Review: #6.10 Der große Krach
Staffelhalbzeit. Mit dieser Folge tritt die sechste Staffel und deren Autoren ihre wohlverdiente Verschnaufpause an, um danach frisch erholt aus dem Winterurlaub die erstklassige Qualität der ersten Staffelhälfte (hoffentlich) beibehalten zu können. Und wie viele andere Folgen, die um die Weihnachtszeit uraufgeführt werden, widmet sich auch das Winterfinale der "Desperate Housewives" der beliebtesten Zeit des Jahres, in der sich doch alle Leute irgendwie gern haben, sich Ehepaaren bewusst wird, wie sehr sie sich doch lieben und einem jeden klar wird, wie schön es ist, mit guten Freunden eine Tasse Glühwein zu trinken. So sieht doch die typische Weihnachtszeit aus, oder? Überall. Außer in der Wisteria Lane. Denn dort sieht die Weihnachtszeit etwas anders aus: Frauen erpressen ihre Ehemänner, um sie zur Scheidung zu zwingen, Freundinnen rüstet sich für den großen Krieg gegeneinander auf und Familien versuchen verzweifelt, ihre Geheimnisse zu bewahren. Und, ach ja, hin und wieder stürzt auch mal ein Flugzeug ab...
Was es in dieser Serie nicht schon alles gab: ein Geiseldrama in einem Supermarkt, ein Tornado und ein Brand in einem Nachtclub. Mit dem Winterfinale hält die Serie an ihrer Tradition fest und liefert uns auch in dieser Staffel eine weitere "Special-Episode", oder wie sie auch gerne genannt werden: "Katastrophen-Episoden" (und damit meine ich nicht die Episoden der vergangenen Staffel). In dieser Staffel ist es also ein Flugzeug, das sich als Landebahn die Wisteria Lane ausgesucht hat.
Alles Gute kommt von oben?
Erst einmal war es schön, dass auch diese Serie mal wieder eine Weihnachtsepisode zeigt, nachdem die letzte und bisher einzige schon einige Zeit her ist. Ich bin allgemein ein Fan von solchen Folgen, die mich auch dann in Weihnachtsstimmung versetzen, wenn es sich draußen so anfühlt, als würden bald schon wieder die ersten Frühlingsblumen aus dem Boden sprießen. Die Idee, ein Weihnachtsfest in der Wisteria Lane zu veranstalten, war ebenfalls gelungen und brachte lustige Szenen mit sich, wobei Lees und Karens Sprüche, zusammen mit der durch Lynette und Gaby missratenen Gesangsaufführung ein kleines Highlight für sich darstellten.
Doch jetzt kommen wir mal zum Unglück an sich: Natürlich mag der ein oder andere enttäuscht darüber sein, dass die große Katastrophe nur die letzten zwei Minuten ausmachte, aber man kann einen Flugzeugabsturz schlecht über längere Zeit strecken, zumal es immer die Aufgabe einer solchen Folge ist, uns Zuschauer mit einem mordsmäßigen Cliffhanger zurückzulassen. Wie bereits bei allen anderen Special-Episoden wird auch dadurch über die ganze Folge hinweg Spannung erzeugt, indem wir bereits am Anfang auf das drohende Unheil aufmerksam gemacht werden und wir sozusagen eigentlich nur noch schauen, um endlich das Highlight schlechthin sehen zu können. Dabei sollte man aber aufpassen, dass man andere Highlights der Folge nicht übersieht, die es hier reichlich gab.
There's Katherine's Room. Now, you might hear some Screams for Help in there, ignore them.
