Review: #1.13 Die Entscheidung
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Es ist ein langer Weg bis zum Finale.
Was an Dawsons Creek immer wieder begeistert, ist die Fähigkeit zur Selbstkritik: Es ist schon ein komischer Zufall, dass ausgerechnet beim Staffelfinale Joey Cliffhanger kritisiert. Und tatsächlich verwöhnt man die Zuschauer letztlich mit einer in sich abgeschlossenen Episode. Gleichzeitig ist Dawsons Creek aber auch eine Serie, die praktisch einen durchgehenden Cliffhanger beinhaltet. Am Ende jeder Episode eskaliert die Situation oder es entsteht ein neuer Gedanke, so dass die Fortsetzung nahezu zwingend ist. Für sich genommen ist diese Episode aber vollständig, da die zentrale Frage - ob Dawson Joey seine Liebe eingesteht - am Ende beantwortet wird.
Doch der Reihe nach: Das grosse Finale der ersten Staffel von Dawsons Creek fährt noch einmal alles auf, was sie im Verlauf anzubieten hatte.
Da wäre zunächst der Grossvater von Jen, ein Serienelement, das mehr oder weniger im Raum stehenblieb und nun reaktiviert wird, um den zentralen Konflikt zwischen Jen und Grams zu beleuchten, die Frage nach der Religiösität. Wenn dieser Konflikt auch nicht ausgestanden wird, sammelt sich doch wieder einiges an Sprengstoff an, was in der zweiten Staffel zur Eskalation führen wird. Mit dem Tod vom Grossvater leitet man die Deeskalation ein. Doch sie ist wie die die Deeskalation auslösende Trauer nur temporär und soll verhindern, dass man ein zu langes Aufschieben der Eskalation als künstlich empfindet.
Gleichzeitig wird aber auch die Beziehung von Jen zu Dawson noch einmal beleuchtet. Es ist ganz klar, dass Jen weiterhin für Dawson Gefühle hegt. Die grosse Trauer ist nur Mittel zum Zweck, um wieder Kontakt zu ihm zu haben, ohne direkt darüber sprechen zu müssen. Als dann Joey hereinplatzt, werden klare Verhältnisse geschaffen. Wenn Dawson seine Liebe zu Joey direkt nicht zugibt, schliesst er sie nicht aus und zeigt durch seine sofort beginnende Suche ohne Verabschiedung von Jen indirekt auch ganz klar, dass er sich von Jen nichts mehr verspricht.
Somit hat Jen letztlich recht, dass sie alles verliert. Auf der anderen Seite ist sie aber auch nicht ganz unschuldig daran. Das Verhältnis zu Grams leidet vor allen Dingen unter Jens Intoleranz ihr gegenüber, da sie - anstatt die Religiösität von Grams zu tolerieren - ihr auch zwanghaft den Atheismus beizubringen, genauso wie Grams umgekehrt Jen umerziehen will. Warum das Verhältnis zu Dawson nicht funktioniert, bedarf noch nicht einmal mehr einer Erklärung: Nachdem sie ihn erst ködert, hält sie das Verhältnis von ihnen geschickt unter der Decke, trennt sich von ihm, weil sie angeblich derzeit nicht beziehungsfähig sei, um sogleich mit Cliff auszugehen. Dass Dawson sich da neu orientiert, ist durchaus nachvollziehbar und legitim.
Auch Pacey taucht natürlich im Finale der ersten Staffel auf, allerding s mehr oder weniger als Nebenrolle. Sein gestörtes Verhältnis zu seiner Familie wird nochmals beleuchtet, womit auch gleich die Kernproblematik für die nächste Staffel aufgezeigt wird. Ferner führt man ihn in seine Rolle des Konfliktbewältigers ein, die er erstmals an Joey ausführt.
Was Dawson betrifft, gibt es hierbei einen Zwiespalt. Jen kommt für Dawson ganz eindeutig nicht mehr in Frage - das zeigt die Szene, als Joey reinplatzt, ganz klar. Sein Problem ist vielmehr die Angst, sich zu entscheiden. Entscheidet er sich für Joey, kann das das gesamte Verhältnis umkehren und bei einem möglichen Bruch auch final sein. Umgekehrt zeigt Joey ihm immer mehr, dass es nur eine Entscheidung geben kann, da der bisherige Zustand so nicht weiter haltbar ist und Joey auch nicht mehr zu einer reinen Freundschaft bereit wäre. Als dies zunehmend klarer wird, verliert Dawson immer mehr die Angst, da es nur eine richtige Entscheidung gibt und er auch weiß, welche das ist. Dennoch vergehen zwei-drei Szenen, in denen Joey ihn fragt, wo genau er jetzt stehen würde, ohne Wendung. Erst am Ende - als Joey die Hoffnung quasi aufgibt - überwindet er sich schliesslich und leitet damit ein neues Kapitel der Serie ein.
Und Joey? Sie ist der Mittelpunkt des Finales, genauso wie sie es indirekt schon im Pilotfilm und in vielen Episoden danach war. Neben dem bereits angesprochenen Aspekt, dass sie von Dawson nun uneingeschränkte Klarheit verlangt und keine Kompromisse mehr eingehen wird, rückt auch ihre Familienproblematik wieder in den Vordergrund. Das oberflächliche Ablehnen der Familie entpuppt sich als reiner Schutz vor Konfrontation und letztlich fällt die Kulisse. Die Familienproblematik wird auch gegen Ende der zweiten Staffel ganz entscheidend sein.
Insgesamt, im Rückblick, aber eine äusserst gelungene erste Staffel mit einem Happy End. Die Geschichte wurde flüssig, gleichzeitig aber auch verstrickt, erzählt, was für viel Spannung sorgte oder einfach auch nur interessant war. Die Zukunft wird aber gleichermassen spannend, da wir in der nächsten Staffel mit der neuen Beziehung eine ganz andersartige Ausgangssituation haben werden.
Malte Kirchner - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: DecisionsErstausstrahlung (US): 19.05.1998
Erstausstrahlung (DE): 28.03.1999
Regie: Mike White+Dana Baratta+Jon Harmon Feldman
Drehbuch: David Semel
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