Review: #8.19 Ein Strich durch die Rechnung
Beim Blick auf die Episodennummer dieser Folge läuft es einem treuen "Desperate Housewives"-Zuschauer wirklich eiskalt den Rücken runter. Nur noch zwei reguläre Folgen, ehe das zweiteilige Serienfinale anfällt. Also nur noch vier Episoden, bis die Abenteuer der Wisteria Lane ein für alle Mal fertig erzählt sind. Ja, wir Zuschauer wissen, dass das Ende der Serie naht. Die Frage ist nur: Wissen die Autoren das auch?
In life we all make plans but sometimes they don't turn out the way we expected. By trying to help out, we may damage a relationship ...
Die Frage ist durchaus berechtigt, schließlich merkt man es den einzelnen Storys so gar nicht an, dass sie mit zum finalen Endspurt gehören. Nehmen wir doch mal die momentane Geschichte von Gaby, bei der das größte Problem momentan ist, dass man keine Ahnung hat, wohin uns das Ganze eigentlich führen wird. Befände man sich nicht am Ende der Serie, könnte man fast mutmaßen, dass man hier ernsthafte Beziehungsprobleme zwischen Gaby und Carlos heraufbeschwören möchte. Momentan erinnert die aktuelle Handlung nämlich sehr stark an die Geschichte der Scavos, die sie während des letzten Viertels der vergangenen Staffel inne hatten. Da war es noch Tom, der auf Lynettes Bitten hin einen neuen Job annahm, was letztendlich aufgrund von Eifersüchteleien und Missgunst zur Trennung führte. Bei den Solis' scheint die Ausgangssituation nun die gleiche zu sein, nur eben, dass Gaby den Job inne hat und Carlos darunter zu leiden scheint. Was die Storys aber noch gemeinsam haben: die Motive für das Verhalten der Charaktere sind absolut nicht nachzuvollziehen. Und während ich Lynettes zickiges Verhalten in der letzten Staffel daher schon als extrem nervtötend empfand, ist das nun bei Carlos' machohaftem Verhalten genau das gleiche. Da man in der letzten Staffel immerhin den Zweck des Ganzen erkannte – denn die Trennung zwischen Tom und Lynette war ja von Anfang an ersichtlich –, so leidet die aktuelle Handlung zusätzlich noch darunter, dass man noch keinen Sinn erkennen kann. Da sollten die Autoren schnellstmöglichst auf den Punkt kommen, sodass man auch weiß, auf was man im Serienfinale hinfiebern soll.
By digging into the past, we may enrich our present ...
Auch bei Susan stellt sich die Frage, auf was man eigentlich genau gespannt sein soll. Seit Mikes unnötigem, effekthascherischem Tod, bieten uns die Szenen mit Susan lediglich Lückenfüllermaterial, aber eine feste Story bleibt in weiter Ferne. Natürlich ist nebenher noch die schwangere Julie präsent und es ist nicht schwer zu übersehen, dass die Geburt von Julies Baby im Serienfinale wohl mit eine Rolle spielen wird. Überhaupt kann man sich bei Susan momentan als Einzige schon ausmalen, was uns erwartet – zu 99% nämlich ein zuckersüßes Ende, bei dem Susan freudestrahlend Julies Tochter in den Armen hält und all die Trauer um Mike in Vergessenheit gerät.
