indirekt mit den Erwartungen des Zuschauers und gibt ihm letztendlich vielleicht doch das zufriedenstellende Ergebnis. Niemand will, dass Joey wegzieht und man glaubt es auch nicht, da Katie Holmes ja einen Hauptcharakter darstellt. Und dennoch mündet es in einem Cliffhanger, dessen Auflösung man bis zur neuen Staffel abwarten muss. Hoffnung zur gewünschten Auflösung, macht der schöne Kuss am Ende zwischen Dawson und Joey. Ich musste da ein bisschen schmunzeln, wie die beiden solange versuchen mit Worten die Situation zu klären, während der Kuss dies dann auf viel einfachere Weise schafft. Manches kann man einfach zu schwer mit Worten ausdrücken. Es ist nicht immer ganz einfach, eine übergeordnete Storyline über die gesamte Staffel sinnvoll zu spannen. Doch mit der Situation zwischen Jen, Dawson und Joey hat man das ganz gut hinbekommen. Ich bin schon total gierig auf die Staffel 2, was da folgen wird. Es stellen sich neben dem Cliffhanger auch noch manche andere Fragen. Wird Jen sich von Dawson zurückziehen? Wie sieht es nun in der Freundschaft zwischen Jen und Joey aus? Werden sie das möglichst erwachsen behandeln, falls Joey nun fix mit Dawson zusammen sein sollte? Ach, ich muss es einfach abwarten.
Neben der Dreiecks-Geschichte hat die Nebenstory rund um Joeys Vater, Mike Potter, sehr viel Entwicklung in die Folge gebracht. Hier gleich mal vorweg genommen, möchte ich noch viel mehr Szenen zu Joeys Familiensituation sehen. Die kurze Szene mit Joey und Bessie, machte mir dies erneut deutlich. Bessie gefällt mir als Nebencharakter mit ihrer feurigen Art und Weise einfach sehr gut. Wie sie Joey dazu bringt, den von ihnen verabscheuten Vater, der hinter Gittern sitzt, zum Geburtstag zu besuchen, ist wirklich gelungen dargestellt. Der Schauspieler Gareth Williams passt als Vater-Charakter insbesondere gut zu Joey. Katie Holmes gefällt mir in den emotionalen Szenen in dieser Episode überhaupt äußerst gut. Sie bringt ganz gut rüber, wie Joey als Tochter, in Konfrontation mit ihrem Vater, regelrecht mit ihren Emotionen ringt. Die Wut darüber, was er der Familie angetan hat, dominiert, aber gleichzeitig merkt man die Neugierde Joeys, was ihr Vater von ihr hält. Dazu kommt die Frage, ob er noch an ihr und ihrem Leben interessiert ist. Er ist schließlich das einzige verbliebene Elternteil, welches sie noch hat, da die Mutter bereits verstorben ist. Joeys Vater kam mir überhaupt sehr sympathisch rüber, wobei ich mich frage, ob man das auch so erzielte. Die kriminelle Weise merkt man ihm ja gar nicht wirklich an. Es ist sehr schön, wie verständnisvoll er bezüglich Joeys emotionalen Aussagen wirkt. Wie er dabei eher ruhig bleibt und sich liebevoll bei Dawson erkundigt, was bei seiner Tochter so los ist. Und dann stellt er auch noch eine sehr wichtige Person dar, die mit ihren Worten wohl auch Joey gegenüber Dawson sehr helfen kann. Alles sehr gelungene Szenen, selbst wenn ich finde, dass Joeys Versöhnung mit dem Vater ein wenig schnell entwickelt wurde. Ob man damit in Hinblick auf die Fortsetzung etwas an Potenzial verschenkt hat, kann ich noch nicht beurteilen. Ich bin gespannt ob Mike Potter auch noch in Konfrontation mit Bessie zu sehen sein wird? Ob er eventuell die gesamte Familie für sich zurückgewinnen kann? Auch hier ist noch einiges an Potenzial übrig geblieben.
Fazit
Ich kann gar nicht anders, als der Finalfolge hier die volle Punktezahl zu geben. Sie hat mich sehr berührt und die erste Staffel sinnvoll abgerundet. Einerseits ist die Jen-Dawson-Joey-Situation endlich ziemlich auf den Punkt gebracht worden, sodass man der nächsten Staffel entgegenfiebert. Dann führte man mit Joeys Vater noch einen weiteren Nebencharakter auf überzeugende Weise ein, der die Story vorantreiben konnte. Zwischen Jen, deren Grams und Großvater, ergibt eine dramatische Wende, einige bewegende Szenen. Und auch Paceys schwierige Familiensituation verspricht noch viel für zukünftige Episoden. Insgesamt bleibt die Episode, wie auch die ganze erste Staffel, mit einem sehr runden und gelungenen Gesamtbild zurück.
Samuel W. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: DecisionsErstausstrahlung (US): 19.05.1998
Erstausstrahlung (DE): 28.03.1999
Regie: Mike White+Dana Baratta+Jon Harmon Feldman
Drehbuch: David Semel
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