Bewertung

Review: #8.03 Falsche Vorstellungen

Foto: Vanessa Williams, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Vanessa Williams, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Ja, der Auftakt der achten Staffel machte mich noch ein wenig euphorisch, schließlich versprachen die dort präsentierten Storylines, dass es in der Wisteria Lane in den kommenden Monaten hochinteressant zugehen könnte. Lynettes Trennung; Gabys Versuche, ihrem desolaten Mann zu helfen; Susans Schuldgefühle und deren Auswirkungen; Bree, die sich zu keinem schlechteren Zeitpunkt einen Detective als neuen Freund hätte angeln können und letztendlich der ominöse Brief, sowie das Geheimnis der Ladys um Alejandro – eine breite Palette an Storylines mit Unmengen Potential und #8.02 Making the Connection zeigte dann auch, dass man mit diesen Geschichten wunderbar umgehen kann kann.

Nun, #8.03 Watch While I Revise The World zeigte eigentlich genau das Gegenteil. Denn obwohl oberflächlich betrachtet fast jede dieser Storylines in Angriff genommen wurde, viel das Endergebnis mager aus.

Yes, the residents of Wisteria Lane are skilled at the art of concealment. They know how to spare the feelings of a loved one whose taste they may not share …

Das größte Problem der Episode lag nämlich darin, dass man eigentlich nur vorgab, irgendeine dieser Storyline auf irgendeine Art und Weise anzuschneiden, das aber, wenn überhaupt, wiederum im Zusammenhang mit einer ganz anderen Handlung stattfand, die für den weiteren Verlauf absolut irrelevant ist. Lynette sah beispielsweise am Ende der Folge ein, dass ihre Unfähigkeit, sich anderen Menschen anzupassen dazu geführt hat, dass ihre Ehe mit Tom zu Bruch ging – was natürlich eine sehr begrüßenswerte Erkenntnis war. Bis es jedoch überhaupt dazu kam, mussten die Zuschauer erst einmal durch Szenen, die wirklich kaum von Bedeutung waren, da man die Storyline um Tom erst einmal auf Eis legte. Und irgendwie ist es bei „Desperate Housewives“ schon obligatorisch, dass man immer wieder dann einen Verwandten bei einen der Damen aufkreuzen lässt, wenn man gerade keine bessere Idee hat. In Lynettes Fall ist es ihre Schwester Lydia, die wir bereits in #4.07 Täuschungsmanöver zu Gesicht bekommen haben und Lynette mit ihrem neuen Verlobten Rashi überrascht. Wieder einmal wurden Erinnerungen wach, denn das war bereits das dritte Mal, dass Lynette von einem Familienmitglied mit einer Verlobung überrascht wird: in #6.17 Das Souvenir war es Sohn Preston mit Irina und in #7.13 Die Puppe Mutter Stella mit dem unausstehlichen Frank – und beide haben die Serie keine drei Episoden überlebt.

Die Szenen zwischen Lydia und Lynette waren zu Beginn dürftig, vor allem Lynettes trotziges Verhalten gegenüber Lydia und Rashi war nervig. Auch was den Humor betraf, so konnte diese Storyline nicht viel reißen. Lediglich der Streit zwischen den beiden Geschwistern oder Lynettes kleine Gesangseinlage während Rashis Meditationsseminars waren amüsant. Ansonsten war die ganze Geschichte ein großer Lückenfüller, was man eben mit der letzten Szene zu retuschieren versuchte. Aber ob Lynettes Einsicht nicht etwas zu spät kommt?

