Review: #7.08 Dankbarkeit

Nachdem die vorletzte Folge #7.06 Excited and Scared voll und ganz im Zeichen von Halloween stand, widmete sich #7.08 Sorry Grateful bereits dem nächsten großen Fest in den USA: Thanksgiving, mit dem typischen Festtagstruthahn, dem gemütlichen Beisammensitzen von Freunden und Familien und einigen ruhigen Minuten, in denen sich jeder besinnen sollte, für was man alles dankbar ist. Doch diese Folge zeigte wieder einmal, dass die Wisteria Lane nicht gerade der passende Platz für harmonische Feste ist.

"Once a year we remember to stopp and count our blessings. We give thanks to the lovers who make us happy..."

Wie schon so oft in der Serie, hat Bree zu einem vermeidlich gemütlichen Familienessen geladen, was in der Vergangenheit schon des Öfteren in ein Chaos ausartete. In dieser Folge sind es Keith und dessen Eltern, die zu Tisch gebeten wurden und es war bereits abzusehen, dass dieser Abend erneut in einem Desaster enden würde. Während sich die Folge zuvor bereits Mary und Bree eine ordentliche Auseinandersetzung an Tisch geliefert hatten, legt sich Mary diesmal mit dem eigenen Ehemann an, was in einer ordentlichen verbalen Eskalation endete. Doch irgendwie war die Luft raus. Denn das "gemütliches Familienessen entwickelt sich zum Fiasko"-Szenario ist mindestens genauso ausgelutscht, wie der "die eventuelle Scheidung der Eltern zerstört das heile Familienbild und bringt einem zum Grübeln"-Part am Ende der Folge, weshalb ich Brees Storyline in der Folge doch eher als langweilig und wenig einfallsreich bewerten würde. Außerdem missfallen mir einige Entwicklungen, wie beispielsweise die Andeutung, dass Keith Bree einen Heiratsantrag machen möchte. Man kann eigentlich schon davon ausgehen, dass die Beziehung der beiden in die Brüche gehen wird, da Bree den Heiratsantrag ablehnt. Würde Bree ihn nämlich annehmen, wäre das in meinen Augen gar nicht dem Charakter entsprechend und würde mir ziemlich sauer aufstoßen. Recht stutzig hat mich gegen Ende der Folge eine Aussage von Keiths Vater Richard gemacht, als er zu Bree meinte, sie sei eine wunderschöne Frau. Rein platonisches Gerede, oder steckt etwa mehr dahinter? Hat Richard Gefühle für Bree? Wird aus dem momentan weniger spektakulärem Bree/Keith-Gespann noch ein interessantes Liebesdreieck? Ein wenig mehr Würze würde der Storyline nämlich nach wie vor gut tun und die gegen Ende angedeutete Richtung, in die sich das Ganze entwickeln könnte, gefällt mir.

"...to the friends who understand us..."

Susans und Lynettes gemeinsame Storyline ging in die zweite Runde und konnte mich ein wenig mehr begeistern als noch in #7.07 A Humiliating Business, was vor allem daran lag, dass man auch hier ziemlich amüsante Momente mitreingepackt hat. Nichtsdestotrotz wunderte man sich die gesamte Folge lang über Susans penibles Verhalten. Zwar war es irgendwo verständlich, dass die zart gebaute Susan nicht gerade Freude daran hat, ein Baby dauernd weinen zu hören, jedoch drifteten ihre heimlichen Aktionen mit Baby Paige oftmals ins Lächerliche ab – eben hier war wieder der schmale Grat zwischen lachhaft und humorvoll vorhanden. Die Erklärung für Susans Benehmen am Ende der Folge war dann auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Sie will niemanden mehr weinen hören, weil sie jeden Abend ihren Sohn MJ weinen sieht, da dieser seinen Vater vermisst? Das wirkte dann doch ein wenig gezwungen, nur damit die Serie am Ende wieder auf die Tränendrüse drücken kann. Zumal man bei MJ in der gesamten Folge über kaum eine Verhaltensänderung bemerken konnte und er einen ziemlich glücklichen Eindruck machte. Hier wären ein paar Mutter/Sohn-Momente vielleicht effektiver gewesen, um dem Zuschauer zu zeigen, in welch schwieriger Situation sich Susan befindet. Stattdessen führt die dramaturgisch nicht gerade gut inszenierte Story dazu, dass man kaum mit Susan mitfühlen oder gar Mitleid aufbringen kann. Schön war jedoch wieder der Schlussmoment zwischen Lynette und Susan, doch das hatten wir in der Folge zuvor auch schon.

