Review: #6.23 Die Bombe
Die Serie "Desperate Housewives" sollte sich bei ihrem Kollegen "Grey’s Anatomy" mal etwas abschauen. Denn während es der Krankenhausserie immer wieder gelingt, mit ihren Staffelfinals die Zuschauer mitzureißen, zu überraschen und sie vergessen zu lassen, wie schlecht eigentlich die gesamte Staffel war, gelingt dies unseren vier Hausfrauen so gut wie nie. Im Prinzip konnte mich noch kein Staffelfinale der Serie wirklich vom Hocker reißen. Einzig das Finale der zweiten Staffel konnte mich mit seinen clever in die Handlung integrierten Rückblicken, der überraschenden Wendung was das Staffelgeheimnis anbetrifft und den interessanten Cliffhangern durchaus begeistern. Auf Grund der relativ interessanten Storys und den etlichen Vorbereitungen, die in den vergangenen Folgen vorgenommen wurden, war recht viel Potential vorhanden. Und da darf man schon einmal hohe Erwartungen haben, was das Finale betrifft. Böser Fehler, wie sich am Ende herausgestellt hat...
"It’s the activator!"
Wie es für ein "Desperate Housewives"-Finale üblich ist, wird auch das Staffelgeheimnis zu Ende gebracht. Und die Story rund um Angie war schon lange kein Staffelgeheimnis mehr, da man sich spätestens nach #6.17 Chromolume No.7 alles hätte zusammenreimen können. Deshalb bemühte man sich offensichtlich auch gar nicht mehr, auf Angies Vergangenheit einzugehen, sondern man ließ nur noch den Konflikt zwischen Angie und Patrick zu Ende gehen. Dabei steht immer noch im Raum, was für einen Mann Angie und Patrick auf dem Gewissen haben, geschweige denn, weshalb er überhaupt sterben musste. Und auf Angies riesige Narbe wurde auch nur sporadisch angespielt, ohne die genaueren Hintergründe zu erläutern. Genau deshalb fühlte sich das alles letztlich gar nicht nach einem wirklichen Staffelgeheimnis an, was da zu Ende gebracht wurde. Und das ist schade.
Immerhin hatte diese Folge bedingt durch Angie und Patrick eine extrem spannende Szene. Nämlich die, in der Patrick Danny in die Luft sprengen wollte und Angie ihren Sohn retten sollte. Dass Patrick selbst unwissend die ganze Zeit die Bombe in seiner Hand hielt und sich letztlich selbst in die Luft sprengte, war ein gelungener Überraschungseffekt und lässt über so einige Schwächen hinwegsehen. Wie zum Beispiel darüber, dass erneut nur eine Nachbarin, nämlich Gaby, wirklich in das Staffelgeheimnis eingeweiht war. Und das, obwohl es am Anfang dieser Staffel noch den Anschein hatte, als sei dieses Staffelgeheimnis diesmal von größerem Ausmaß und dass mehrere Nachbarn darin verwickelt werden könnten. Aber blickt man generell auf das Staffelgeheimnis zurück, so hatte es nur in der ersten Staffelhälfte seinen Reiz, während es im Laufe der zweiten Hälfte immer weiter abflaute. Das kleine Happy End der Bolens war zwar schön anzusehen und der Abschied von Danny und seinen Eltern durchaus bewegend, aber wirklich glaubwürdig war der plötzliche Abgang nicht. Als ob das FBI nicht im näheren Umfeld der Wisteria Lane genau ermitteln würde, wenn kurz zuvor ein Auto in die Luft geflogen ist. Wie dem auch sei, nach dieser Folge heißt es also auf Wiedersehen Danny, auf Wiedersehen Nick und auf Wiedersehen Angie. Gerade Drea de Matteo konnte in dieser Staffel für einige gute Momente sorgen, weshalb ich es zwar schade finde, sie nicht länger in der Wisteria Lane zu sehen, aber andererseits tat es der Figur Katherine auch nicht wirklich gut, länger als nötig zu bleiben.
"It’s not true. I’m not a good person."