How to compensate for what their children might be missing …

Dann war da Renee, bei der man Lückenfüllerhandlungen eigentlich gewohnt ist. Da man in der letzten Folge allerdings für gelungene Szenen zwischen ihr und dem neuen Nachbarn Ben sorgte, hätte man wohl eher damit gerechnet, dass diese Geschichte fortgesetzt wird. Doch auch hier macht die Serie in dieser Folge einen Schnitt und legt den Fokus ihrer Story auf Lee und dessen Adoptivtochter Jenny. Für kurzweilige Unterhaltung konnte das Ganze sorgen, zumal Renee mit keinem Charakter so gut harmoniert, wie mit Lee und deren Szenen meistens zum Brüllen komisch sind. Die Geschichte an sich war nicht wirklich der große Wurf und Lees Verhalten zu Beginn recht grenzwertig, doch das wurde dann am Ende wieder relativiert, als wir eine Begründung für Lees Verhaltungsweise bekamen. Gestört hat mich lediglich, dass mal wieder Renees Wunsch nach Kindern zum Vorschein kam, positiv war dann hingegen, dass das nicht ganz so stark behandelt wurde wie in #7.13 oder #7.16 Der Sinn des Lebens. Langsam nervt es mich nämlich, dass man dieses Thema bei Renee so oft erwähnt, allerdings keinen Fortschritt feststellen kann. Als Fazit für diese Folge lässt sich aber festhalten, dass Renees Part zwar relativ überflüssig war, man sie in Kombination mit Lee aber so gerne sieht, dass einem das ziemlich egal ist – auch, wenn Lee anfangs in dieser Folge wirklich anstrengend war.

How to cover up the evidence of a messy breakup …

Nach wie vor bleibt Brees Story die überzeugendste, obwohl ihr Part im Vergleich zu den vorherigen beiden Episoden deutlich schwächer ausfiel und das Ende außerdem befürchten lässt, dass es in der nächsten Folge auf einem noch schwächeren Niveau weitergehen könnte. Überraschenderweise wird die Beziehung zwischen Bree und Chuck nämlich bereits jetzt beendet und diese Trennungsszene am Ende der Folge fiel richtig interessant aus, denn der bisher so charmante Chuck scheint nicht unbedingt ein Fan von Frauen zu sein, die ihn seiner Ansicht nach hintergangen haben und lässt Bree das auch durch bitterböse Worte wissen. Mal ehrlich, hätte jemand noch in der letzten Folge gedacht, dass Chuck so bedrohlich und eiskalt rüberkommen kann? Diese Facette hat definitiv für einen echten Überraschungsmoment gesorgt und ich bin gespannt, wohin das Ganze nun führen wird. Denn da Darsteller Jonathan Cake seit Staffel Acht Hauptdarsteller ist, wird man ihm diesen Status nicht nur für lediglich drei Episoden erteilt haben, weshalb ein Wiederauftauchen also außer Frage steht. Die Frage ist nur, in welchem Zusammenhang er wieder auftaucht. Im Zusammenhang mit dem Mord an Alejandro? Wird Chuck Bree und ihren Freundinnen noch gefährlich? Denn nach Chucks hasserfülltem Abschied von Bree würde es mich nicht wundern, wenn er bei etwaigen Ermittlungen gegen Bree und die anderen Damen eine zentrale Rolle inne hätte. Doch bis dahin, wenn es überhaupt soweit kommt, wird Chuck wohl erst einmal keine große Rolle mehr spielen und das lässt in mir die Befürchtungen aufkommen, dass Brees Geschichten in den kommenden Folgen nicht mehr ganz so spannend ausfallen, wie bisher. Gar habe ich das Gefühl, dass der ganze Handlungsstrang um Alejandro und den Brief in nächster Zeit generell weniger thematisiert und ein wenig in die Länge gezogen wird.

Abgesehen von der letzten Szene zwischen Bree und Chuck, war Brees Part in dieser Folge, wie bereits, erwähnt deutlich schwächer. Von Spannung konnte keine Rede sein, denn bereits als Bree während des Durchsuchens von Chucks Sachen ein Bild ihrer Hand und dazu noch ein Päckchen entdeckte, war mir klar, dass Chuck nichts mit dem Brief zu tun hat, sondern Bree lediglich einen Heiratsantrag machen will. Und an dieser Stelle hab ich mich gefragt, was an Bree so attraktiv ist, dass jeder Mann sie nach nur wenigen Monaten heiraten möchte. Denn Chuck war nach George, Orson, Karl und Keith bereits der fünfte, der nach kürzester Zeit eine Verlobung plante. Gleichzeitig muss man sich die Frage stellen, ob den Autoren denn wirklich nichts besseres einfällt. Aufgrund der Vorhersehbarkeit der Storyline war, bis auf den Schluss, also auch nichts dabei, was diese Folge aus der Mittelmäßigkeit rettet.

