Review: #6.09 Selbstverteidigung
Da denkt man, in der letzten Folge sei schon viel passiert, dann kommt eine Folge wie #6.09 Would I think of Suicide?, die uns klarmacht, dass es Marc Cherry endlich wieder verstanden hat, wie es geht, einen draufzusetzen.
Man muss auch anmerken, dass dies in den USA die letzte Folge vor dem "Winterfinale" war, bevor die Serie nach der nächsten Folge in eine längere Pause geht. Das merkt man der Episode auch an, da sich die Situationen immer mehr zuspitzen und es aller Wahrscheinlichkeit nach in der nächsten Folge den großen Knall und die großen Eskalationen geben wird, was gleichzeitig das Ende manch guter Storyline bedeuten wird. Deshalb bin ich auch etwas besorgt, was den weiteren Verlauf der Staffel betrifft. Gibt es eine kleine Qualitätseinbuße wie nach dem Winterfinale 2007 (#4.09 Tornado)? Doch statt jetzt schon so pessimistisch zu werden, sollte ich mich freuen, dass die sechste Staffel bisher eine tolle Qualität aufweist (im Vergleich zur fünften Staffel sogar eine überragende Qualität) und die nächsten Episoden einfach abwarten. Lange Rede, kurzer Sinn, jetzt geht es erst mal an diese tolle Episode.
The World is a dangerous Place and we must learn to defend ourselves from those who want to hurt us. That Stranger without a Name...
Die Folgen von Emilys Tod fand ich in dieser Folge sehr gut konzipiert. Endlich geht ein Ruck durch die gesamte Wisteria Lane und macht allen Bewohnern klar, dass ihre Straße nicht mehr sicher ist, was für zusätzliche Spannung sorgt. Natürlich weiß auch Nick, dass er wahrscheinlich bald als potentieller Mörder in Betracht gezogen werden könnte. Es war schön zu sehen, dass sich Angie gut in die Wisteria Lane eingelebt hat und auch definitiv nicht mehr weg will, obwohl Nick bereits in seinem Kopf die Koffer gepackt hatte.
Der Originaltitel der Episode passte wohl zu niemandem so gut, wie zu Danny, der sich das Leben nehmen wollte. Doch weshalb bleibt mir ein Rätsel. Sicherlich sind die Streitereien zwischen seinen Eltern bedrückend für ihn und auch die Abfuhr die ihm Julie erteilt hat war nicht gerade aufmunternd. Aber dachte er wirklich, ein Mädchen könne eine Beziehung mit ihm führen, obwohl sie vorher eine Affäre mit dessen Vater hatte? Außerdem steckte wohl auch ein wenig Furcht in Julie, da Angie sie sicherlich nicht gerade mit offenen Armen als Dannys neue Freundin begrüßt hätte.
Angies und Nicks Beziehung wurde immer ein wenig kalt dargestellt. Teilweise wirkten die beiden nicht wirklich wie ein Ehepaar. Statt einfühlsame Unterhaltungen gab es Streitereien bis sich die Balken bogen und statt einem kleinen Kuss zu sehen schlägt Angie ihrem Mann auch gerne mal hin und wieder eine ins Gesicht. Deshalb war die letzte Szene mit den beiden einfach wunderschön mit anzusehen. Dabei erfahren wir auch noch eine Kleinigkeit, was das Staffelgeheimnis betrifft: nicht Nick scheint der Böse zu sein, sondern Angie. Na gut, böse ist relativ. Aber die Bolens sind nicht wegen Danny oder Nick auf der Flucht, sondern wegen Angie selbst. Nick ist nur aus Liebe mit ihr gegangen und sein „ich würde es wieder tun“ hat sein unsympathisches Arschloch-Image, das es bei mir inne hatte, stark reduziert.