Bis dahin, so hat es jedenfalls den Anschein, wird man sich noch weiter durch belanglose Geschichten schlagen müssen. In dieser Folge war es eine mysteriöse Box von Mike, die Susans Aufmerksamkeit geweckt hat und selbst als Zuschauer war man ein wenig gespannt darauf zu erfahren, was sich darin befindet. Die falsche Fährte, die man zunächst gelegt hatte, war viel zu leicht als solche zu durchschauen und die Auflösung am Ende alles andere als spektakulär. Und was sollten diese Szenen letztlich? Sie sollten lediglich Julie zur Vernunft bringen und ihr klarmachen, dass sie es sich niemals verzeihen könnte, würde sie ihr Baby nicht selbst großziehen. Diese Entwicklung ist zwar zufriedenstellend und legt, wie gesagt, die Weichen für Susans kleines Happy End im Finale, aber es hätte den Autoren sicherlich nicht weh getan, das Ganze ein wenig innovativer vonstatten gehen zu lassen. Weiterhin stört mich im Übrigen, wie man mit den Nachwehen von Mikes Tod umgeht. Teri Hatchers Schauspiel bleibt nach wie vor sehr gut, aber dass Mikes Tod nur bei ihr präsent erscheint und die anderen Hausfrauen ihr weiterhin kaum offensichtliche Unterstützung leisten, ist einfach nur ärgerlich, besonders nach der tollen Schlussszene in #8.17 Women and Death.
By attempting to reach out, we may push someone further away ...
Ein wenig interessanter sind da schon die Geschehnisse bei Lynette und Tom. Nach wie vor ist Jane noch im Spiel, die mittlerweile wirklich all ihre Sympathien, die sie während der ersten Staffelhälfte durchaus noch hatte, verloren hat. Das muss aber natürlich auch so sein, schließlich hofft man als Zuschauer somit umso mehr, dass Tom Jane bald abserviert. Zugutehalten muss man dem Ganzen, dass man Janes Absichten wirklich nachvollziehen kann und man ja fast schon, wäre man nicht so auf ein Happy End für Lynette und Tom aus, Mitleid mit ihr hätte. Die Frage, die sich stellt, ist nur, ob Jane wirklich weiterhin versuchen wird, die Beziehung zwischen den beiden Scavos zu sabotieren oder demnächst aufgeben wird, da ihr klar ist, dass Tom niemals wirklich von Lynette loslassen kann.
Störend ist für mich lediglich das Tempo der ganzen Storyline. Die Entwicklungen des fast unvermeidlichen Wiederzusammenfindens von Tom und Lynette laufen genauso schleppend ab, wie die letztjährige Entwicklung der unvermeidlichen Trennung. Was das Tempo betrifft, bleibt man wirklich konsequent und da man das Ganze wohl noch bis zum Finale strecken wird, heißt es weiterhin gespannt zu sein, was die Macher noch planen. Sehr stark in dieser Folge war die Konfrontation zwischen Tom und Lynette im Restaurant sowie ihr emotionaler Ausbruch im Auto, der gerne noch ein wenig intensiver hätte inszeniert werden können. Interessant auch, dass Tom Lynette die Scheidungspapiere offenbar nicht wirklich aushändigen wollte. Irgendwie steht Toms Verhalten andauernd im Widerspruch: einerseits zieht er mit Jane zusammen und gibt damit deutliche Zeichen, dass er nicht glaubt, dass er und Lynette wieder ein Paar werden, andererseits zögert er, Lynette die Scheidungspapiere auszuhändigen. Wollte er wirklich nur zaghaft mit Lynette umgehen oder glaubt er still und heimlich selbst daran, dass die Ehe noch lange nicht vorbei ist? Ich wünsche mir für die kommende Folge, dass Tom wirklich einmal Stellung bezieht und klar wird, was er will.
But then there are those who refuse to let go of their plans, no matter how badly they are turning out.