Während Angies Story für mich viel zu schnell abgehandelt wurde, war dies auch bei Bree der Fall. Denn ehe man sich versah, hatte Bree bereits den Vertrag unterzeichnet und Sam ihre gesamte Firma überschrieben. Noch vor dem Finale hatte ich mir ausgemalt, wie diese Storyline zu Ende geht und mir Spektakuläres vorgestellt. Gerade weil Sam des öfteren durchaus aggressiv gezeigt und selbst von der eigenen Mutter als "kompliziert" bezeichnet wurde, hatte ich damit gerechnet, dass im Finale all diese Eigenschaften noch einmal aufgegriffen werden und Sam komplett die Kontrolle verliert, während Bree schon einen genialen Plan hat, wie sie Sam aus dem Weg räumen kann. Doch ja, alles kam anders. Sam gehört nun die Firma und ich frage mich, ob er in der nächsten Staffel noch eine Rolle spielen wird oder ob uns die Autoren einfach mit der Tatsache stehen lassen, dass Bree jetzt vor dem Nichts steht.
Vor dem Nichts trifft es gut, denn am Ende dieser Folge ist sie der wohl bemitleidenswerteste Charakter, da sie zu allem Überfluss auch noch von Orson verlassen wird. Die Wende kam zwar überraschend, war für mich allerdings absolut unglaubwürdig. Wir wissen zwar, dass Orson ein sensibler Charakter ist und schon oft schwachsinnig gehandelt hat, wenn er enttäuscht wurde (ich sage nur Kleptomanie). Aber dass er jetzt plötzlich aus dem Nichts Bree verlässt, weil sie offensichtlich nicht ganz der Engel ist, wie er immer geglaubt hatte, war für mich einfach nur viel zu abrupt und absolut nicht nachvollziehbar. Es wirkte fast so, als wollten die Autoren Orson geradezu aus der Serie herausdrängen. Dann hätten sie ihn doch besser bei dem Flugzeugabsturz sterben oder im Pool ertrinken lassen sollen. Alles wäre besser gewesen, als diese Lösung. Und da das nun das dritte Mal in Folge ist (!!!!), dass Brees und Orsons Ehe in einem Staffelfinale vor dem Aus steht, hoffe ich auch, dass man diese Ehe beendet. Denn wirklich Freude macht sie schon seit Ende der vierten Staffel nicht mehr.
"I don’t wanna spend the rest of my life in jail."
"Honey, don’t you see you’re already there?"
Nur teilweise Freude machte mir die Storyline um Eddie und Lynette. Und das, obwohl ich mich auf ihre gemeinsamen Szenen am meisten gefreut hatte. Tatsächlich waren die einzelnen Dialoge zwischen den beiden absolut gelungen, sowohl schauspielerisch als auch inhaltlich. Gerade Felicity Huffman hat in der ein oder anderen Szene erneut zu glänzen gewusst. Mich hat es auch gefreut, dass man Eddie nicht als wirkliches Monster dargestellt hat, der letztlich irgendwie versucht hat, Lynette zu ermorden. Dessen Darstellung als eigentlich netter Junge, dessen Vergangenheit ihn nur schwer zu schaffen gemacht hat, empfand ich als sehr angenehm. Dass Lynette ihn letztlich auch noch dazu überreden konnte, sich selbst zu stellen, war natürlich ein wenig klischeegeladen, aber das ist zu verzeihen. Wäre die Storyline wirklich nur unter diesen Gesichtspunkten abgelaufen, so hätte ich kaum etwas auszusetzen gehabt. Allerdings hat man das alles durch Lynettes plötzliche Geburt meiner Meinung nach ziemlich zerstört. Diese künstlich erzeugte Dramatik wäre mit Sicherheit nicht nötig gewesen und Eddie als verzweifelte Hebamme wirkte sogar ein wenig lächerlich, was natürlich der gesamten Story geschadet hat. Von Lynettes „Super Eddie, jetzt bist du ein guter Mensch, weil du ein Baby auf die Welt gebracht und dich gestellt hast. Das macht die tausend Morde an unschuldige Frauen wett“ will ich gar nicht erst anfangen. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Obwohl es gerne ein wenig mehr an Screentime hätte sein können, denn diese Storyline endete für mich ein wenig zu abrupt. Generell hat das ganze Staffelfinale am Ende den Eindruck gehabt, dass einige Minuten weggeschnitten wurden, die man als unnötig empfand. So zum Beispiel wie Eddie abgeführt wurde, was jetzt mit ihm passiert oder auch wie Tom das erste Mal auf seine kleine Tochter trifft. Da hätte man bestimmt noch einige gute Szenen rausholen können. Also ist weniger erneut nicht mehr. Wer hat sich den Spruch eigentlich einfallen lassen?
