Bewertung

Review: #7.10 Der Aufstand

Foto: Desperate Housewives - Copyright: ABC/Matthew Rolston
Desperate Housewives
© ABC/Matthew Rolston

Die "Desperate Housewives" verabschiedeten sich aus 2010 und wie wir es eigentlich gewohnt sind, hält das Winterfinale und damit der Abschluss der ersten Staffelhälfte doch immer eine Besonderheit bereit. Denn während im Winterfinale 2007 ein Tornado die Wisteria Lane zerstörte, war es 2009 ein Kleinflugzeug, das für ein Desaster sorgte. Außerdem setzte die Serie in der dritten Staffel mit #3.07 Peng ein Zeichen, als Carolyn Bigsby in einem Supermarkt zur Geiselnehmerin wurde und ich, sowie viele andere Fans, diese Folge wohl bis heute als unerreichbares Highlight der Serie sehen. Und auch die fünfte Staffel wurde von einem größeren Ereignis heimgesucht, als in #5.08 Stadt in Flammen ein Feuer in einem Nachtclub ausbrach und unsere Protagonistinnen in Gefahr brachte. Diese katastrophenzentrierte Folgen sind somit seit der dritten Staffel fester Bestandteil der Serie und mit #7.10 Down The Block There’s a Riot hält "Desperate Housewives" an seiner Tradition fest und sorgt für einen sehr ereignisreichen Abschluss der ersten Staffelhälfte.

The Riot

Vorneweg: Mir hat es sehr gefallen, dass die Serie dieses Mal darauf verzichtet hat, die große Katastrophe in einem Flashforward anzukündigen. Hätte man sich also nicht spoilern lassen und wäre man den Promo-Videos entgangen, wäre man durchaus überrascht gewesen, in welchen Ausmaßen die Demonstration gegen Pauls "Halfwayhouse"-Pläne ausarten würde. Generell war es toll, dass diese Episode hauptsächlich Pauls Plan thematisierte, sowie die Gegenaktion der gesamten Nachbarschaft, um Paul zu stoppen. Paul als ultimativen Antagonist wieder zurück in die Wisteria Lane zu holen, hat sich somit spätestens nach dieser Episode voll und ganz bezahlt gemacht. Zumal sein Charakter sehr gerissen dargestellt wurde, was zeigte, wie genau er seinen persönlichen Racheplan ausgearbeitet hat. Am deutlichsten kam dies zum Vorschein mit der Art, wie er an sein letztes benötigtes Haus in der Straße kam. Hatte man uns zunächst auf die falsche Fährte gelockt und im Glauben gelassen, Mitzi Kinsky hätte die Straße verlassen, so wurde später erst aufgedeckt, dass das alles zu Pauls Plan gehörte, um Lee dazu zu bringen, ihm sein Haus zu verkaufen. Dieser Twist war im Übrigen mehr als überraschend, auch wenn ich natürlich unbeschreibliches Mitleid mit Lee hatte, der nun der Buhmann der gesamten Straße war.

Lynette wurde in dieser Folge endlich mal wieder als der Charakter dargestellt, den wir alle lieben. Damit meine ich nicht die genervte Ehefrau, die sich mit den verrückten Hirngespinsten ihres Mannes herumärgern muss, sondern die hartnäckige Hausfrau, die bis an ihre Grenzen geht um das zu beschützen, das ihr am Herzen liegt – in diesem Fall die Wisteria Lane. Profitiert hat diese Folge dann natürlich von den gemeinsamen Szenen zwischen ihr und Paul, wobei besonders ihre letztes Gespräch heraussticht, als Paul in fiesestem Schurkenmanier kaltherzig darauf hingewiesen hat, dass nicht er es war, der die Straße in ein Chaos gestürzt hat. Auch Sohn Parker hatte bereits gegenüber Lynette Zweifel geäußert, ob es denn wirklich richtig ist, was sie tun. Daher bin ich gespannt, ob Lynette in den nachfolgenden Episoden von Schuldgefühlen geplagt und generell, ob das große Chaos in der Wisteria Lane im Nachhinein noch irgendwelche Auswirkungen haben wird.

Ja, das große Chaos. Durch einen aberwitzigen Moment versehentlich von Bree ausgelöst, endet die Demonstration in einer riesigen Massenpanik. Susan wird dabei niedergetrampelt, Pauls "Halfwayhouse" zerstört, Bob und Lee von der wütenden Menge beinahe gesteinigt und die gesamte Straße in ein Chaos gestürzt. Bree sorgte somit im wahrsten Sinne des Wortes für den Startschuss der wohl packendsten Minuten, welche die Serie seit sehr langer Zeit zu bieten hatte. Die Inszenierung der großen Katastrophe war, vor allem auch dank eines wirklich tollen Musikscores, absolut fesselnd, wobei die Szene, in der die verzweifelte Gaby ungewohnt grob vorgeht, um ihre Tochter zu retten und die, in der Lynette Bob und Lee zu Hilfe eilt, besonders stark waren.

