Review: #1.01 Der Tod kommt in kleinen Stücken

Viele Serien oder einzelne Serienepisoden beginnen mit einem Mord, doch in den wenigsten dieser Serien ist der Mörder zugleich auch der Titelcharakter und Sympathieträger. Zum Auftakt der Serie "Dexter" begleiten wir eben jenen Dexter bei seinem Streifzug durch das nächtliche Miami, bei seiner Entführung eines Mannes, der auf den ersten Blick ein netter Familienvater und Chorleiter zu sein scheint, sich jedoch als Kindermörder entpuppt, und von Dexter schließlich brutal ins Jenseits befördert wird. Willkommen zu einer der bemerkenswertesten Fernsehserien seit es Fernsehen gibt!

Dexter Morgan, Serienkiller

Dexter stellt sich uns als ein Mann vor, der es nach außen hin nahezu perfekt schafft, normal und liebenswert zu wirken, innerlich jedoch so leer ist wie ein Donutkarton, nachdem dieser im Polizeirevier die Runde gemacht hat. Dexter hat keine Gefühle, kann nicht lieben, findet Sex entwürdigend und lebt seine Triebe aus, indem er Menschen, die es verdient haben, abschlachtet. Natürlich kann Dexter als Serienkiller nicht seinen Lebensunterhalt verdienen, dennoch darf er einige seiner Tötungsinstrumente durchaus von der Steuer absetzen, denn hauptberuflich arbeitet er als Blutspritzerexperte für die Polizei.

Von dem Hauptcharakter einer Serie macht man sich als Zuschauer natürlich schnell ein gewisses Bild, das darüber entscheidet, ob man die Serie weiterverfolgt oder nicht. In der Regel sind Sympathie und Antipathie die entscheidenden Kriterien, doch Dexter ist ein Charakter, der auf Anhieb vor allem Faszination weckt. Man kann ihn mit keinem anderen Serienhelden vergleichen, denn egal wie exzentrisch ein "Dr. House", ein "Monk" oder die diversen "Desperate Housewives" auch sein mögen, sie töten und zerstückeln keine Menschen oder freuen sich auf ein Duell mit einem anderen Serienkiller, der menschliche Köpfe durch die Gegend wirft. Dexter ist anders und das ist großartig. Er ist ein liebenswertes Monster, das Rätsel aufgibt. Wie wurde er der, der er heute ist? Kann er wirklich keine Liebe empfinden oder steckt tief in ihm viel mehr Menschlichkeit, als er selbst ahnt?

An Dexters Seite

Die beiden wichtigsten Menschen in Dexters Leben sind seine Adoptivschwester Debra, eine Polizistin, und seine Freundin Rita, die beide natürlich nicht wissen, wer Dexter wirklich ist.

Debra erscheint auf den ersten Blick als liebenswerte Person, der es jedoch an Selbstbewusstsein fehlt. Der Umgang mit anderen Menschen, vor allem mit Vorgesetzten, scheint ihr schwer zu fallen und sie verlässt sich gerne auf ihren Bruder, den sie aufrichtig liebt.

Rita Bennett ist die perfekte Freundin für Dexter, den sie hat durch die jahrelangen Misshandlungen durch ihren Ehemann große seelische Schäden davon getragen und kein Interesse an Sex. Gut, in dieser Auftaktepisode versucht sie, Dexter zu verführen, allerdings nur, weil sie glaubt, dass sie dies tun muss, um ihn zu halten. Sie ist mindestens genauso erleichtert wie Dexter, als ihr Sohn anruft und das Stelldichein unterbricht.

Dexters persönlicher Stein im Schuh ist Sgt. James Doakes, der derzeit der einzige ist, der ahnt, dass Dexter nicht ist, was er vorgibt zu sein. Damit haben wir eine sehr interessante Konstellation, denn obwohl Doakes mit seinem Verdacht Recht hat und Dexter aus gutem Grund misstraut, hasst man ihn als Zuschauer dafür. Freilich wird er auch als ziemlich großspurig dargestellt, so dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, Doakes nicht zu mögen.

Eher als Schwachpunkt empfand ich in dieser Auftaktepisode Dexters Chefin Lt. Maria Laguerta, deren Schwärmerei für Dexter mir als ein wenig zu offensichtlich dargestellt wurde, zumal Dexter ihr so gar keine Signale sendet. Oder ist es gerade das, was sie reizt? Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen, wenn ihre Annäherungsversuche in den nächsten Episoden etwas dezenter und subtiler ausfallen würden.

Ein neuer Spielkamerad

In dem unbekannten Killer, der seine weiblichen Opfer vollkommen blutleer hinterlässt, scheint Dexter einen ebenbürtigen Gegner gefunden zu haben, der Dexter durch einen menschlichen Kopf auf der Motorhaube und andere Botschaften offiziell zu einem mörderischen Spiel einlädt. Damit hat die Serie ihren roten Faden, der natürlich viel Spannung verspricht, denn momentan ist der andere Killer noch klar im Vorteil, da er Einiges über Dexter weiß, aber Dexter nichts über ihn.

Maret Hosemann - myFanbase

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