Bewertung

Review: #8.15 Das Kinderzimmer

Foto: Felicity Huffman, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Felicity Huffman, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Weiter geht's mit den letzten Abenteuern aus der Wisteria Lane und #8.14 Get Out Of My Life lieferte schon mal sehr gute Voraussetzungen für diese Episode: ein anbahnender Konflikt zwischen Susan und Lynette sowie Susan und Julie, eine an Krebs erkrankte Karen, einen besorgniserregenden Orson und zu guter Letzt eine Renée, die sich besser nicht auf ein Geschäft mit dem Kredithai Donny hätte einlassen sollen. Daher das berechtigte Fazit meiner letzten Review, dass uns in #8.15 She Needs Me wohl einiges an Drama bevorstehen würde. Man könnte jede dieser Storys auch als Art Bombe sehen, deren Lunte bereits brennt, sodass man sich während der Folge immer wieder die Frage hätten stellen können, welche Bombe nun explodieren wird, welche sich als Blindgänger erweist und welche Lunte vielleicht noch kurz vor Schluss gelöscht wird.

Yes, there are times where we all could use a little help.

So erwies sich die vielversprechende Geschichte um Julies Schwangerschaft in dieser Folge leider als Blindgänger. Neben den Szenen zwischen Susan und Lynette hatte ich nämlich vor allem auf Momente zwischen Julie und deren Mutter gehofft, die bereits in den letzten Episoden wirklich interessant waren. Nun war Julie in dieser Folge überhaupt nicht zu sehen, sodass dieser Wunsch schon einmal nicht erfüllt wurde. Dann hätte man natürlich noch alle Hoffnungen in die Szenen zwischen Lynette und Susan stecken können. Wir erinnern uns: Lynette stand kurz vor einem Herzinfarkt, als Porter ihr in der letzten Folge mitteilte, dass er das Baby unbedingt großziehen möchte, während Susan für diese Idee Feuer und Flamme war, da sie sich so erhoffte, dass ihre Enkeltochter nicht an wildfremde Adoptiveltern geht. Durch die zwei völlig unterschiedlichen Standpunkte von Susan und Lynette hätte es richtig interessant werden können, wie beide nun versuchen würden, gemeinsam mit der Situation klarzukommen.

Leider beschränkte man sich dabei zu sehr auf das Schema, sich einfach auf die altbekannten Eigenschaften der Charaktere zu fokussieren und daraus irgendwie eine witzige Story zu machen. Natürlich waren einige Gespräche zwischen Susan und Lynette wirklich witzig, aber irgendwo kam doch der Wunsch auf, dass man gleich von Anfang an mit ein wenig mehr Ernsthaftigkeit an die Sache herangegangen wäre, zumal ich es einfach nicht mehr sehen kann, wie Lynette beispielsweise aufgrund ihres Kontrollzwangs mal wieder zur Furie wird, ehe es später zur großen Einsicht und Versöhnung kommt. Ein großer Pluspunkt bekommt diese Story jedoch durch das Eingreifen der Ehemänner, bzw. Noch-Ehemänner. Dass ein Konflikt einmal durch die Männer gelöst wurde, war schon gelungen genug. Dass sich dann aber Mike Lynette annahm und Tom Susan, war wirklich mal eine nette Abwechslung, wodurch auch endlich mal die Männer wieder punkten konnten. Besonders Toms Engagement und sein Verhalten gegenüber Lynette waren in dieser Folge schön zu verfolgen, da man phasenweise wirklich das Gefühl verliehen bekam, dass er und Lynette sich niemals trennten. Dass man aus der Tom/Lynette-Krise keinen Rosenkrieg macht, war definitiv eine gute Entscheidung und sollte deren Verhältnis, das seit #8.10 Reden ist Silber, Schweigen ist Gold wirklich sehr angenehm ist, auch weiterhin so gut bleiben, wäre ich den Machern noch nicht mal böse, wenn man auf das große Happy End bei den Scavos am Ende der Serie verzichten würde.

When our future has become terribly uncertain.

