Bewertung

Review: #6.04 Blues der Verlassenen

Foto: Marcia Cross & Dana Delany, Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
Marcia Cross & Dana Delany, Desperate Housewives
© 2010 ABC Studios

In der vergangen fünften Staffel war es noch so, dass ich mich bei manchen Folgen wirklich bemüht habe, die positiven Facetten herauszufiltern, um dann mehr oder weniger über die reichlich Schlechten hinwegzuschauen. Nach den ersten drei wirklich gelungenen Episoden der sechsten Staffel bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich verzweifelt und penibel nach den schlechten Dingen in den Episoden suchen, um nicht immer solch hohe Punktzahlen raushauen zu müssen. Doch all meine Bemühungen sind auch dieses mal gescheitert, denn schon wieder boten Susan, Bree & Co. uns "Desperate Housewives" vom Feinsten.

You know about the Twins?! – Yes, I have Eyes!

Leider muss ich sagen, dass mir Lynette in dieser Folge (mal wieder) am wenigsten gefallen hat. Ohne Frage, ihr ganzes Problem mit ihrem größeren Busen, Carlos’ Verdacht sie habe eine Brustvergrößerung an sich vornehmen lassen und das Gespräch zwischen Carlos und ihr als beide die ganze Zeit aneinander vorbei reden, waren wirklich lustige Szenen, aber im Prinzip war das Ganze wieder nur eine einfache Stand-Alone-Story. Außerdem wundert mich die Tatsache, dass sie im Staffelauftakt einen emotionalen Zusammenbruch wegen ihrer Schwangerschaft erlitten hat und wenige Folgen später ihr Busen das größte Problem ist.

Noch sind solche Stories für Lynette verzeihlich, aber ich frage mich, ob aus Lynettes Schwangerschaft noch mehr herausgeholt wird oder man uns Zuschauer mit Stand-Alone-Stories quälen will, bis ihre Kinder endlich auf der Welt sind. Wenn man sich Lynettes noch nicht vorhandenen Babybauch ansieht, kann das nämlich noch eine ganze Weile dauern. Wenn alles glatt dauert es wohl noch ungefähr sechs Monate, was genau die Zeit ist, die diese Staffel noch läuft. Das heißt wiederum, man könnte die Schwangerschaft bis zum Staffelfinale hin ziehen. Rosige Aussichten. Außer die Macher schocken uns wieder mit einem Zeitsprung, diesmal mitten in der Staffel. Vielleicht noch einmal fünf Jahre.

Vielleicht war Lynettes Part in dieser Folge auch genau richtig, schließlich waren Susans und Gabys Storylines relativ drückend und weniger auf Humor angelegt, sodass die Macher mit Lynette mal wieder die perfekte Balance zwischen Humor und Drama gefunden haben, weshalb ich noch einmal ein Auge zudrücke. Allzu oft darf das aber nicht mehr passieren, schließlich habe ich nur zwei Augen.

You wouldn’t know it to look at her, but the Lady next Door is having a nervous Breakdown...

Meine Befürchtungen haben sich bewahrheitet:Katherine ist wohl zu so etwas wie einer Stalkerin geworden. Na gut, Befürchtungen sind übertrieben, denn ich hatte ja schon geschrieben, dass diese Storyline entweder spannend oder total lächerlich wird. Bisher muss ich sagen, dass mir die ganze Sache doch viel, viel besser gefällt als erwartet. Und zwar aus dem ganz einfachen Grund: es kriselt in der Freundschaft zwischen ihr und Bree mächtig, was für erstklassige Szenen sorgte.