"It’s just a Goodbye für now."
Als überraschend gut empfand ich Susans Storyline. Und das, obwohl sie die wohl Unspektakulärste war. Also ist weniger doch mehr? Zumindest hatte man in der Szene, in der Susan Mike erzählt, wie schwer ihr der Umzug fällt, echtes Mitleid mit ihr und man hätte sie am liebsten in die Arme genommen. Vor allem, da man auch absolutes Verständnis für Susans Verhalten hatte, was ja nicht oft der Fall ist. Mir gefällt es im Übrigen, was man in den letzten drei Folgen aus Susan und Mike gemacht hat. Ihre finanziellen Problematiken waren keinesfalls spannend, aber sie boten zahlreiche schöne Szenen zwischen Mike und Susan, was deren Ehe noch einmal stärkte. Besonders Susans Verhalten war fast immer nachvollziehbar und ließ sie in einem äußerst positiven Licht dastehen. Positiv war auch, dass es wider Erwarten kein Wirtschaftswunder der kleinen Art gab und Susan und Mike tatsächlich ihr Haus verkauft und die Wisteria Lane verlassen haben. Somit bleibt es spannend, was die Autoren mit dem Paar in der kommenden Staffel anstellen und wie sie wieder in die Wisteria Lane zurückkommen. Zumal ihr Haus mittlerweile bereits verkauft wurde und einen neuen Bewohner hat. Allerdings sollte das Paar nicht so lange aus der Straße verbannt bleiben. Schließlich wird man trotzdem weiterhin die Storylines der beiden verfolgen und es wäre einfach inkonsequent, wenn man ein Paar außerhalb der Wisteria Lane zeigt. Diese ist schließlich zentraler Handlungsort der Nachbarschaftsgeschichten, weshalb man auch dabei bleiben sollte.
Hier noch ein paar Worte zu Gaby, die leider auch in dieser Folge nur die Komparsenrolle übernahm und keine Storyline für sie vorbereitet wurde, wie es im letzten Staffelfinale noch der Fall war. Zu gute halten muss man jedoch, dass Gaby für zahlreiche witzige Szenen sorgte. Das Highlight war Gabys Interpretation als Angie, bei der ich wirklich Tränen lachen musste. Aber auch ihre Szenen mit Nick, sowie die Abschiedsszene von Angie konnten positiv herausstechen.
"I know the Neighborhood very well. The truth is: I used to live here."
Achja, natürlich nicht zu vergessen: Paul is back! Das ist also der große Cliffhanger dieser Staffel und hätte man es nicht schon Wochen vorher gewusst, wäre man sogar überrascht gewesen. Ist es wirklich so schwer, ein Geheimnis für sich zu behalten? Hätte Marc Cherry nicht einfach schweigen können? Denn dann wäre das Ende wirklich gelungen gewesen. Aber dann als großen Cliffhanger das zu zeigen, was sowieso schon fast jeder wusste, grenzt an einer Frechheit. Und ja, ich weiß, man ist selbst Schuld, wenn man Spoiler liest. Aber Shonda Rhimes hat bewiesen, dass man es wirklich schaffen kann, einen überraschenden Clou bis zum bitteren Ende geheim zu halten.