Was das Staffelgeheimnis betrifft, haben wir nun also diese neuen Informationen bekommen: die Bolens sind wegen Angie seit 18(!) Jahren auf der Flucht (also ungefähr seit Danny geboren wurde), sie mussten schon etliche Male fliehen und ihr lieber Sohn heißt eigentlich Tyler (irgendwie scheint es bei den neuen Familien in der Wisteria Lane obligatorisch zu sein, ihre Namen zu ändern). Ich möchte jetzt endlich wissen, vor was Angie flieht! Man möge fast meinen, Marc Cherry will sich wirklich für das Flopmysterium der letzten Staffel entschuldigen. Fakt ist, dass mir das Staffelgeheimnis bisher unglaublich gut gefällt und es auch weiterhin spannend bleibt.
An Employer who holds a Grudge...
Nein, ich verstehe immer noch nicht wirklich, weshalb Carlos auf einmal zu einem unsympathischen Mistkerl geworden ist. Selbst als Lynette Krebs hatte sah sie nicht so erledigt und traurig aus, wie am Ende dieser Episode. Wie Carlos mit den billigsten Tricks versucht, Lynette aus der Firma zu ekeln und Gaby ihren Mann dabei auch noch unterstützt, ist für mich einfach nur unverständlich.
Trotz der unverständlichen Ausgangssituation ist dieser Krieg eine wirklich tolle Storyline für die Parteien Solis/Scavo, die mich in der Vergangenheit dieser Staffel seltener begeistert haben. Dass Lynette einen Anwalt eingeschaltet hat, kann ich, im Gegensatz zu Gaby, voll und ganz verstehen. Gaby hat doch gesehen, unter was für schrecklichen Bedingungen Lynette nun arbeiten muss und hatte auch Mitleid mit ihrer Freundin, weshalb ihr doch klar sein musste, dass Lynette sich das nicht gefallen lassen wird. Ich bin gespannt, wie lange die Fronten noch so verschärft bleiben. Es ist schließlich klar, dass Gaby und Lynette irgendwann wieder Freunde werden, allerdings hoffe ich, dass nicht so eine 08/15–Nummer als Auflösung kommt und sich Gaby und Lynette wieder um den Hals fallen. Das wäre mir einfach zu unoriginell. Nein, ich will wirklich, dass beide Frauen sehen, dass Freundschaft einfach wichtiger sein muss und ist, als irgendeine Arbeit auf der Welt. Vor allem wenn man in einer Straße lebt, in der es schon so viele Tote gab, dass ich mich schon wundere, weshalb die Straße noch Bewohner hat.
The Husband who won’t let go...
Fast schon das krasse Gegenteil zu Gaby und Lynette waren Bree und Susan. Ich habe mich schon lange gefragt, wie Susan die Affäre zwischen Karl und Bree herausfinden wird und wie sie darauf reagiert. Und ich muss sagen, dass das Ganze besser aufgelöst wurde, als ich es erwartet hatte.
Zunächst einmal war es ziemlich lustig wie Susan es herausgefunden hat. Ihre Verdächtigung, es könne sich um Julie handeln, die im Motelzimmer mit einem Mann abermals Sex hat, war herrlich in Szene gesetzt und Susans Telefonat mit Julie daraufhin war einfach nur typisch für sie (wobei das dieses Mal wirklich positiv gemeint ist). Was wiederum untypisch für die alte Susan war und zeigt, dass sie sich sehr weiterentwickelt hat, war ihre Reaktion darauf. Damit meine ich nicht ihre kleine Auseinandersetzung mit Bree im Selbstverteidigungskurs (was eine unglaublich tolle und witzige Szene war), sondern Susans Gespräch mit Bree und Karl und ihr Bemühen, Bree klar zu machen, dass Karl nicht immer der nette Gentlemen ist. Als Susan dann eingesehen hat, dass sich Karl und Bree wirklich lieben (ja, Bree hat auch das L–Wort gesagt!) und sie den beiden daraufhin viel Glück wünscht und klar macht, dass sie die Beziehung akzeptiert, hätte ich ihr am liebsten auf die Schultern geklopft und gesagt: Gut gemacht! Wer hätte gedacht, dass aus der früher so kindliche und überreagierenden Susan (man erinnere sich nur mal an ihr lächerliches Handeln als sie herausfand, dass ihr Sohn gerne mit Katherine die Zeit verbringt in #5.15 Die lieben Arbeitgeber), eine tolerante und erwachsene Frau wird? Toll!