Wie zum Beispiel die Story um Susan und Katherine, in der der gelungene Cliffhanger der letzten Folge aufgearbeitet wurde. Katherine hat also den höchsten Status ihrer psychischen Destabilität (mal nett ausgedrückt) erreicht und nach den ersten Szenen zwischen ihr und Susan ist auch klar, dass sie unbedingt Hilfe braucht, bevor sie das nächste Mal nicht sich selbst, sondern Susan absticht. Die Rückkehr von Dylan fand ich sehr gut, schließlich haben wir sie seit dem Finale der vierten Staffel kein einziges Mal gesehen. Außerdem war es wieder einmal ziemlich erwachsen und schön von Susan, dass sie Katherine unbedingt helfen will. Wenn man bedenkt, wie sich Katherine in der Vergangenheit verhalten hat, ist das nicht selbstverständlich. Überraschend, wie gut mir Susan doch in dieser Staffel gefällt. Eine absolut grandiose Szene, die bei mir Gänsehaut hervorgerufen hat, war der Ausraster mit dem darauffolgendem Totalzusammenbruch von Katherine. Dana Delany hat sich mit der Szene selbst übertroffen und dieser intensive Moment wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben.
I was bluffing, Bree. Right from the Start. I could never hurt you that badly, no matter what. You didn't need these. You could had called my Bluff and walked away anytime.
Empfandet ihr ebenfalls ein wenig Sympathie und Mitleid gegenüber Orson, als Bree ihm die Erpresserbilder vorlegt und zur Scheidung zwingt? Orsons Bluff ist geplatzt, auch wenn ich ihm nicht ganz glaube, dass er mit seiner Erpressung wiederum nur geblufft hatte. Im Finale der fünften Staffel kam er mir doch recht ernst und überzeugend vor. Wie dem auch sei, war mir Orson auch deshalb gar nicht mehr so suspekt, da er die Scheidung endlich akzeptiert hat und auch sichtlich vor hatte, Bree loszulassen. Und auch, dass er mehr oder weniger tolerierte, dass Bree eine Affäre hat, gefiel mir. Die Wandlung kam zwar plötzlich, aber Brees Erpressung wird ihm entgültig klargemacht haben, dass sie ihn loshaben will.
Apropos Affäre: die Toleranz fing dann doch stark an zu schwinden, als er von Karl erfuhr, dass er die Affäre ist. Der Kampf zwischen den beiden war wirklich witzig und genauso, wie ich mir eine richtige DH-mäßige Konfrontation vorstelle. Diese Storyline endet mit dem miesesten Cliffhanger, den man wohl machen kann: wer ist tot? Karl? Orson? Beide? Letzteres bezweifle ich, allerdings kann ich gar nicht wirklich sagen, wer von den beiden Herrschaften stirbt. Die einzige logische Möglichkeit wäre natürlich Orson, da wir ja wissen, dass unnutze Charaktere bei DH nur selten lebendig aus dem Schlamassel kommen. Und da sich Bree scheiden lassen will, ist die Geschichte von Orson eigentlich auserzählt. Andererseits wäre es sicherlich interessant zu sehen, was passiert, wenn Bree ihr Happy End mit Karl verwährt bleibt. Meiner Meinung nach wäre Karls Tod eigentlich ein mutiger Schritt der Serie, da er sowohl recht unerwartet käme, als auch sicherlich einige Fans verärgern würde. Aber Risikobereitschaft ist etwas, das ich bei Serien sehr schätze.
I have Way too much Class to trash you, no matter how much you deserve it.
Kommen wir zu den zwei Streithähnen schlechthin, deren Kleinkrieg sich mit witzigen Dialogen und Aktionen durch die Folge zog, wobei ein richtiges Highlight eigentlich ausblieb. Am Ende kam es dann zu einer recht klischeehaften Wendung, als Lynette Gabys Tochter vor dem Tod rettet. Wenn die Freundschaft dadurch nicht gerettet wurde, weiß ich auch nicht. Aber irgendwie war es mir klar, dass es zu so einer Aktion kommt, spätestens als sich Lynette kurz mit Celia unterhalten hatte. Aber gut, auch wenn es ein großes Klischee ist, dass Person A das Kind von Person B rettet, obwohl Person B Person A mittlerweile hasst, finde ich es als Auflösung einer interessanten Storyline zwischen Lynette und Gaby gelungen. Die Frage, die sich bei mir aufdrängt, ist, ob mit Lynette alles in Ordnung ist. Dabei denke ich nur an ihre Schwangerschaft und mich würde es nicht überraschen, wenn Lynettes ungeborene Kinder etwas abbekommen haben. Wenn das tatsächlich der Fall wäre, würde das sicherlich für tolle Szenen zwischen Lynette und Tom sorgen, und auch zwischen Lynette und Gaby, da sich letztere mit Sicherheit ihre Vorwürfe machen wird.