Derweil konnte Gaby in dieser Folge wieder einiges gut machen, nachdem ihr Verhalten in #8.14 wirklich schon dermaßen unterirdisch war und ihren Charakter in ein so schlechtes Licht rückte, dass man sich schon die Frage stellen konnte, ob Eva Longoria vielleicht nach einer Gehaltserhöhung fragte. Es war zu Beginn zwar wieder sehr diskussionswürdig, wie Gaby Roy aus dem Haus haben wollte, da Carlos ja bald wieder zurück kommt, doch letztendlich bekamen wir Zuschauer einige sehr rührende Szenen geboten. Großes Lob hier an Orson Bean (Roy Bender), der beinahe nicht nur Gaby zu Tränen rührte, als er über die letzten Monate mit seiner ersten Frau sprach. Und auch die gemeinsame Szene mit Karen, so kurz sie auch war, lud einerseits zum Schmunzeln ein, andererseits hatte man doch irgendwo einen Kloß im Hals, als Karen ihm klarmachte, wie viel Angst sie habe. Nun darf man wirklich gespannt sein, inwieweit man diese Geschichte weiter thematisiert und wie viel Platz man ihr einräumen wird. Werden in diese Handlung auch noch andere Charaktere mithineinintegriert, läuft das Ganze nun nur zwischen Karen und Roy weiter oder ignoriert man das Geschehen nun wieder für einige Episoden wie in der sechsten Staffel? Wie schade das wäre, braucht hier wohl nicht weiter erläutert werden. Momentan befürchte ich nur, dass man kurz vor Schluss wirklich noch Karen auf die Liste der Wisteria Lane-Toten setzen wird.

Für die Serie obligatorisch hielt das ganze dann auch noch eine Moral für einen der Charaktere bereit, die zu einer wichtigen Einsicht führte. Diesmal war es Gaby, die sich gegen Ende Sorgen machte, wie er Leben eigentlich verlaufen würde, sollte Carlos unverhofft sterben. Tatsächlich sorgte das dann noch einmal für eine richtig schöne Szene zwischen Gaby und Carlos, bei dem ich übrigens wieder froh bin, dass er aus dem Entzug draußen ist. Irgendwo fehlten in letzter Zeit die typischen Momente zwischen den beiden doch ein wenig, besonders nach deren letzten Szene in #8.10 und Gabys Geständnis an Lynette, wie sehr sie Carlos doch vermisse, aus #8.11 Unbequeme Wahrheit. In den Szenen wurde nämlich deutlich, dass sich die beiden zum mit sympathischsten Paar der Serie entwickelt haben und auch wirklich füreinander geschaffen zu sein scheinen, auch wenn es nicht immer so zu sein scheint.

And when our generosity has been repaid with cruelty.

Kennt ihr diese Art von Charakteren, bei denen man sofort ein ungutes Gefühl im Bauch bekommt, sobald sie auch nur eine Sekunde lang zu sehen sind? Solch ein Charakter ist definitiv der Kredithai Donny, mit dem Ben lieber niemals Geschäfte hätte machen sollen. Schon in #8.12 Mehr Sein als Schein wurde klar, dass Ben nicht nur sich, sondern auch Mike und Renée dadurch in Gefahr bringt und während Ben nun im Krankenhaus liegt, dürfen sich Renée und Mike im wahrsten Sinne des Wortes mit Donny herumschlagen. Ein großes Highlight war die Szene zwischen ihm und Renée, während der Renée wirklich auftrumpfen konnte und sich einmal mehr als sehr tougher Charakter erwies – gleichzeitig erwies sich Donny jedoch auch als echter Widerling und allerspätestens hier wurde dann klar, dass die ganze Geschichte wirklich spannend werden könnte. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Story dann mit der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Donny und Mike und ich bekomm einfach das Gefühl nicht los, dass das Ganze sehr unschön werden könnte. Einerseits hätte ich nicht erwartet, dass die Geschichte um Bens Kreditgeschäfte noch so spannend und interessant werden könnte, doch andererseits muss ich wirklich sagen, dass ich Angst habe, wohin das Ganze führt. Denn irgendwo ist es schon abzusehen, dass einer der drei involvierten Charaktere (Ben, Mike oder Renée) kein gutes Ende nehmen wird. Hier ist die Flamme an der Lunte echt kurz davor, das Schwarzpulver in der Bombe zu entzünden.

But then there are those who had passed the point of help. And in there wake, they leave nothing but destruction.

