Staffel 4 - Stagnation auf sehr überzeugenden Niveau (Teil 2)

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Susan scheint wirklich der verkörperte Pessimismus zu sein, was mich im Auftakt zur Staffel doch ein wenig nervt. Klar, man bringt es mit lustigen Szenarien zum Ausdruck, man schmunzelt und dennoch will man, dass Susan anders über die Situation mit Mike denkt. Und dann, hurra, gibt es die schöne Mitteilung, dass sie schwanger ist und man somit davon absieht, das frischgebackene Ehepaar gleich wieder auseinander zu reißen. Doch man merkt den Autoren an, dass sie die Beziehung zwischen Susan und Mike immer wieder gerne auf die Zerreißprobe stellen.

Foto: Teri Hatcher, Desperate Housewives - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Teri Hatcher, Desperate Housewives
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Ein glückliches Paar ist vermutlich wohl ein langweiliges in der Serienlandschaft. Also werden Möglichkeiten gesucht, das zu ändern. Im Falle von den Delfinos mit einem Drogenproblem, was urplötzlich bei Mike aufkommt. Doch wie wir wissen, hatte er schon Mal mit Drogen irgendwas am Hut, wobei das ja eher indirekt war, soviel ich mich erinnern kann. Jedenfalls ist er dem Familiendruck nicht gewachsen. Ich nehme mal an, dass Susan zuviel von ihm fordert, wobei es gar nicht so wirkt. Aber womit verdient jetzt Susan nochmals ihr Geld? Mit den Kinderbüchern, die sie ab und an mal produziert? Dazu das große Haus, die Schwangerschaft und weitere Dinge. Ich denke schon, dass das für Mike viel Arbeit und auch Stress bedeutet. Zu Tabletten zu greifen, ist zwar dämlich, aber ich finde es in der Kombination mit seinen traumatischen Situationen nicht unplausibel. Sein Vater sitzt wegen Mordes im Gefängnis, dazu die wilde Vergangenheit mit dem Totschlag und Orsons Überfahraktion. Mir gefällt sehr, wie sich Susan verhält. So stark und clever diesmal und konsequent, denn sie lässt sich nicht lange einlullen von Mikes Begründungen. Sie fordert den Entzug von ihm, was ebenso schön wie präsent gehalten wird bis zum Ende der Staffel. Ich finde die Storyline geglückt und es zeigt sich, dass man bei Susan durchaus den Schwerpunkt verlagern sollte. Sie in Männer-Situationen zu sehen, das durften wir bereits schon ausreichend genießen.

Auch die Schwangerschaft Susans ist super inszeniert. Sehr oft amüsiert es, wenn sie hormonbedingt sehr sensibel auf alles und jeden reagiert. Eigentlich ist es auch ein wenig gewagt, wenn eine Frau in den 40ern noch schwanger wird. Aber dass das funktionieren kann und dazu ohne Komplikationen, sehen wir hier nun. Lustig auch die Szenen in denen Susan sich so sehr mit Essen vollstopft oder heult, da sie Mikes Lieblingsessen nicht erraten konnte. Eigentlich heult Susan ja in fast jeder Situation, sodass sie von Bree ja einen wunderbaren Tipp bekommt. Sie solle die Emotionen aufstauen und wegpacken, doch so einfach ist das für Susan ja nicht. Der eindeutig schönste Moment in Susans Handlungsbogen ist die Geburt ihres Sohnes. Wie die frisch gebackene Mutter den später genannten Maynard in den Armen hält, berührt sehr. Es zeigt einfach, dass es für die Delfinos nach all dem neueren Drama, ein schön harmonisches Ende gibt. Ich finde nur die Eltern von Mike, also nun Maynards Großeltern, sehr skurril. Ein Mörder als Dad eben, eine aufgetakelte, fiese Mom. Aber auch auf Susans Seite ist das ja witzig. Ich bin gespannt darauf, wie sich Maynard in so einem Umfeld nun entwickelt. Zumal ja Julie wohl weg ist und somit auch die einzig vernünftiger wirkende Person im Hause der Delfinos.

"Sieh doch Tom, was sie bereits aus uns gemacht hat. Du musst schnell was unternehmen, bevor sie uns zerstört."

