Review: #1.01 Schmutzige Wäsche

Malerische Vorstadthäuschen, begrenzt durch makellose Gartenzäune, die perfekte Gärten umrahmen. Glückliche Menschen, wohin der Zuschauer blickt. Alles scheint perfekt. Und dann - PENG! - die gerade noch völlig glücklich wirkende Hausfrau Mary Alice jagt sich eine Kugel in den Kopf. Einfach so. PENG!

Ich bin verwirrt. Oder doch nicht? Irgendwie hab ich das ja erwartet, nein, gewusst. Aber trotzdem... Mal sehen was weiter passiert.

Und schon lernen wir unsere vier Hauptprotagonistinnen kennen -

die einst erfolgreiche Karrierefrau Lynette, die jetzt erfolglos versucht ihre Kinder in den Griff zu bekommen. Gabrielle, ehemaliges Model, die durch die Heirat mit dem wohlhabenden Carlos Solis keine Sorgen mehr zu haben braucht - wie es scheint. Bree, die nach außenhin mehr als nur perfekt ist. Und schließlich auch die etwas schusselige, aber liebenswerte Single-Mom Susan.

Ein perfekter Einstieg in eine langweilige neue Serie? Keineswegs.

Von Anfang an merkt man, dass irgendetwas nicht stimmt. Eine solch perfekte Welt kann doch nicht existieren. Und wenn sie existiert, warum ist sie mir noch nie begegnet?

Aber nein, hier geht es nicht um das perfekte Leben von perfekten Hausfrauen. Es geht um das chaotische Leben von Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jede hat ihr Päckchen zu tragen, sei es neureiche Langeweile, den Drang, nach außenhin perfekt zu erscheinen oder einfach nur eine gute Mutter zu sein. Und doch haben sie alle nur einen Wunsch, den Wunsch nach einem glücklichen, erfüllten Leben. Puh, da kann ich doch glücklich aufatmen. Denen geht es auch nicht besser als allen anderen.

Und so bekommen wir im Laufe der Folge also mit, wer wer ist und was er insgeheim hinter verschlossener Tür wirklich tut, wenn keiner hinsieht - vom Sex mit dem minderjährigen Gärtner bis hin zu Tränenausbrüchen aus Verzweiflung, die einem überkommem als plötzlich der Mann einem eröffnet, dass er die Scheidung möchte.

Und wenn man sich in der Wisteria Lane umblickt, dann erkennt man, dass es hierzulande doch eigentlich ganz genau so zugeht wie im TV. Wie überall gibt es das männerverschlingende Biest (Edie Britt) - mal ehrlich, wem ist noch keine solche Person über den Weg gelaufen. Es gibt die hinterlistige Nachbarin, die ihre Nase in Angelegenheiten steckt, die sie so überhaupt nichts angehen (Martha Huber) und es existiert auch ein charmanter Sonnyboy (Mike Delfino), nach dem man / frau sich auch schon mal auf der Straße umdreht.

Von Anfang an unbehaglich fühle ich mich jedoch beim Anblick von Paul. Irgendetwas stimmt mit dem nicht - oder bin ich schon so paranoid, dass ich einfach erwarte, dass etwas nicht stimmt? Doch spätestens als er beginnt, den Pool umzugraben erkennt man - da ist doch was Faul.

Und so neigt sich nach einer knappen dreiviertel Stunde die erste Folge dem Ende zu und wenn ich aus dem Kopf aufzählen sollte, was passiert ist, bin ich überwältigt - Selbstmord, Sex, Häuserbrand, Mordversuch - wow.

Die erste Folge verleiht uns nicht nur Einblick in das Leben von typischen Vorstadtfrauen, so wie Sam Mandes es bereits 1999 im grandiosen Streifen "American Beauty" getan hat. Nein! Gnadenlos wird die perfekte moralische Fassade Stück für Stück demontiert und wir erhalten einen amüsanten Einblick in die ernüchternde Realität der ach-so-perfekten Amerikanischen Vorstadtwelt.

Ein gelungener Opener, der nicht nur Lust auf mehr macht, sondern praktisch schon dazu zwingt, das nächste Mal wieder vor dem Fernseher zu sitzen - nicht zuletzt wegen des interessanten Cliffhangers, der neugierig macht auf mehr.

Einziges Manko bleibt zu erwähnen, dass der Auftakt lediglich 42min dauert und die nächste Folge noch 10070 min weit weg ist :-)

7 von 9 - nach oben hin muss es ja Platz geben ;-)

Melanie Wolff - myFanbase

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