"...and to the children who do our biddings."

Am Ende der letzten Folge wurden wir mit der endgültigen Gewissheit zurückgelassen, dass Beth die Tochter von Felicia ist, was in dieser Folge aufgearbeitet wurde – auf eine, wie ich finde, sehr interessante Art und Weise. Anfangs machte es noch den Eindruck, als sei Beth die naive Tochter, die all den Geschichten ihrer Mutter Glauben schenkt und sich von ihr benutzen lässt. Doch nach und nach wurde klar, dass Felicias Manipulation zu bröckeln beginnt, wurde sich ihre Tochter doch langsam bewusst, dass es auch sein kann, dass es sich bei ihrer Mutter um eine Verrückte handelt. Diese Entwicklung hat viel Potential, schließlich hat Felicia jetzt die wohl einzige wirkliche Person, die ihre Rachepläne bezüglich Paul realisieren konnte, verloren und Felicia muss auf einen Plan B zurückgreifen. Sehr toll waren im Übrigen alle Szene zwischen Mutter und Tochter, doch besonders Felicias unglaublich bedrohlicher Ausraster am Ende der Folge konnte auch im Nachhinein noch Eindruck hinterlassen. Und nun? Welche Schritte wird Felicia jetzt einleiten? Und steht Beth wirklich voll und ganz hinter Paul? Interessant auch, wie sich die Ehe der beiden entwickelt hat. Von kühl und lieblos zu einer Ehe, basierend auf Vertrauen und so etwas wie Zuneigung. Nichtsdestotrotz wird es schlimme Konsequenzen annehmen, fände Paul heraus, wer Beth wirklich ist. Oder ist Beths Schicksal bereits mit dem Verrat an ihre Mutter besiegelt? So oder so ist Beth für mich ein heißer Kandidat für die Todesliste dieser Staffel, auch wenn ich es traurig fände, da mir der Charakter sehr gut gefällt. Aber die Chance, dass Beth die kommenden Folgen überlebt, ist ungefähr so hoch wie die Überlebenschance eines Truthahns an Thanksgiving, meint ihr nicht?

"Yes, we must always be thankful for what we’ve been given. Even if it’s just an opportunity."

Eine andere interessante Entwicklung gab es bei Gaby. Ihre Storyline rund um Grace, die zuletzt in #7.06 Excited and Scared aufgegriffen und ziemlich unspektakulär erzählt wurde, hielt einen gelungenen Twist bereit, als sich herausgestellt hat, dass sich Graces Eltern Carmen und Hector beide illegal in den USA aufhalten. Da das Ganze nun aufgeflogen und Hector bereits den Behörden zum Opfer gefallen ist, droht nun natürlich auch Carmen die Abschiebung. Zwar kam diese Wendung recht überraschend und brachte ein wenig Dynamik in die Folge, jedoch bin ich nicht wirklich hundertprozentig zufrieden. Der Grund: Die Autoren machen es sich wieder einmal zu leicht, schließlich kann Gaby Grace nun "einfach" zu sich nehmen (und wie ich die Serie kenne, wird sie die aufwendigen und schwierigen Behördeaufwände bei so Sachen getrost ignorieren) und Gaby hätte das, was sie will. Natürlich gibt es noch einige Fragen zu klären, wie etwa, inwiefern Grace bzw. deren Mutter da mitspielen werden, sowie Carlos und die Behörden. Aber offenbar wird doch wieder alles auf das obligatorische Happy End hinauslaufen. Oder doch nicht? Ich erinnere nur allzu gerne an die Storyline rund um Lily aus Staffel 2, als die Serie noch den Mut besaß, einer Hausfrau ein schönes Happy End zu verwehren.

Doch summa summarum war Gabys Part in dieser Folge noch der unterhaltsamste, was vor allem den zahlreichen witzigen Szenen zu verdanken ist, wie etwa Gabys endlosen Sticheleien mit Ehemann Carlos, ihre Autofahrt mit Hector samt Polizeikontrolle oder Gabys Fahrversuche mit Hectors Wagen. Da man dank der kleinen Wende dann auch noch ein wenig Ernst und Entwicklungspotential in die ganze Sache reinbrachte, gibt es dann doch recht wenig zu beanstanden.

Geschmacksanalyse

#7.08 Sorry Grateful war wie ein Festtagstruthahn, der auf den ersten Blick zwar ganz ordentlich aussah, aber dann doch ein wenig mehr Würze hätte vertragen können, um wirklich zu überzeugen. Dafür waren die Beilagen (Beth, Renées gelungene One-Liner) umso besser.

Manuel H. - myFanbase

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