Bewertung

Review: #2.04 Die imaginäre Freundin

Foto: Desperate Housewives - Copyright: ABC/Andrew Eccles
Desperate Housewives
© ABC/Andrew Eccles

Desperate Housewives, Staffel zwei, die Vierte: Eine Folge, die die Handlung vorantreibt, aber ein wenig auf der Stelle tritt, was Witz, Charme und Spritzigkeit angeht. Was haben wir gelernt? Alle vier Hausfrauen sind Objekt oder Initiatoren von mehr oder minder gemeinen Konflikten: Lynette hat um die Zuneigung ihrer Kinder zu kämpfen, Gabrielle um den Sex mit Carlos (und wohl bald auch gegen Avancen ihres neuen Anwalts?), Susan gegen Zacks Eindringen in ihre Welt, und Bree als Objekt lüsterner Begierde wurde vom wieder einmal raffiniert-miesen George ausmanövriert.

Die Einzelkritik: Lynettes Storyline - ich kann mir zwar noch nicht so recht vorstellen, wie man da noch richtige Spannung hereinkonstruieren will, die nicht auf den nun wohl erstmal durchgekauten häuslichenn Problemen basiert. So besonders originell inszeniert war der Plot um die imaginäre Mrs. Mulberry auch nicht, unterhaltsam aber immerhin Lynettes mehr oder weniger verzweifelte Versuche, ihren Sohn zurückzugewinnen. Tom sieht übrigens mit dem Dreitagebart ungeheuer lässig aus.

Gabrielle: So recht inspiriert wirkte das nicht, eine Beischlafklage zu initiieren, das geht auch witziger. Susan: Schon interessanter. Unsere tapsige Gluckenmama wird gerissen, wenn's um's Glück ihrer Lieben geht, und so schickt sie Zack nach Utah, um ihn von Julie, Mike und damit ihrem kleinen Glückskokon fernzuhalten. Fies as fies can be, eigentlich. A) glaube ich nicht, dass ihm ein Zusammensein mit Paul gerade besonders guttut, und b) hintergeht sie damit Mike ganz schön. Entschuldigungsgrund Liebe? Na ja. Egoismus versteckt sich hinter vielen netten Begriffen.

Nun zu Bree: Es wird dramatischer. Die Rivalität zwischen Andrew und George - beide bekanntermaßen nicht grade angenehme Zeitgenossen - war unterhaltsam inszeniert; mit den Orgasmusgeräuschen hat Andrew genau das Richtige getroffen, um Stiefpapa in spe in Rage zu bringen. Sein Konter war natürlich wieder mal aus der ältesten Psycho-Trickkiste, aber effektiv (nebenbei doch etwas leichtsinnig von ihm, Andrew so offensichtlich hämisch anzugrinsen, wo alles voller Leute war, aber gut). Die Spinne entfernt lästige Parasiten aus dem Netz. Von Andrew wird da später wohl auch noch einiges zu erwarten sein, wo er sich ja eh schon vorgenommen hatte, Brees Leben zu zerstören.

Etwas enttäuscht war ich, dass diese Folge komplett auf die Applewhites verzichtet hat. Den Faden jetzt etwas lose hängen zu lassen, wo man kaum einen richtigen Spannungsbogen etabliert hat, fand ich nicht gerade optimal getimt. Andererseits tut nach den kleinen Häppchen eine Verschnaufpause vielleicht auch ganz gut, um die Story nicht zu sehr zu zerfasern, sondern dann später mit umso mehr Schmackes draufzuhauen. Wir werden sehen.

Schön übrigens, unsere Housewives endlich mal wieder (wenn auch nur kurz) zusammen agieren zu sehen; in letzter Zeit hatte ich diesen Austausch untereinander und die gemeinsamen Szenen schon vermisst. Eine Sache noch, die mir diesmal aufgefallen, vielleicht aber ein konstantes Problem ist: Die deutsche Übersetzung der Folge. "Die imaginäre Freundin" für "My Heart Belongs To Daddy". Vielleicht sollten die Verantwortlichen mal darüber nachdenken, dass solche Titel schon mit etwas Hirnschmalz ausgesucht werden. Immerhin sind die "Daddys" ja das zusammenfassende Element der Folge: Andrews Trauer um seinen Vater, George's Versuch, sich Vaterrechte zu erschleichen (Szene am Tisch!), Carlos' Vaterschaft (Thema der Unterhaltung zwischen ihm und Gabrielle), das Vater-Mutter-Ungleichgewicht bei den Scavos und natürlich das komplizierte Mike-Paul-Zack-Verhältnis. Am Ende der Folge wird's ja auch explizit aufgenommen, und es ist eben quasi wie in einer Sinfonie das Thema, das immer im Hintergrund präsent ist, in Varianten, Verzerrungen, Subtexten. Wie, liebe Übersetzer, wär's dann mit etwas Treue zum Original gewesen? Na gut, das ist eigentlich ein Thema für sich (Kolumnenschreiber vor!)

Insgesamt tue ich mich schwer, die Folge leistungsmäßig einzuordnen. Es wirkt alles noch so ein bisschen wie der Prolog zur echten Sause. Also: Let's meet again next week!

Melanie Holtmann - myFanbase

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