But for some the art of concealment comes at too great a cost. And so they find themselves forced to reveal the truth, even at the risk of facing an uncertain future.

Kommen wir abschließend zu den gemeinsamen Szenen von Susan und Carlos, die dadurch zustande kamen, dass beide ungefähr im gleichen Verhältnis unter dem Mord an Alejandro leiden und im anderen endlich jemanden haben, dem sie sich anvertrauen können. Und ja, die Szenen zwischen den beiden waren insofern interessant, da beide überraschend gut zusammen harmonierten und die Chemie wirklich passte. Doch musste man aus diesem Part wirklich eine solche 08/15-Klischeestory mit dem ausgelutschten „Mann und Frau, die sich vorher nicht mal mit dem Hintern angeguckt haben, teilen sich plötzlich ähnliches Schicksal und entwickeln Gefühle füreinander, während der Ehemann der Frau dumm aus der Wäsche guckt“-Schema machen? Keine Frage, die freundschaftlichen Szenen zwischen Susan und Carlos habe ich wirklich genossen, aber spätestens, als die zwei in dem Van saßen und es zu einen Beinahe-Kuss kam, wurden die ganzen guten Momente zunichte gemacht, während Mikes Eifersüchteleien an die schlimmsten Zeiten der Serie erinnerten.

Und sehen wir es ein: auch diese ganze Story war ein großer Lückenfüller, der eben nur am Ende bedeutungsvoll wurde, weil Susan nun mehr oder weniger gezwungen war, Mike in das Geheimnis einzuweihen. Aber Lückenfüller deshalb, weil ich fast alles darauf verwette, dass die Geschehnisse zwischen Susan und Carlos nie mehr groß thematisiert werden und man in Zukunft keinen großen Unterschied an ihrem Verhältnis vor dieser Episode und danach ausmachen wird. Außerdem war es doch sehr merkwürdig, dass Mike sofort bemerkt, dass Susan und Carlos so viel Zeit miteinander verbringen und es Gaby, die sich ja eigentlich richtig um Carlos sorgen müsste, irgendwie komplett egal zu sein scheint, wo sich ihr Mann so rumtreibt.

Was erwartet uns nun mit Mike? Verließ er das Haus am Ende einfach nur, um einen Moment in Ruhe über das nachzudenken, was er gerade erfahren hatte, oder bringt das Ganze ernste eheliche Konsequenzen mit sich? Eines ist nach dieser Episode klar: Das Geheimnis der Damen ist ein echter Beziehungskiller.

Fazit

Ja, #8.03 Watch While I Revise The World war leider ein deutlich qualitativer Abstieg im Vergleich zu den beiden ersten Episoden der Staffel. Alle für die wichtigen Handlungen relevante Szenen – Susans Beichte an Mike, Lynettes Einsicht, Brees Trennung von Chuck – waren eingebettet in größtenteils belanglosen Szenen. Oberflächlich betrachtet könnte man also sehr wohl behaupten, dass #8.03 die Handlungen gut weiterführte, genauer betrachtet lieferte uns die Folge aber zu 80% nur Lückenfüllermaterial. Natürlich darf man nicht erwarten, dass die im Auftakt begonnenen Geschichten in jeder Folge konsequent weitererzählt werden, aber wenn man diese Storys dann schon auf Eis legt und auf kurzweilige Ersatzhandlungen setzen will, dann sollten diese auch etwas origineller und humorvoller ausfallen.

Manuel H. - myFanbase

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