Review: #4.10 Nach der Katastrophe

Das war's also. Nach dem Tornado ist vor dem Tornado, was bedeutet: Bilanz ziehen, Mund abwischen und auf die nächsten Dramen warten, denn die kommen bestimmt. Groß herbeigeraunt wurde in diversen Vorschauclips, dass sich einiges, gar alles für die Bewohner der Wisteria Lane ändern würde nach der verheerenden Naturkatastrophe.

Zu den Fakten: De facto hat sich so viel gar nicht geändert. Das große Rätsel Nummer eins wurde recht schnell aufgelöst - alle Scavos haben überlebt, und das dank Ida, die dafür mit dem Leben bezahlen musste. Felicity Huffman ging wieder einmal bravourös mit der Herausforderung um, die sich ihrer Rolle in dieser Folge bot: zunächst Bangen um die Familie, dann Erleichterung, Schuldgefühl und schließlich befreiende Erkenntnis. Nebenbei zitierte die stets wunderbar zurückgenommene Kathryn Joosten eines meiner Lieblingsgedichte: "Do not stand at my grave and weep", und sie tat dies in einem bemerkenswert schlichten Tonfall. Zusammengenommen dürfte für Lynette die Zeit von Leiden und Erlösung aber doch jetzt ein wenig Pause machen.

Eins weiter: Die Hodges quartierten sich kurzzeitig (oder längerfristig?) bei Susan und Co. ein. Ich gestehe, dass ich Brees energisch - kaltschnäuzigen Verkupplungsversuch und Susans ebenso opportunistische Sabotageaktion brüllend komisch fand. Gelungen war auch die Wendung ins Ernsthafte, die mit Susans Geständnis einherging: Sie lässt sich nicht bloß gerne von Bree betüdeln, sie braucht ihre Freundin auch; denn, erinnern wir uns, schwanger und der Ehemann im Rehab-Programm - das steckt auch eine leichtherzige Person wie Susan nicht einfach weg. Überhaupt kommen Susans gelegentliche Ausrutscher ins Peinliche viel besser an, wenn sie von dahinter erkennbaren wirklichen Bedürfnissen abgefedert werden. Und Teri Hatcher spielt das im Moment auch mehr als anständig.

Im Vergleich zur letzten Folge hatte Edie dieses Mal erstaunlich wenig zu sagen; und die Bemerkung zu Lynettes möglichem Verlust am Beginn der Folge fand ich besonders im Zusammenhang ein wenig out of character; aber sei's drum. Was bleibt? Richtig. Gaby ist mit einem Mal zwar Victor los, dafür aber auch mittellos und ab nächster Folge wird sie sich mit einem blinden Carlos auseinandersetzen müssen. Diese Wendung für Carlos war für mich das einzig wirklich Überraschende; sie bietet auf jeden Fall Potential und man wird abwarten dürfen, ob Gaby wirklich so reagiert, wie Carlos es - ziemlich überzeugt - andeutet. Die Zukunft für beide schaut auf jeden Fall alles andere als rosig aus - es sei denn, aus der einen oder anderen Quelle sickert doch noch etwas Vermögen und / oder es ereignet sich eine Wunderheilung.

So, zum Schluss wurde der geneigte Zuschauer dann noch ein wenig mehr auf die Folter gespannt, was das unsäglich grimmige (und sehr zähe) Geheimnis der Mayfairs anbelangt. Die Macher scheinen, was das angeht, ihre sadistische Ader entdeckt zu haben: Rein gar nichts wird enthüllt; wir können nur die mehr oder weniger entsetzten Reaktionen von Adam und Dylan auf das nun endlich entdeckte Zettelchen Lillians beobachten. Und wir erfahren, dass Katherine irgendetwas getan und dann gegenüber Adam ihren Ex-Ehemann dafür verantwortlich gemacht hat. Hm. Das hilft enorm weiter. Ich erwarte mittlerweile als Entschädigung für all die Appetizer einen richtig dicken Brocken als Hauptgang und versage mir dafür die müßigen Spekulationen.

Insgesamt bleibt die Staffel mit Welcome to Kanagawa auf einem sehr ordentlichen Niveau, wenn auch die Meßlatte der vorigen Episode nicht ganz erreicht wird. Die Mayfair-Story verdient einen deutlicheren Fingerzeig; der Rest berechtigt zu angemessenen Hoffnungen. Warten wir ab, was kommt.

Melanie Holtmann - myFanbase

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