Somit hat Paul also sein Ziel erreicht und die Straße, deren Bewohner er mindestens genauso verabscheut wie sie ihn, in ein Chaos gestürzt, auch wenn Mary-Alice mit ihrer Aussage am Ende von #7.05 Let me entertain you etwas übertrieb, als sie meinte, Paul wolle die Straße "zerstören". Auf die gerechte Strafe muss er nicht lange warten, denn in einer schön inszenierten Schlussszene, in der Paul zunächst durch die völlig verlassene und totenstille Wisteria Lane läuft, wird plötzlich ein Schuss abgegeben und Paul fällt zu Boden. Tot? Wohl kaum. Dennoch: Wer war der Schütze? Lee, den Paul reingelegt hatte und zum Hassobjekt der Straße machte? Lynette, die Pauls übles Treiben endlich ein Ende setzen wollte? Beth, die sich doch wieder auf die Seite ihrer Mutter geschlagen hat und Paul beseitigen sollte? Oder irgendein anderer, uns unbekannter Auftragsmörder von Felicia? Ich freue mich auch schon auf die Szenen, in der die anderen Hausfrauen vom Attentat auf Paul erfahren. Denn die Damen werden wahrscheinlich soviel Betroffenheit zeigen wie gegenüber einem chinesischen Koch, dem ein Sack Reis auf die Füße fällt.

The Leftovers

Wieso #7.10 Down The Block There’s a Riot trotz des packenden letzten Drittels nicht die volle Punktzahl bekommt? Einfach, weil dafür auch die Storys der Hausfrauen hätten wirklich überzeugen müssen. Doch leider hatte diese Folge, anders als beispielsweise #6.10 Der große Krach, neben der Massenpanik nichts unbedingt Erwähnenswertes zu bieten.

Als ordentlich könnte man noch die Storyline um Bree, Keith und Richard bezeichnen, auch wenn die Entwicklungen innerhalb dieser Folge sehr vorhersehbar waren und ich es ein wenig bedauerlich fand, dass Richard nur einmal kurz mit seinem Sohn sprechen musste, um Keith bereits so manipuliert zu haben, damit dieser seine Beziehung zu Bree hinterfragt und Richard freie Bahn hat. Natürlich musste auf Grund der Fülle dieser Episode alles ein wenig schneller über die Bühne laufen, damit man mit der finalen Auseinandersetzung zwischen Keith und seinem Vater letztendlich auch das Ausarten der Protestaktion provozieren konnte. Aber dann wäre es vielleicht besser gewesen, einiges davon schon in die letzte Folge gepackt zu haben, als hier die Geschehnisse ein wenig zu rudimentär zu inszenieren. Und dass man Richard überhaupt noch einmal in der Serie auftreten lässt, bezweifle ich an dieser Stelle irgendwie, auch wenn die ganze Sache natürlich noch nicht wirklich vom Tisch ist.

Apropos Tisch – ein Tipp an Alle: Sollte euer Kind in Wirklichkeit nicht euer eigenes sein aber wollt, dass jenes Kind das nicht erfährt, dann empfehle ich nicht, einen Brief zu schreiben, in dem ihr die ganze Wahrheit bloßlegt. Und noch weniger empfehle ich, diesen Brief dann auch noch offen auf dem Schreibtisch herumliegen zu lassen. Ihr interpretiert richtig: Die Art und Weise, wie Juanita erfahren hat, dass Grace in Wirklichkeit Gabys Tochter ist und sie nicht, war für mich mal wieder die Auflösung der einfachsten Art. Diese wirklich dämliche Tatsache überschattet fast, dass man mit dem Gaby/Lynette-Gespräch und Gabys Rettungsaktion wirkliche Spitzenszenen zu bieten hatte. Ich hoffe nicht, dass die ganze Grace-Geschichte nun ein Ende hat, denn mit Gabys momentaner psychischer Situation, dem Verlust „ihres“ Kindes, lässt sich noch so einiges anfangen. Und auf eine richtige Aussprache zwischen Gaby und Juanita warte ich ebenfalls noch.

Weiterhin wenig interessiert bin ich an der Renée/Tom-Storyline, die mich auch in dieser Folge nicht zum mitfiebern bewegen konnte. Weder Toms Forderung, Renée müsse die Wisteria Lane verlassen, noch Renées verzweifelter Versuch, mit Susan darüber zu sprechen, konnte mich auf irgendeine Art und Weise bewegen. Das liegt wahrscheinlich auch einfach daran, dass Renée einem noch nicht wirklich ans Herz gewachsen ist und es einem daher recht egal wäre, würde sie die Wisteria Lane verlassen. Der einzige Moment, dem ich wirklich schon mit Freuden entgegenblicke, ist der, in dem Lynette erfahren wird, dass Tom eine Affäre mit Renée hatte. Denn auf deren Reaktion samt (hoffentlich) fiesem Gegenschlag bin ich jetzt schon gespannt.

The Result

Mit #7.10 Down The Block There’s a Riot verabschiedete sich "Desperate Housewives" mit dem bisherigen Highlight der Staffel aus der ersten Hälfte. Alles rund um Paul Young und Lynettes Versuchen, ihn aufzuhalten, samt anschließender Eskalation waren das Beste, das die Serie ihren entwöhnten Zuschauern seit langem bieten konnte. Die anderen Storys waren dabei nur noch Nebensache und während die von Bree und Gaby noch durch die ein oder anderen Szenen punkten konnten, desinteressierte alles rund um Tom und Renée durch dessen Belanglosigkeit. Zusammenfassend war das dennoch ein guter Abschluss einer nicht wirklich überzeugenden ersten Staffelhälfte mit der Hoffnung auf Besserung im neuen Jahr. Dass Dramatik und Spannung durchaus noch Begriffe für die "Desperate Housewives"-Autoren sind, hat man hier schließlich gesehen.

Manuel H. - myFanbase

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