Bewertung

Review: #7.14 Der Spender

Foto: Sayeed Shahidi & Brian Austin Green, Desperate Housewives - Copyright: 2011 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Sayeed Shahidi & Brian Austin Green, Desperate Housewives
© 2011 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.

Zunächst einmal: Keine Panik! Anders als es der Titel befürchten lässt, handelt es sich bei der Episode #7.14 Flashback um keine der vielen mäßig unterhaltsamen Flashback-Folgen der Serie. Mit Folgen wie #5.13 Der beste Handwerker aller Zeiten, #5.19 Die letzte Ruhestätte oder #6.20 Entstehung eines Monsters verschonen uns die Autoren in dieser Staffel bislang. Stattdessen bezieht sich der Titel auf die Thematik dieser Episode, nämlich um längst Vergangenes, das auch oftmals noch in der Gegenwart Spuren hinterlassen kann. Und so werden nicht gerade wenige Charaktere in dieser Folge mit der Vergangenheit konfrontiert.

We may think we left the past behind but it has a way of catching up to us …

Zunächst zu Lynette, die in dieser Folge nicht mit irgendeiner Vergangenheit konfrontiert wird, sondern mit dem Tod ihres neuen Stiefvaters Frank, den wir seit der letzten Folge kennen. Doch dieser Tod wurde keinesfalls traurig inszeniert, sondern im Gegenteil: „Desperate Housewives“ versuchte sich hier an bitterbösem Humor und irgendwo muss man auch sagen, dass das teilweise recht gut geklappt hat. Die Story, die stellenweise sehr an „Sterben für Anfänger“ erinnerte, hatte nämlich in der Tat einige herrliche und böse Momente, die vor allem dank Lynettes Mutter Stella überzeugen konnten und auch Tom bot einige lustige Szenen, der es verständlicherweise etwas befremdlich fand, einen toten Mann über Nacht in seinem Haus zu lassen. Leider war das Ganze nur anfangs wirklich lustig, denn nachdem Franks Leiche letztendlich abgeholt wurde, kippte die Storyline wieder in das gewohnte Mittelmaß. Und das verärgerte mich, denn man hätte so viel mehr daraus machen können. Wäre es nicht ein fantastischer Twist gewesen, wenn herausgekommen wäre, dass Stella Frank in Wirklichkeit ermordet hat? Hätte es nicht für wahnsinnig interessante Szenen gesorgt, wenn Lynette dahinter gekommen wäre und nun nicht wüsste, wie sie sich verhält? Hätte man aus dem Ganzen nicht eine tolle, folgenübergreifende Storyline machen können? Stattdessen ist Stella nun eine vermögende Rentnerin, die das geerbte Geld gleich mal ausnutzt, um sich die Liebe ihrer Enkelkinder zu erkaufen – was bei Lynette natürlich gleich die Alarmglocken aufläuten lässt. Keine interessante Variante, bedenkt man, dass Potential für so viel Originelleres vorhanden gewesen wäre.

Though we want to run away we are forced to confront our past …

Viel überzeugender war da schon die Geschichte um Gaby, was aber auch kein Wunder war, nachdem die Schlussszene der letzten Folge erneut verdeutlicht hatte, wie tief der Schmerz um Graces Verschwinden in Gaby sitzt. Endlich sieht auch Carlos ein, dass seine Frau professionelle Hilfe braucht und schickt sie zur Therapie. Gaby wiederum sieht das Ganze nicht so ernst: „I love therapy. It’s like a talkshow and the only topic is me!” Der Grund für Gabys Verhalten: Verleugnung. Oder etwa nicht? Letztendlich weiß sie ja, was der Grund für ihr Leiden zu sein scheint, womit wir auf das Thema der Episode kommen – ihre Vergangenheit. Gabys weniger schöne Kindheit wurde in der Serie schon oft angeschnitten, zuletzt in #6.12 Alles Fassade, wenn ich mich recht entsinne. Wir wissen, dass sie in Armut gelebt hat, dass ihr Stiefvater sie schlug und es für sie nie einfach ist, über ihre Vergangenheit zu sprechen. Und immer wieder können diese Szenen bei Gaby überzeugen, und so war es auch in dieser Folge der Fall. Besonders großartig fand ich die Mischung aus humorvollen Momenten, zum Beispiel als Gaby versucht durch das Toilettenfenster zu fliehen, ehe das Ganze dann in den wirklich emotionalen Bereich wechselte. Nun sieht sich Gaby also bereit, endlich offen über ihre Vergangenheit zu sprechen und hoffentlich steigen wir nächste Folge noch ein wenig tiefer in die Materie ein. Denn auch wenn Gabys Kindheit schon öfter angeschnitten wurde, hat man es bisher vermieden, die Story zu vertiefen.