Was die Handlung von Bree betrifft, so ist die Bombe bereits tatsächlich schon in dieser Episode hochgegangen. Eigentlich war es auch schon abzusehen, dass Bree noch innerhalb dieser Episode Orsons Schwindel aufdecken und erfahren wird, dass er es war, der die zwei Briefe verfasste und Chuck getötet hat. Daher war es nur eine Frage der Zeit, wodurch es aber die gesamte Episode lang sehr spannend zu verfolgen war, wann Orsons falsches Spielchen auffliegt. Als es dann in Orsons Appartement aufflog, wurde uns Zuschauern noch mal die volle Bandbreite von Orsons Wahnsinn klargemacht sowie die gesamten Zusammenhänge nähergebracht. Rückblickend hätte man die Geschichte um die ominösen Briefe und Chucks Mörder sicherlich spektakulärer auflösen können, aber insgesamt bin ich doch recht zufrieden, zumal Orson bereits in der fünften Staffel andeutete, dass es ihm missfällt, dass Brees Freundinnen für sie immer die erste Geige spielen und daher war es auch gar nicht zu weit hergeholt, dass Orsons Obsession nun auch noch einmal in einem solchen Ausmaß gipfelte und er mit Hilfe der Briefe versuchte, Bree von ihren Freundinnen zu isolieren. Die Konfrontation zwischen Bree und Orson fiel jedenfalls sehr überzeugend aus und die Story zwischen den beiden wurde somit in einem guten zeitlichen Rahmen gehalten. Länger hätte ich es wirklich nicht mit ansehen wollen, wie Bree weiterhin auf Orsons pseudofreundliches Benehmen hereinfällt. Generell reicht es mir mittlerweile mit Brees Leidensodyssee, die eigentlich schon die ganze Staffel lang anhält. Auch wenn das Ende der Episode nicht gerade Hoffnungen macht, dass Brees Leben in Zukunft einfacher wird, so möchte ich doch wenigstens, dass sie sich jetzt mit ihren Freundinnen ausspricht und wenigstens zwischen den Hausfrauen wieder alles im Reinen ist.

Das Ende ließ meine Vermutungen wahr werden, dass es wohl Orson sein wird, der die Story rund um Alejandro noch einmal ins Rollen bringen wird. Es dürfte doch eigentlich klar sein, dass sich in dem an das Polizeirevier adressierte Kuvert, das Orson zum Schluss in einen Briefkasten eingeworfen hat, Bilder (oder Ähnliches) befinden, die Bree schwer belasten werden. Außerdem hätte man es gar nicht deutlicher inszenieren können, dass dies offenbar das letzte Mal war, dass wir Orson in der Serie zu Gesicht bekommen haben. Daher wundere ich mich doch über so manche Zuschauer, die fest davon überzeugt sind, dass sich in dem Kuvert lediglich Beweise befinden, in dem sich Orson selbst belastet oder glauben, dass Orson auch in Zukunft noch des öfteren auftauchen wird. Nein, mit Orsons "finalem Opfer", wie er es so schön nannte, werden Bree und wahrscheinlich auch ihre Freundinnen in den letzten Episoden der Serie noch einmal ordentlich ins Schwitzen kommen, während Orson seinen letzten Auftritt absolvierte, der die Zuschauer, die normalerweise immer darauf hoffen, dass jeder unliebsame Charakter seine gerechte Strafe erhält, sehr enttäuscht zurücklassen dürfte. Aber wer weiß, vielleicht holt ihn sein schlechtes Karma noch genauso ein, wie Felicia Tilman am Ende von #7.22 Trügerische Sicherheit.

Fazit

Nach den Ereignissen in #8.14 Get Out Of My Life hätte ich die Wisteria Lane noch großräumig evakuieren lassen, da so manche Bombe hochzugehen drohte. Bei Lynette und Susan entpuppte sich die vermeintliche Bombe jedoch als Blindgänger, da aus der vielversprechenden Ausgangssituation leider nur das wenigste herausgeholt wurde. Bei Karen ist die Lunte definitiv noch am Brennen und bei der Situation mit Renée, Mike und dem skrupellosen Kredithai scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Bombe hochgehen wird, während dies wiederum bei Bree bereits passiert ist und Orson dabei am Ende nichts besseres zu tun hatte, als gleich die nächste Lunte zu zünden. Also, klipp und klar und ohne metaphorisches Geschwafel: #8.15 She Needs Me hielt interessante Entwicklungen, spannende Konfrontationen und teils sehr mitreißende Szenen bereit, aber eben auch Enttäuschungen sowie wenige Überraschungen. Eine überzeugende, wenn auch nicht überragende Angelegenheit.

Manuel H. - myFanbase

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