Bewertung

Review: #6.18 Der perfekte Sohn

Foto: Helena Mattsson, Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Helena Mattsson, Desperate Housewives
© ABC Studios

Die Staffel nimmt jetzt gegen Ende tatsächlich wieder an Fahrt auf. Denn auch diese Folge kann mit der Qualität der vergangenen Episode mithalten. Das ist einerseits gut, andererseits wiederum nicht. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Lichtblicke der letzten Folge auch weiterhin Lichtblicke bleiben, das bei den Problemkindern aber auch der Fall ist. Sprich: Bree, Lynette und Angie sorgen für gute Unterhaltung, während die Storys von Susan, Gaby und Katherine weiterhin durchschnittlich sind.

There are a lot of ways to win in this world...

Auf einem schmalen Grat zwischen humorvoll und peinlich bewegte sich die Story um Susan und Gaby, denen man nach #6.13 erneut eine gemeinsame Story gab, die sich, erneut, um ihre Kinder gedreht hat, und in der es, ihr ahnt es: erneut, um einen Art Wettkampf ging. Wirklich interessant war die Storyline natürlich nicht, vor allem deswegen schon, weil wir es hier mit einem Stand-Alone-Part zu tun hatten, was ich bekanntlich nie gerne sehe. Aber besser als Susans Story in der vergangenen Folge und den Ereignissen aus #6.13 waren ihre Szenen in dieser Folge allemal. Schließlich hatte ihre Story einige nette und lustige Sprüche parat, was natürlich auch annehmbar ist. Und da Bree und Lynette bereits ein gute (und vor allem feste) Storyline aufweisen konnten, hat mich der Sinn von diesem Teil nicht weiter gestört. Allerdings gab es Szenen, wo ich einfach nur meine Augen verdrehen musste. Zu einem war das die pietätlose "MJ sitzt im Rollstuhl"-Szene, andererseits die etwas lächerliche "Ich halte deinen Sohn als Geisel fest"-Szene. Das konnte jedoch Susan dann wieder wettmachen, als sie sich von ihrer erwachsenen Seite gezeigt hat und ihrem Sohn klargemacht hat, was es wirklich heißt, zu gewinnen. Und da auch Gaby am Ende diese Einsicht hatte, herrschte in der Wisteria Lane wieder Friede, Freude, Eierkuchen und wir sind bereit für die nächste Stand-Alone-Storyline zwischen den beiden ... oder eben auch nicht.

Some victories are claimed by those willing to cheat...

Kommen wir mal zu den Lichtblicken, angefangen bei unserem Rotschopf. Der Konflikt zwischen Sam und Andrew artete in einer weiteren Eskalation aus, nachdem Andrew eine Folge zuvor schon handgreiflich wurde. Dieses mal verzichtet er aber darauf, auf Sam loszugehen und zerkleinert stattdessen eine Gitarre. Auf den ersten Blick wirkt Andrews Verhalten unverständlich, da ein erwachsener Mann selten Musikinstrumente auseinander nimmt, weil er eifersüchtig auf seinen Halbbruder ist. Doch wenn man sich mal in Andrews Psyche versetzt und seine Vergangenheit noch einmal Revue passieren lässt, wird vielleicht klar, weshalb er sich so gegenüber Sam verhält.

In den ersten beiden Staffeln hatten Bree und Andrew schließlich ein mehr als angespanntes Verhältnis und Andrew lebte in dem Glauben, dass seine Mutter ihn als Person nicht akzeptiert bzw. toleriert. Besonders Brees Reaktion, als sie erfuhr, dass ihr Sohn schwul ist, ließ Andrew mit der falschen Erkenntnis zurück, dass sie sich für ihren Sohn schämt, bzw. für das, was aus ihm geworden ist. Mittlerweile hat er natürlich die Einsicht erhalten, dass dem nicht so ist und spätestens seit #4.08 ist ihm klar geworden, dass seine Mutter ihn liebt wie er ist. Seitdem haben wir Zuschauer eine ungewohnt harmonische Beziehung zwischen Mutter und Sohn erlebt, da die Wogen geglättet zu sein schienen. Doch jetzt wo Andrew sieht, wie liebevoll seine Mutter mit einem jungen Mann umgeht, den sie kaum kennt, wird er sich wohl daran zurückerinnern, dass er selten so viel Zuneigung von seiner Mutter bekommen hat. Insofern ist Andrews Verhalten durchaus verständlich, was sich natürlich auch positiv auf die Story auswirkt.