Fast schon ein wenig unsympathisch hingegen wirkte Bree in dieser Folge auf mich. Die schon erwähnte Szene im Selbstverteidigungskurs war zwar wirklich großartig und witzig, allerdings zeigte Bree kaum Verständnis oder Mitgefühl gegenüber Susan. Klar, das sollte verständlich machen, dass Bree einfach zu ihrer Beziehung mit Karl steht, aber dennoch muss man bedenken, dass sie monatelang ihre beste Freundin angelogen hat. Was Orson betrifft, so wird er wohl bald von der Bildfläche verschwunden sein, wenn man bedenkt, dass Karl und Bree ihn unmoralisch mit den Bildern, die sie gemacht haben, erpressen können. Doch ob die beiden Orson dabei wirklich so einfach losbekommen? Ich bezweifle das. Außerdem wird es sicherlich nicht mehr lange dauern (wenn man bedenkt dass die halbe Nachbarschaft schon von der Affäre weiß), dass auch Orson von dem Doppelspiel seiner Ehefrau Wind bekommt.
Yes, we all try to defend ourselves so we won’t get hurt. Until we realize our pain can hurt someone else.
Katherine und Mike hatten in dieser Folge eine wirklich starke Story. Allerdings muss ich sagen, dass mir Katherine ein wenig Leid tat. An sich ist sie schließlich nicht wirklich böse, sondern einfach nur übertrieben anhänglich, da Mike ihre große Liebe war. Deshalb hatte ich auch Mitleid mit ihr, als Mike ihr auf brutale Art und Weise gedroht hatte, sich von MJ fernzuhalten. Und mal ehrlich, ich bin mir sicher, dass Katherine wirklich nicht in der Lage wäre, MJ wehzutun. Na gut, vielleicht denkt man als Vater anders, wenn der Sohn schon einmal beinahe von einem kranken Psychopathen umgebracht worden wäre.
Mikes harte Worte gegen Ende fand ich auch etwas übertrieben. Ob es die Wahrheit war, dass Mike immer nur an Susan denken musste, während er mit Katherine zusammen war? Oder diente alles nur dazu, Katherine wehzutun? Genauso sagt man einer kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehenden Frau nicht, dass es einem egal wäre, ob sie leben würde oder nicht. Diesen Satz wird er noch sicherlich bereuen und die letzte Szene zeigte, zu was Katherine eigentlich fähig ist. Der Schluss kam für mich zumindest ziemlich überraschend und macht dem Namen der Serie alle Ehre. Sehr wahrscheinlich wird Katherine jetzt behaupten, Mike hätte sie niedergestochen. Wenn man bedenkt, dass Mike bereits kein Unbekannter bei den Polizisten von Fairview ist, wird das sicherlich noch einige Konsequenzen mit sich ziehen. Und trotz der Unsympathie, die Mike in dieser Folge ein wenig inne hatte, fand ich es gut, dass die Autoren gezeigt haben, dass auch Mike stark durchgreifen kann und seine Familie um alles auf der Welt beschützen würde. Dass das Dreiergespann Susan/Mike/Katherine in dieser Staffel so unglaublich gut funktioniert, hätte wohl niemand erwartet.
Fazit
Es gibt einfach nichts, was ich an dieser Folge groß auszusetzen habe. Einerseits kam es zu lang erwarteten Konfrontationen und erstklassigen Szenen, andererseits stellt sie die Weichen für eine (hoffentlich) tolle kommende Folge und wirkt dennoch souverän. Wieso also pingelig sein und nicht die volle Punktzahl vergeben?
Manuel H. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Would I Think of Suicide?Erstausstrahlung (US): 29.11.2009
Erstausstrahlung (DE): 03.03.2010
Regie: Ken Whittingham
Drehbuch: Jason Ganzel
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