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Felicity Huffman, Desperate Housewives
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Bei den Scavos geht es in Staffel 4 einmal mehr sehr dramatisch zur Sache. Wenn man glaubt, das ein schweres Szenario durchgestanden ist, folgt direkt das nächste. Die Macher wissen einfach, dass man Felicity Huffman herausfordern muss, damit sie Lynette richtig toll zur Geltung bringen kann. Wie hier im sehr nahe gehenden Krebsdrama, welches einfach als schwere Kost zu erleben ist. Man will Lynette nicht so sehr leiden sehen und ich hoffte ständig, dass sie bald geheilt wird. Ich denke, dass eine solche Story sehr sensibel angepackt werden muss und genau das schaffen die Autoren hier, denn in den emotionalen Momenten wirkt es immer stimmig und authentisch. Loben möchte ich zu der Krebsstoryline auch Toms Einbringung, der sehr sympathisch seiner Frau Beiseite steht und dessen Betroffenheit zur Sache ganz gut beleuchtet wird. Auch Gabrielles persönliche Prägung zum Thema Krebs kann zu sehr emotional hervorstechenden Szenen führen.

Eine gute Balance zwischen Drama und Leichtigkeit wird damit geschaffen, indem man immer wieder humorvolle Momente einbringt. Lynettes witzige Darstellung von Edies Selbstmordversuch im Spiel gilt bestimmt als ein Humorhighlight der Serie überhaupt. Das ist irre komisch umgesetzt und man lacht, obwohl man sich gleichzeitig fragt, ob man an dieser Stelle überhaupt lachen darf. Aber so etwas gibt es immer wieder in Lynettes Krebsstory. Ein Beispiel dazu ist auch ihr Wettkampf mit Katherine um den Nachbarschafts-Vorsitz. Manche spitzige Bemerkung seitens Katherine ist wirklich sehr gewagt, aber es heitert eben die Situation auf und macht es für den Zuschauer sehr viel leichter, zuzusehen. Einen humorvollen und sehr effektiven Faktor bringt da auch Stella mit ein. Die Mutter von Lynette passt ganz ideal dazu, um die Stimmung aufzulockern. Ihre Sprüche, ihre rauchige Stimme und die Ideen, man wirft sich weg bei Stella. Die Frau gefällt mir sehr durch ihre direkten Aussagen und moralisch ist sie natürlich nicht selten denkwürdig in Szene gesetzt. Unbedingt will man eine derartige Person sicher nicht als Mutter haben, doch wer kann sich das schon aussuchen.

Lynettes Kampf mit dem Krebs wird letztendlich schön abgerundet. Ich hatte richtig Tränen in den Augen in der Szene, als Lynette geheilt und erleichtert dem Himmel entgegenblickt und das tote Opossum betrauert. Das ist ein Moment, den man jedem wünscht, der solch eine schwere Krankheit durchkämpfen muss. Okay nicht die Opossum-Sache, sondern eben der Moment des Wissens, dass man es überstanden hat.