You can run, but You can’t hide!
Weiter geht's zu unseren Bolens. Lustig, dass ich nach dieser Folge noch immer kaum einen blassen Schimmer vom Staffelgeheimnis habe, nachdem in der zehnten Folge der vergangenen Staffel bereits alles aufgelöst wurde. Was wir nun Neues wissen, ist, dass Angie und ihre Familie auf der Flucht sind, da Angie eine Frau umgebracht hat. Welche Frau? Und wenn man "einfach nur" eine Frau umbringt, hat man danach nicht gleich eine riesige Brandnarbe. Ich bin mir sicher, dass da noch einiges auf uns zu kommt, zumal wir bisher einige Häppchen an Informationen haben, aber keine Hintergründe, weshalb die bisherigen Häppchen eher Lust auf mehr machen, anstatt zu sättigen.
Monas Erpressungsversuch war richtig schön typisch für die Serie. Noch typischer war eigentlich nur, dass Mona auf eine fast schon witzige Art und Weise mit ihrer Erpressung eine Bruchlandung hinlegte (hach, schön doppeldeutig) und das erste Opfer des Flugzeugabsturzes wurde. Ich liebe es, wie die Serie lästige Nebencharaktere los wird. Die Charaktere kommen, sorgen in einigen Folgen für Aufregung und wenn es genug ist, werden sie erschossen, erwürgt, von einer Zaunlatte durchbohrt oder eben von einem Flugzeug mitgerissen – herrlich!
Was bleibt...
... sind unzählige Fragen, die das Warten auf die Fortführung der Staffel unerträglich machen. Wie geht es mit Katherine weiter? Wie mit Gabys und Lynettes Freundschaft? Geht es Lynettes Zwillingen gut? Und natürlich die Frage, wer nun eigentlich alles im wahrsten Sinne des Wortes vom Bildschirm verschwunden sein wird. Monas Tod ist klar, doch wer gesellt sich in die lange Liste der Todesfälle in der Wisteria Lane dazu? Orson und/oder Karl (armer Karl. Wäre er doch selbst für seinen Tod im Prinzip verantwortlich)? Oder ist jemand unter den Opfern, an den wir gar nicht gedacht haben? Wenn man das nicht Mitfiebern nennt, weiß ich auch nicht.
Fazit
Wie erwartet, geht die erste Hälfte der sechsten Staffel mit einem großen Knall zu Ende, wobei ich damit weniger den Flugzeugabsturz meine. Viel mehr meine ich die tollen Szenen rund um Katherine, die längst überfällige Konfrontation zwischen Orson und Karl und eine Reihe weiterer gelungener Momente. Gepaart mit unglaublich herrlichen Zitaten in bester "Desperate Housewives"–Manier, ist diese Folge ein echter Hochgenuss und entlässt mich zufrieden in die Pause. Allen Storylines, die in der ersten Staffelhälfte für gute Unterhaltung sorgten, wurden neue Türchen geöffnet und es wird interessant sein zu sehen, in welche Richtungen sich diese entwickeln werden.
Manuel H. - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Boom CrunchErstausstrahlung (US): 06.12.2009
Erstausstrahlung (DE): 10.03.2010
Regie: David Grossman
Drehbuch: Joey Murphy & John Pardee
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