Review: #3.14 Schmetterlinge im Bauch
Liebe ist ja bekanntermaßen bis auf Ausnahmen irrational begründet. Doch in "Valentine's Day Massacre" lernen wir Zuschauer etwas neues dazu: Ja, Schmetterlinge im Bauch sind die irrationale Form der Liebe. Moment... Die irrationale Form des Irrationalen? Eine Frage für den Philosophen!
Doch zur Episode: Dawson wird kindisch. Oder er versucht es zumindestens. Was ihm sein Vater vorwirft, dass er kindisch sei, ist eigentlich ein falscher Vorwurf, da er es nur versucht. Genauso wie er mit Eve am Anfang der Staffel nicht wirklich etwas hatte, so versucht er es auch nur bei Kate - letztlich erfolglos. Da wäre natürlich noch der Besuch der verbotenen Party sowie der erhöhte Alkoholkonsum, aber ist das wirklich ein Alleingang Dawsons, wo doch sein gesamter Freundeskreis auch dort oder zumindestens in der Nähe war? Was man auf alle Fälle feststellen kann, ist, dass Dawson momentan etwas durchhängt. Die Aufbruchstimmung, etwas neues zu wagen, indem er die Poster abnahm, scheint verflogen zu sein und dem unbestimmten Reiz des aus-seiner-Rolle-zu-fahren zu weichen. Dawson gibt es uns letztlich die Gewißheit mit, dass dieses Verstellen zu nichts führt, egal ob es Pech ist oder ob er damit bei seinen Mitmenschen gegen geschlossene Türen fährt. Gleichzeitig sagt Pacey, was wohl jedem von uns derzeit durch den Kopf geht, nämlich dass der derzeitige Zustand - die Trennung von Joey und Dawson - eigentlich so keinen Sinn macht. Es gibt - zumindestens momentan - keinen direkten Grund, der zwischen ihnen steht. Und nach gut einer halben Staffel sollten auch die Probleme von vor einem halben Jahr vergeben und vergessen sein. Oder sind die beiden wirklich so übervorsichtig und festgefahren - und das schon in diesem Alter?
Womit wir jetzt übrigens auch bei Joey wären. Bei Joey ist es wie gesagt ähnlich wie bei Dawson, obgleich sie besser ohne ihn auskommt als er ohne sie. Sie lernt autofahren, sie verfolgt ihre schulischen Ziele - und doch: Die Frage nach der Beschäftigung am Valentinstag führt unweigerlich zu einer Ziellosigkeit, die auch Dawson umgibt.
Wirklich im Vordergrund dieser Episode steht jedoch Pacey. Seine Zuneigung zu Joey wird konkret, doch er sieht den noch bestehenden, unsichtbaren Faden zwischen Joey und Dawson, der ihn zurückweist. Dass ausgerechnet ein Mitglied seiner Familie ihm hilft, ist milde gesagt eine Überraschung, aber man hat wohl aus der Beziehung mit Andie, wo Pacey auch plötzlich einen charakterlichen Wandel durchlief, Rückschlüsse gezogen.
Interessanteste und zugleich spannendste Szene dieser Episode ist dann das Ende, als der sonst so schlagfertige Pacey sich nicht zu fragen traut. Ein wirklicher Fortschritt ist das eigentlich nicht, doch zumindestens wird immer mehr mit offenen Karten gespielt. Und dass Joey zwischen Dawson und Pacey steht, wird auch klar. Mehr noch: Es scheint fast so, als wolle Pacey Dawson mit irgendjemandem verkuppeln, um selber freie Bahn zu haben.
Noch mehr Schmetterlinge scheinen sich wohl in Henrys Bauch zu tummeln. Letztlich mit fatalen Konsequenzen, nämlich einem Krankenhausaufenthalt. Jen hat nicht unrecht, dass sein Fanatismus kaum nachzuvollziehen ist. Und so kann man auch kaum noch behaupten, dass Henrys Charakter "aus dem Leben" ist. Stetige Hilfsbereitschaft und Schlafzimmerblick - da war selbst Jack Dawson aus "Titanic" noch vielschichtiger. Zum näheren Kennenlernen von Jens wahrem Charakter ist all das zwar zweckdienlich, aber dennoch überzogen.
Einen Nebenpart in der Episode spielen aber auch noch Jack und die aus Rhode Island kommende Kate. Kate ist ein Charakter, der nur Mittel zum Zweck ist - für Dawson. Der innere Konflikt von Jack ist kein großer, denn seine Versuche, erste Erfahrungen zu sammeln, waren da wesentlich interessanter. Hier geht es nur darum, sie zu schonen und gleichzeitig bei der Wahrheit zu bleiben.
Alles in allem ist diese Episode meines Erachtens durchwachsen. Wir kommen voran und treten dennoch immer noch auf der Stelle. Hinter den Fronten klärt sich einiges, doch an der Front passiert nach wie vor nichts. Das Problem ist nicht, dass sich zwischen Joey und Pacey zögerlich etwas aufbaut, sondern die Länge des Zögerns. Wir sind an eine Grenze gestossen, wo nur ein leichts Überschreiten eine Reihe von Handlungsfäden unweigerlich nach sich zieht - ganz gleich, wie Joey auf das Eingeständnis von Pacey reagieren würde. Offenbar scheut man seitens der Autoren noch vor dem Überschreiten dieser Grenze, doch es ist bitter notwendig. Ein Zurück gibt es auf plausiblem Wege sowieso nicht mehr. Deshalb nach allem ein zwar gutes Ergebnis für diese Episode - für sich alleine gesehen -, doch im Gesamtzusammenhang nur Mittelmaß. Wir wollen mehr und die Zeit dafür ist nun wirklich gekommen.
Malte Kirchner
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Valentine's Day MassacreErstausstrahlung (US): 02.02.2000
Erstausstrahlung (DE): 21.01.2001
Regie: Sandy Smolan
Drehbuch: Tom Kapinos
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