Für Lynette konnte die Genesung gar nicht schnell genug kommen, denn wie erwähnt, führt man ihren Charakter gleich in die nächsten dramatischen Situationen weiter. Die Art und Weise wie man den Mutter-Tochter-Konflikt löst, empfinde ich als herzerwärmend. Die Beiden sind doch aus der Erfahrung reifer geworden und im besseren Verständnis füreinander. Das lässt mich mit einem angenehmen Gefühl zurück, im Gegensatz vom darauffolgenden Tornado-Problem. Da bangt man schon sehr um die Familie Scavo, was man in einem dramatisch hervorstechenden Cliffhanger im Folgenwechsel gut zur Schau stellt. Was ich daran so dramatisch empfinde, ist Lynettes durchdringlicher Schrei als sie das Ausmaß sieht. Kurz macht zwar im weiteren Verlauf der Koch Rick nochmals Ärger, was aber gar nichts ist im Gegensatz zu Toms unehelichen Tochter Kayla, die die Scavo-Zwillinge zur Brandstiftung verleiten kann. Diese Storyline brachte mich so sehr ins Mitfiebern, sodass ich schon alleine deswegen unbedingt jede weitere Episode gucken musste. Den Spannungsbogen hierzu macht aus, dass sämtliche Charaktere in einer schwierigen moralischen Lage stecken. Kayla, die nach dem Verlust ihrer Mutter und der Abneigung gegenüber Lynette, ein verständliches Motiv hat, weswegen sie böse intrigiert, um Tom für sich alleine als Familienoberhaupt zu haben. Man kann sich gut in Lynettes schwierige Lage einfinden, wie man in ihrem Fall darauf reagieren sollte. Als sie das Kind schlägt, ahnt man gleich, dass das ein böser Fehler ist. Man spürt es direkt in der Situation schon und irgendwo gibt man Lynette Recht, so weit gegangen zu sein. Gewalt ist zwar immer das falsche Mittel, doch Kayla zeigt sich richtig bedrohlich. Man traut ihr zu, der Familie heftig schaden zu können und thrillermäßig wird die Anspannung durch die eingebrachten Behörden nach oben getrieben. Besonderes Mitleid habe ich da aber auch mit Tom, der zwischen den Stühlen steht und schon immer recht harmoniebedürftig war. Er will es allen Seiten recht machen, was den Konflikt zusätzlich verschärft. Letztendlich wird ihm soviel abverlangt, als er seine Tochter wegschicken muss. Ich kann mir denken, wie schwer der Moment sein muss und wieviel Wut er darauf empfindet, was Lynette dann zu spüren bekommt. Ist Ricks Position in Staffel 4 vier nur noch rein als der Auslöser im Scavo-Konflikt anzusehen, ohne weitere Spielereien mit Lynette, so hat Kaylas Figur viel bedeutendere Entwicklungen im Hause der Scavos erbracht. Die Erfahrung dürfte wohl die Ehe von Tom und Lynette stärken und den Familien-Zusammenhang vermutlich auch. Denn sie konnten nun erleben, wie sehr alles aus den Fugen geraten kann, wenn es nicht stimmig ist.

Den lieben guten Ruf wahren.

Foto: Dana Delany & Marcia Cross, Desperate Housewives - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Dana Delany & Marcia Cross, Desperate Housewives
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Zugegeben hat Bree in Staffel vier bei all den guten Geschichten dieses Mal nicht die besten für sich eingenommen. So ist die Situation mit der Scheinschwangerschaft durchaus amüsant aber einfach lange nicht fesselnd genug. Die Zankereien mit Danielle und auch der Schwiegermutter Phyllis kommen nicht über den Begriff "nette Unterhaltung" hinaus und krass ist es schon, zu sehen, was Bree alles für den Erhalt eines guten Rufes in Kauf nimmt. Wenigstens haben sich mit Andrew die Wogen schön geglättet. Spätestens jedoch als dann die Geburt ansteht, zahlt sich die Storyline komplett aus. Das ergibt einen so ergreifenden Moment, in dem Mutter Bree und Tochter Danielle sich einigen, wer den Sohn nun aufziehen soll. Benjamin wird er genannt und der eigentlichen Großmutter überlassen. Was mich hierbei so ergriffen hat, ist die emotionale Danielle, denn sie hat echt Mühe damit, ihren Sohn wegzugeben und das ist voll verständlich. Ich empfinde es dabei so krass, dass innerhalb einer Familie so ein gefühlsforderndes Spiel vonstatten geht. Brees Motivation kann man irgendwo verstehen. Sie will alles perfekt haben und eine neue Chance bezüglich eines Kindes. Dennoch ist sie sehr egoistisch und auf makaberem Terrain unterwegs, indem sie ihrer eigenen Tochter das Mutterglück verwehren will. Man sieht da echt deutlich, dass Danielle die Entscheidung nicht von Herzen aus trifft, sondern einfach um zu gehorchen. Es tut einem weh, das zu sehen und auch wenn Bree es im weiteren Verlauf ganz gut mit Benjamin macht, gehört das Kind einfach nicht zu ihr. Es fühlt sich falsch an, wie ich finde.

Zu Teil 1 der Staffel-4-Review von "Desperate Housewives"
Zu Teil 3 der Staffel-4-Review von "Desperate Housewives"

Samuel W. - myFanbase

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