Die Tatsache, dass Karl in dieser Episode gar nicht aufgetaucht ist, fand ich nicht schlimm. Im Gegenteil. Meiner Meinung nach ist es immer ganz gut, wenn man in einer Storyline eine kleine Pause einlegt. Wichtig ist nur, diese Pause auch sinnvoll zu füllen, was hier hervorragend gelungen ist. Brees Freundschaft mit Katherine wurde immer wieder ein wenig in den Hintergrund geschoben, weshalb ich es toll fand, dass diese mal wieder thematisiert wurde. Bree ist sichtlich besorgt über Katherines Zustand und man muss sagen, dass das auch sein muss. Denn Katherine scheint tatsächlich langsam nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben, was ihre Besessenheit von Mike angeht. Und das Schlussgespräch zwischen ihr und Bree war mal wieder ein Fingerzeig wert, denn die Szene war einerseits intensiv schockierend, anderseits irgendwie fast schon ein wenig komisch – vor allem Brees entsetzter Gesichtsausdruck, nachdem Katherine ihr einen riesigen Kratzer in ihren Auto gemacht hat. Apropos komisch: wer hat bitte nicht lachen müssen als die hysterische Katherine "ihre" Torte wieder haben wollte und Bree samt dem guten Stück vor der gesamten Hochzeitsgemeinde Katherine entkommen wollte?

Ich bin jedenfalls froh, dass Katherine nach der blassen Performance in Staffel Fünf endlich wieder eine wirklich spannende Storyline erhalten hat. Die Frage ist natürlich, wie weit Katherines Besessenheit noch gehen wird, wie weit sie selbst gehen wird und was das für weitere Auswirkungen haben wird.

Klar, die Wandlung der starken Mutter und Hausfrau in Staffel Vier zur besessenen Stalkerin ist vielleicht ein wenig weit hergeholt. Doch ganz egal wie absurd diese Wandlung auch sein mag, bin ich heilfroh, dass es endlich wieder Spaß macht, Dana Delany in dieser Serie zu sehen.

You’d never guess by her Smile, but the Wife of your Uncle once betrayed his Trust...

Wer geglaubt hat, dass John Rowlands Rückkehr zu riesigen Eheproblemen zwischen Gaby und Carlos führen wird und Gaby wieder eine Affäre anfängt bzw. Gefühle für ihren ehemaligen Gärtner entwickelt, der lag ganz schön falsch.

Im Gegenteil: wirklich rührend wird deutlich gemacht, dass sich Gaby verändert hat. Sie ist glücklich mit ihrem Leben und würde es für kein Geld und für keinen John Rowland dieser Welt mehr aufgeben. Und im Nachhinein betrachtet fand ich es sogar gut, dass John noch einmal zurückgeholt wurde. Denn so wurde deutlich, dass Gaby sich und von ihrem Charakter her zwar nicht wirklich verändert hat, ihre Prinzipien aber ganz andere geworden sind. So ist sie zwar noch die etwas geldvernarrte, glamourliebende und oberflächliche Lady, gleichzeitig darf sie sich aber auf ihren Grabstein die Worte "liebende Mutter und Ehefrau" einmeißeln lassen. Und wie Gaby Carlos klarmacht, wie glücklich sie momentan ist und John parallel dazu das zerrissene Bild von sich und Gaby vorfindet, war eine wirklich tolle und ergreifende Szene.

Dann war da natürlich noch die naive Ana, die sich in John verliebt hat und glaubte, ihre Tante will ihr den Kerl ausspannen (welch ein Zufall, dass Ana genau in den zwei Sekunden die Tür hineinkommt, in denen sich Gaby und John küssen). Anas Erpressungsversuch war dann zwar nicht gerade sehr edel, doch letztlich haben auch wir eine andere Seite an ihr gesehen. Immer noch ist es aber schwer zu übersehen, dass zwischen ihr und ihrer Tante noch nicht alle Wogen geglättet sind und man darf gespannt sein, welche Konflikte zwischen den beiden –hoffentlich – noch zu Stande kommen.

And that daughter you adore ... well, she’s having an affair with a married man.