And the secrets it had barried must come into the light …

Bree leidet derweil nicht nur unter Keiths Vergangenheit, oder besser gesagt unter dem Produkt seiner Vergangenheit, sondern auch unter ihrem schlechten Gewissen: Sie befindet sich nämlich nach wie vor auf unmoralischem Territorium und verschweigt ihm weiterhin die Identität seines Sohnes. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Bree Keith letztendlich doch die Wahrheit offenbar – und daher war ihr Part in dieser Folge alles andere als unvorhersehbar. Langweilig wäre das bessere Adjektiv, denn man hätte alles durchaus interessanter gestalten können – sowohl Brees innerlichen Konflikt, als auch die Art, wie Keith von seinem Sohn erfährt. Bleibt nur noch die Frage offen, was Keith nun tun wird und wie das seine Beziehung mit Bree beeinflusst. Leider ist die Storyline bisher so vorhersehbar wie der Ausgang eines Fußballländerspiels zwischen Deutschland und San Marino, weshalb ich bezweifle, dass die Story noch irgendeine Überraschung für uns bereit hält.

And then if we are strong, we are able to move on.

Auch Susan wird mit Teilen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, allerdings wesentlich angenehmer als Gaby. Sie trifft im Krankenhaus nämlich zufällig auf ihren alten Mitschüler Monroe, dem sie von ihrer momentanen Situation erzählt, woraufhin er sich prompt bereiterklärt, seine Niere zu spenden. Reine Nächstenliebe? Nein, denn Monroe ist schon seit seiner Highschoolzeit hoffnungslos in Susan verliebt und ihr eine Niere abzugeben ist seine Variante, einen Bund für die Ewigkeit einzugehen. Witzig war es schon, Monroes Turtelversuche und Susans geschockte Reaktionen zu beobachten. Doch ebenso war der Ausgang der Story vorhersehbar, ein Hauch zu gefühlsduselig, sowie das Ganze leider auch sehr belanglos – ebenso wie in der letzten Folge, sodass man mittlerweile die Befürchtung haben darf, dass man mit Susans momentaner Situation nicht wirklich gut umzugehen weiß. Das ist man zu Beginn dieser Storyline (in #7.11 Attentäter und #7.12 Einsamkeit) noch wesentlich besser angegangen und auch wenn „Desperate Housewives“ bei Susan gerne mal den Humor dominieren lässt, haben gerade zuletzt genannte Episoden schon bewiesen, dass man momentan ruhig mal mutig sein und zumindest bei Susan den Humor deutlich reduzieren sollte. Denn ihr Zustand soll schließlich ernst sein – auch wenn das nicht wirklich so vermittelt wird.

Yes, we all need to leave the past behind and move on toward the future. And if we’re lucky, we will have help getting there.

Bei einer Episode, die „Flashback“ heißt, muss dieses stilistische Mittel natürlich auch benutzt werden. Das wird es auch, nämlich bei Mike, wodurch uns offenbart wird, dass er in Kontakt mit seinem Sohn Zach steht. Dieser wiederum wird von Paul gesucht, denn er weiß, dass Zach es war, der ihn angeschossen hat. Zunächst einmal ist es natürlich interessant, Zach mal wieder zu Gesicht zu bekommen, nachdem er das letzte Mal mitten der dritten Staffel zu sehen war, wo er noch versuchte, sich an Gaby ranzuschmeißen. Nun, neun Jahre später (man bedenke den Zeitsprung), ist Zach am Boden angekommen: verarmt, drogensüchtig und durch und durch bemitleidenswert. Doch ich weiß nicht, ob Zach-Darsteller Cody Kasch einfach nur unüberzeugend gespielt hat oder ich durch „Breaking Bad“ bessere Darstellungen von Drogenabhängigen gewohnt bin, aber ich konnte die ganzen Szenen mit Zach einfach nicht ernst nehmen. Das liegt nicht daran, dass Zachs Wandlung unrealistisch wäre, nach allem, was er durchgemacht hat. Und es wundert mich gerade selbst, dass Cody Kasch das Ganze nicht überzeugend rüberbringen konnten, wo er doch selbst schon wegen Drogenbesitzes verhaftet wurde.

Gelungen bei der ganzen Sache waren die Szenen zwischen Paul und Mike, die ja bekannter Weise in diesem Leben keine besten Freunde mehr werden. Daher war es schön, dass beide letzten Endes, trotz ihres sehr komplizierten Verhältnisses, beschlossen haben, Zach wieder auf die Beine zu helfen. Das Wiedersehen zwischen Zach und Paul wird sicherlich interessant werden, denn wie beide miteinander umgehen, ist schwer abzuschätzen: Zach hasst seinen Adoptivvater, während Paul wiederum von Zach beinahe getötet wurde und wegen seiner unterlassenen Hilfe jahrelang im Gefängnis schmorte. Japp, das wird interessant.

Fazit

#7.14 Flashback hätte das Potential zu mehr gehabt – doch leider schlug Lynettes Story die falsche Richtung ein, während die Entwicklungen bei Bree zu sehr nach dem Schema F verliefen und man mit Susans momentaner Situation falsch umgeht. Die gelungene Story um Gaby verhilft der Folge dann doch noch zu einem eher durchschnittlichem Gesamteindruck – womit diese Episode auf das anfängliche Staffelniveau „flashbackt“.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:


Vorherige Review:
#7.13 Die Puppe
Alle ReviewsNächste Review:
#7.15 Zuhause

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Desperate Housewives" über die Folge #7.14 Der Spender diskutieren.