Des Weiteren ist es schön, dass Rex wieder ein wenig in die Serie miteingebunden wird – trotz seiner mittlerweile fünfjährigen (in DH-Jahren zehnjährigen) Abstinenz und wir sehen, wie sehr Bree ihren ersten Mann geliebt hat. Und Sam ist doch auch wirklich ein sympathischer Charakter, findet ihr nicht? Nein? Richtig so, denn in dieser Folge bekamen wir es wieder zu Gesicht: das selbstgefällige und mysteriöse, ja fast schon psychopathische Lächeln von Sam, das wir bereits aus #6.16 kennen. In meiner letzten Review hatte ich seine etwas mysteriöse Art vermisst, in dieser Folge kam sie wieder zurück und lässt uns mit der beunruhigenden Erkenntnis zurück, dass Sam keinesfalls der arme Kerl ist, der eine traurige Kindheit hatte und sich nach Zuneigung sehnt, sondern irgendetwas vor hat. Diese Story passt perfekt in die Serie, da wir schließlich endlich wieder einen Charakter haben, der ein Geheimnis zu haben scheint, von dem noch nicht mal wir Zuschauer irgendetwas ahnen bzw. genau wissen, was für ein Geheimnis er hat. Lange kann es jedoch nicht mehr dauern, da nun auch Andrew und Orsons dabei sind, etwas mehr über den Musterjungen Sam in Erfahrenheit zu bringen. Ich bin gespannt, was in den kommenden Folgen dabei herauskommt.

Some opponents are defeated with nothing more than a smile...

Während Andrew in Sam seinen ultimativen Gegner gefunden hat, ist es in Lynettes Fall Prestons Verlobte Irina. Ding! Ring frei für Runde zwei im Duell Lynette vs. Irina!

Und machen wir es nicht groß spannend: auch diese Runde ging an Irina, die mit ihrem "Preston zieht seine Verlobte seiner Mutter vor" einen echten Schlag ins Gesicht für Lynette bereithielt. Denn es gibt wohl nichts Härteres für eine Mutter, als das erste mal zu sehen, wie ihr heißgeliebter Sohn seine Mutter hintergeht und eine andere Frau vorzieht. Doch auch schon vor diesem Beinah-K.O.-Schlag hatte Irina mit ihrer herrlichen Borschtsch-Aktion die Nase vorn. Generell erschien Lynette in dieser Folge nicht so taff wie sonst, denn entscheidende Gegenschläge hatte Lynette dieses Mal nicht parat. In der letzten Folge versuchte sie wenigstens noch, mittels des falschen Eherings einen Erfolg zu erzielen, doch in dieser Folge wird sie spätestens eingesehen haben, dass der Charme einer gutaussehenden Frau einem jungen Mann wie Preston so den Kopf verdrehen kann, dass er gar nicht bemerkt, dass seine Mutter ihm nur helfen will. Liebe macht eben blind.

Den neuen Charakter Irina mag ich relativ gerne, was daran liegt, dass sie ziemlich gerissen und manipulativ zu sein scheint und eine würdige Gegner für Lynette ist. Immerhin schafft sie es, Preston a) zu überreden, das College hinzuschmeißen und b) ihre Heirat ein wenig zu beschleunigen. Außerdem ist Irina recht undurchsichtig und man weiß nicht, was hinter ihrer Fassade steckt. Eigentlich ist Irina niemals wirklich herablassend oder böse, sondern bemüht sich, freundlich zu bleiben. Dass das allerdings auch provokative Zwecke erfüllt, hat das Ende gezeigt, als sie, wohlwissend, dass sie diese Runde gewonnen hat, ihre Gegnerin Lynette umarmt hat. Ihre wahre Absichten sind indessen noch immer unklar, obwohl man sich wohl nicht darüber streiten zu braucht, dass es ihr hier nicht um Preston, sondern wahrscheinlich um sein Geld geht. Ebenso verdächtig ist die Tatsache, dass die Hochzeit der beiden bereits in einer Woche stattfindet. Da scheint es eine aber ziemlich eilig zu haben, ihrem Geliebten das Ja-Wort zu geben. Na, wenn das mal nicht sehr verdächtig ist ...

Other battles are won with hasty retreats...

Weiter geht's mit Katherines beiläufiger und ziemlich rudimentären Storyline, die mich, trotz Julie Benz, noch immer nicht vom Hocker reißt und das wohl auch nicht mehr tun wird. Allerdings muss ich zugeben, dass sie mir diesmal besser gefallen hat, als in der letzten Folge, da einige Szenen immerhin auf Humor ausgelegt waren und Robins Eifersucht für einige fetzige Gespräche sorgte. Dann gab es natürlich noch das obligatorische Moralgespräch, das sie diesmal mit Karen führen durfte anstatt mit ihrem Psychiater bzw. Bob und Lee (was ich ja im Übrigen schon kommen gesehen hatte) und am Ende stand Robin erneut vor gepackten Koffern (was ich ja auch irgendwie vorhergesehen hatte). Der einzige Unterschied ist, dass Katherine wohl endlich eingesehen hat, dass sie ihre Gefühle akzeptieren und sich nicht dagegen wehren muss, sodass sich sie und Robin vom Acker machen (ehm, hatte ich ja auch vorhergesehen). Eine ziemlich vorhersehbare Sache ist das.