Nun mal abgesehen davon, ob Pauls Rückkehr überraschend war oder nicht, so finde ich recht interessant, was die Autoren vor haben. Weshalb ist Paul zurückgekehrt? Was hat er vor? Und wie ist er eigentlich aus dem Gefängnis gekommen? Schließlich wurde er wegen Mordes an Felicia inhaftiert. Und soweit ich weiß, bekommt man dafür selbst in Amerika eine längere Haftstrafe als zehn Jahre. Ich bin gespannt!
Ebenso gespannt bin ich auf die Storyline um das vertauschte Kind, das in dieser Folge bereits angedeutet wurde. Zwar passt diese Storyart eher zu einer Soap, aber dennoch kann ich mir vorstellen, dass man daraus durchaus interessante Szenen gestalten kann, je nachdem wen es trifft (ich tippe ja auf Gaby oder Susan). Vor allem ist immer die Frage interessant, wie die betroffenen Charaktere reagieren. Einerseits liebt man das großgezogene Kind, andererseits weiß man, dass es nicht das eigene ist und dieses hingegen bei irgendeiner fremden Familie aufwächst. Was will man tun? Solche Charaktere stecken in einem regelrechten Gefühlschaos, sodass ich der Story positiv entgegenblicke. Gut war es auch, dass noch nicht enthüllt wurde, wer das betroffene Paar ist. So ist man wenigsten ein wenig interessiert an kommender Staffel.
Fazit
Keine Storyline lässt mich wirklich zufrieden in die Sommerpause gehen. Abgesehen davon, dass das Finale nur halb so spektakulär war, wie uns die vorherige Folge versprochen hatte, gab es zahlreiche Mängel, die dieses Finale eher schwach ausfallen lassen. Sei es Angies rudimentär abgeschlossenes Geheimnis, die unspektakuläre Story um Bree und Sam samt unsinniger Entwicklung was Orson betrifft oder die Szenen zwischen Eddie und Lynette, die durch das überdramatische Drumherum an Qualität einbüßen mussten. Alles Dinge, die gerade in einem Staffelfinale nichts zu suchen haben und mich deshalb enttäuscht zurücklässt. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wenn ich mit niedrigeren Erwartungen an das Finale herangegangen wäre. Aber man kann ja nicht vorausahnen, dass die Autoren aus dem vorhandenen Potential letztlich so wenig machen.
An dieser Stelle gibt es fünf Punkte, da die emotionalen Momente dank der tollen Schauspieler voll und ganz zu überzeugen wussten und es auch einfach mal wieder schön war, am Ende alle Hausfrauen miteinander sprechen zu sehen, was in der Vergangenheit fast eine Rarität war. Über die maue Story lässt das alles aber nicht hinwegblicken.
I guess this is Goodbye.
Und so endet also die sechste Staffel der verzweifelten Hausfrauen, die wir uns im Gesamten zu einem späteren Zeitpunkt einmal genauer unter die Lupe nehmen werden. Was bleibt ist eine Bree, die am Boden ist und bei der sich zusätzlich noch ein Konflikt mit Gaby andeutet, eine Susan, die mit ihrer neuen Wohnsituation zurechtkommen muss, eine Lynette, die sich mittlerweile um ihr fünftes Kind kümmert und eine Gaby, bei der man sowieso nie weiß, ob ihre Reise zu einer anständigen Story führt oder ins Tal der Tränen. Ach, und außerdem bleibt natürlich ein verwirrter Zuschauer zurück, der nicht so recht weiß, auf was er sich im Herbst, wenn die Serie in die siebte Runde geht, freuen soll. Ich bin skeptisch, lasse mich aber gerne überraschen. Denn wie hat es der Slogan der Staffel so schön gesagt: Never underestimate a Housewife. Mit diesem Satz habe ich meine Review zum Staffelauftakt begonnen und mit diesem Satz beende ich meine Review zum Staffelfinale. Poetisch, nicht wahr? Wir lesen uns im Herbst!
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: I Guess This is GoodbyeErstausstrahlung (US): 16.05.2010
Erstausstrahlung (DE): 22.12.2010
Regie: David Grossman
Drehbuch: Alexandra Cunningham
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