Bei Bree merkt man als Einzige, dass es langsam auf das große Finale zu geht, denn die Storyline um Alejandro spitzt sich zu ihren Ungunsten hin immer weiter zu. Aber auch hier gibt es Mängel. Was mich nämlich besonders stört, ist, dass Bree die Einzige ist, die momentan wirklich in die Story involviert ist und der ernste Konsequenzen drohen. Zu Beginn der Staffel war der besondere Reiz an der diesjährigen Staffelhandlung die Tatsache, dass alle Hausfrauen in Gefahr waren und vor allem aufgrund von Chucks Ermittlungen sah es in #8.09 Puzzleteile wirklich für alle Hausfrauen schlecht aus, was insgesamt tatsächlich unheimlich spannend zu verfolgen war. Seit Chucks Tod sind die anderen Hausfrauen jedoch fein raus und nun ist es nur Bree, die im Visier der Ermittlungen ist. Das ist wirklich schade, denn während der ersten Staffelhälfte hatte man teilweise viel mehr das Gefühl, es mit der finalen Staffel zu tun zu haben, als jetzt. Ich hoffe sehr, dass die anderen Hausfrauen in den letzten Episoden der Serie wieder mehr in die Staffelhandlung integriert werden.
Die Szenen mit Bree waren derweil das Beste der Folge, angefangen schon bei der anfänglichen Szene, als sie festgenommen wurde, die bereits da Highlight der Folge war, wirklich unfassbar herrlich inszeniert wurde und für einige grandiose Lacher sorgte; sei es der Moment, als Gaby den vermeintlichen Strippern Geld geben wollte und sie erst danach merkt, dass es sich um Polizisten handelt oder der Moment, als Bree nach ihrer Festnahme nur eine einzige Bitte und Sorge hat: "I just put the miniquiches in the oven. Would you be a dear and take them out before they burn?" Das war eindeutig Bree von ihrer besten Seite. Dann wurde uns innerhalb der Handlung noch ein neuer Charakter vorgestellt, der in den letzten Folgen wohl noch eine wichtige Rolle einnehmen wird: der Anwalt Trip Weston. Seine Szenen mit Bree waren fantastisch und sein Auftreten erinnert doch sehr stark an das von Karl Mayer. Und da Bree und Karl bereits während der fünften und sechsten Staffel eine großartige Chemie hatten, werden wohl auch die kommenden Szenen zwischen Bree und Trip für einige Lacher und unterhaltsame Momente sorgen.
Richtig interessant ist im Übrigen die Entwicklung von Detective Murphy, der nun endgültig in Chucks Fußstapfen getreten ist und schon lange nicht mehr rein dienstlich motiviert ist, Bree hinter Gitter zu bringen, sondern auch persönliche Motive hat. Sein Gespräch mit Detective Heredia machte jedenfalls mehr als deutlich, dass Murphy Bree für Chucks Tod verantwortlich macht und auf Rache aus ist. Die Tatsache, dass er sogar bereit ist, Beweise zu fälschen, lässt erahnen, dass Murphy wohl auch in den kommenden Folgen die schmutzigsten Tricks benutzen wird, damit Bree nicht ungeschoren davonkommt.
Fazit
Abschließend bleibt #8.19 With So Little To Be Sure Of ein wenig schwer zu bewerten, denn wäre dies eine Episode einer regulären Staffel gewesen, würde sie deutlich besser wegkommen. Dafür, dass sie aber eine der letzten Episoden der Serie ist, sind die momentanen Geschichten irgendwie viel zu harmlos. Für den Endspurt hatte ich mir spektakulärere Geschichten für alle Hausfrauen gewünscht, doch bei Susan ist das in ganz weiter Ferne, der Sinn hinter Gabys Handlung bleibt nach wie vor unklar und auch Lynettes Geschichte verläuft noch viel zu harmlos. Hoffentlich schaffen es #8.20 Lost My Power und #8.21 The People Will Hear, den ganzen Geschichten noch einmal einen ordentlichen Anstoß zu geben, sodass man dem Finale wirklich entgegenfiebert und letztlich allen Hausfrauen einen bombastischen Abschluss liefert und nicht nur Bree, deren Handlung man noch am ehesten zutraut, im Finale einiges zu reißen.
Manuel H. - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: With So Little To Be Sure OfErstausstrahlung (US): 01.04.2012
Erstausstrahlung (DE): 10.09.2012
Regie: Tara Nicole Weyr
Drehbuch: Marco Pennette
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