Letzte Folge hatte sie mit Angie zu kämpfen, diese Folge mit ihrer eigenen Tochter. Mir tat Susan wirklich Leid, denn Julies extremer Wandel ging ihr sichtlich nahe, zumal er vollkommen unerwartet kam. Vorbei die Zeiten, als sie die perfekte Tochter war und mit ihrer Mutter eine tolle Beziehung führte. Wobei mir Letzteres ziemlich missfällt, da mir die Mutter/Tochter-Beziehung der beiden in den früheren Staffeln immer wieder gefallen hat. Susan als naives, tollpatschiges Mütterchen und Julie die erwachsene Tochter, die sich eigentlich mehr um ihre Mutter kümmern muss als umgekehrt. Diese Konstellation werden wir wohl nicht mehr so schnell bei den beiden finden.

The sad truth is: we don’t know our friends and neighbors nearly as well as we think we do. Even the people we trust most keep secrets.

Mit großen Schritten geht das Staffelgeheimnis, von dem ich immer noch nicht genau weiß um was es handeln soll (was sehr positiv ist!), in die nächste Runde. Angies Brandnarbe stammt also nicht von einem kleinen Feuer sondern von einer Explosion, was natürlich aufhorchen lässt. Was für eine Explosion? Was ist da vorgefallen? Vor allem: vor was flüchten die Bolens eigentlich?

Dann ist die Beziehung zwischen Mutter und Sohn interessant. Danny ist nicht etwa der rebellische Sohn, der seiner Familie das Leben schwer macht, sondern stellt sich als Beschützer seiner Mutter dar. Zu seinem Vater hingegen scheint er ein weniger gutes Verhältnis zu haben, vor allem, da er ihn anscheinend zu erpressen versucht, da er von der Affäre mit Julie weiß.

Achja, genau. Die Affäre mit Julie! Nick ist also der verheiratete Mann, mit dem Julie die Affäre hatte. Wer hätte das gedacht? Ganz ehrlich? Ich wirklich nicht. Deshalb fand ich allein den Schluss dieser Episode überraschender als die ganzen Möchtegern–Cliffhanger der fünften Staffel (ja ich weiß, ich wollte die fünfte Staffel eigentlich in Ruhe lassen). Ach und so ganz nebenbei finden wir heraus, dass Nick eigentlich Dominic heißt. Oder heißt Dominic eigentlich Nick?

Mein Verdacht über die spannende Frage nach dem Täter, der Julie stranguliert hat, wird durch diese neue Erkenntnis bekräftigt und gleichzeitig entschärft. Einerseits hat Nick ein Motiv, falls Julie ihm gedroht haben sollte, die Affäre aufliegen zu lassen, anderseits schien er ziemlich liebevoll mit Julie umzugehen als er sie im Krankenhaus besucht hat, weshalb ich wiederum nicht glaube, dass er sie umbringen wollte. Danny hingegen weiß von der Affäre, was auch der Streitgrund zwischen ihm und Julie war. Dennoch glaube ich auch nicht, dass er es war. Oder hat er es getan, weil er nicht wollte, dass seine Mutter unglücklich wird, wenn eine andere Frau versucht, ihr den Mann auszuspannen?

Und dass Julies Rückkehr nicht nur dazu gedient hat, Susan eine Storyline zu verschaffen, sondern auch, um das Staffelgeheimnis komplexer zu gestalten, ist ein cleverer Schachzug. Das ist doch mal ein Staffelgeheimnis nach meinem Geschmack und ich bin gespannt, wie es weiter geht. Ich hoffe nur, dass das gute Pulver nicht wieder zu schnell verschossen wird.

Fazit

Wie schon die Folge zuvor, hatte auch diese wieder ihre kleinen Schwächen. Doch wenn ich zurückblicke, dominieren die zahlreichen starken Stories und Szenen dieser Folge und lassen voll und ganz über die Macken hinwegsehen, weshalb auch die vierte Folge das bisher tolle Niveau der sechsten Staffel halten kann.

Manuel H. - myFanbase

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