Und meiner Meinung nach, sollten Katherine und Robin auch glücklich zusammen sein und irgendwo in aller Ferne ein ruhiges Leben führen. Denn, so sehr ich Dana Delany auch mag: ihr Charakter ist für mich seit Mitte Staffel Fünf nicht mehr relevant für die Serie und es würde sicherlich keinem besonders weh tun, wenn sie gehen würde. Zumal wohl kein Charakter so eine unbefriedigende charakterliche Wandlung durchgemacht hat, wie sie. Schaut man sich Staffel vier und danach diese hier an, wird klar, was ich meine. Wären die Autoren vernünftig gewesen, hätte man sie gegen einen Strommast fahren und toasten sollen, statt das mit einem Charakter zu tun, der mit seiner Art und seinen Sprüchen fast schon kultig war (wie, mein Schreibprogramm zeigt an, dass es das Wort "kultig" nicht gibt? Ich spar mir jetzt aber, ein Synonym zu finden... ihr wisst, was ich damit sagen will. Wenn die Autoren unkreativ sein dürfen, darf ich das doch auch mal, oder?).

Of course, for some it’s not enough to win. Someone else has got to lose.

Ahhhh, endlich!

Schon seit #6.11, als der Name Patrick Logan das erste Mal im Zuge von Angies Flashforward gefallen ist, war ich gespannt, wann er das erste Mal zu sehen sein wird bzw. wie der Charakter an sich ist. Und als dann auch noch bekannt wurde, dass der fabelhafte John Barrowman sich die Ehre gibt, den Bösewicht der Staffel zu Mimen, war ich Feuer und Flamme, Patrick endlich zu Gesicht zu bekommen.

Schon Wochen vor seinem ersten Auftritt in dieser Folge, wurde Patrick Logan seitens der Crew geradezu gehypt. Marc Cherry sprach davon, dass Patrick Logan ein Charakter sein wird, der eine unheimliche Mischung aus Charme und Grausamkeit bereithält, während John Barrowman selbst bekannt gab, dass sein Charakter der wohl charismatischste Bösewicht sein wird, der jemals in der Wisteria Lane zu sehen war. Große Worte, denen ich mit Skepsis entgegengeblickt habe. Doch nun, wo Patrick Logan endlich das erste Mal zu sehen war, kann ich, trotz der Tatsache, dass er noch eine relativ kurze Screentime hatte, sagen, dass ich mich Marc Cherry und John Barrowman anschließen kann. Besonders Marc Cherrys Rede von einer Mischung aus Charme und Grausamkeit kann ich voll und ganz unterschreiben. So wirkte er zunächst wie ein charmanter Gentleman, als er der alten Iris Beckley bei seinem Besuch Blumen mitgebracht und sich nett unterhalten hat. Wirklich bedrohlich wirkte noch nichts. Das änderte sich schnell, als Patrick die alte Dame von jetzt auf gleich umbringt, wo wir bei Marc Cherrys Grausamkeit wären. Patrick Logans erstes Auftritt hat definitiv Eindruck hinterlassen und ich freue mich schon, ihn den Rest der Staffel sehen zu dürfen. Vor allem wird es interessant, wenn Angie auf ihn trifft.

Es gibt im Prinzip nur eine Sache, die mich stört. Und das ist nicht der Charakter, sondern die Entwicklung des Geheimnisses. So wie es aussieht, hat Patrick "nur" vor, seinen Sohn Danny zu sich zurückzuholen. Oh, Déjà Vu! So eine Entwicklung hatten wir bereits in zwei Geheimnissen zuvor. In Staffel eins, als Deirdre sich Dana alias Zach schnappen wollte und in Staffel vier, als Wayne Davis sich auf die Suche nach Katherines Tochter Dylan machte. Ich hatte wirklich gehofft, dass das Geheimnis diesmal in eine andere Richtung geht. Aber nichtsdestotrotz verspricht diese Entwicklung natürlich Spannung pur. Denn wenn wir eines wissen, dann, dass Angie nicht lange fackelt und ziemlich ungemütlich werden kann, wenn es um die Sicherheit ihres Sohnes geht. Und genau deshalb erwarte ich noch ziemlich spannende Szenen, die Dank der Kombination aus Drea de Matteo und John Barrowman wohl ziemlich genial werden.

Fazit

Kurz und knapp: alles beim Alten in der Wisteria Lane. Die Charaktere, die mich mit ihren Storys letzte Folge schon begeistert haben, taten das wieder, die, die es nicht konnten, änderten auch nichts daran. Insgesamt dominiert aber ganz klar die Zufriedenheit, die Lust auf die nächste Folge macht.

Manuel H. - myFanbase

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