Bewertung

Review: #1.05 Das perfekte Paar

Von den bisher gezeigten Folgen ist diese für mich die, hm, konventionellste, zumindest im Rahmen der Serie. Und das ist schade. Unser liebenswerter Serienkiller Dexter entwickelt sich immer mehr zum Rächer der Entrechteten, während sein doch hochinteressantes und komplexes Psychogramm ziemlich trivialisiert wird. Bestes Beispiel: Die Rückblende ohne Hand und Fuß. Dexter hat sein (erstes?) Rendezvous und empfindet dabei natürlich wieder nichts. Den Sinn in dieser Episode konnte ich nicht entdecken; es sei denn, man hätte (aber da denke ich wohl zu verzwickt) irgendwas Interessantes ausgespart - was wirklich abgelaufen ist beim Date etwa. Danach schaut es aber nicht wirklich aus und so bleibt dieser erneute Beweis von Dexters Andersartigkeit etwas zusammenhanglos im Raum stehen.

Geradezu grotesk bis albern fand ich die Szene, in der Dexter während des Tötens innehält, um sein Opferpärchen nach deren Geheimnis einer funktionierenden Beziehung zu befragen. Das passte atmosphärisch nun gar nicht und der Liebesschwur auf der Bahre passte ebenso wenig zu dem offenbar enorm kaltblütigen Menschenhändler-/Mörderpärchen. Kurzum: viel zu konstruiert, das Ganze. Einzig interessant am ganzen Szenario des Falls der Woche war das Auge im Kofferraum. Wer hat da wohl gelinst und warum und was bedeutet das für Dexter? Erpressung, Komplizenschaft, ein weiteres potentielles Opfer? Oder steckte da etwa unser mysteriöser Killerfreund, um das Werk des Anderen aus der Nähe zu begutachten? Wir werden sehen.

Überhaupt wurde, was die Handlung um den Ice-Truck-Killer angeht, mal ein Gang heruntergeschaltet: keine weiteren Leichen(teile). Man kann davon ausgehen, dass genau das auch der Plan des Killers zu diesem Zeitpunkt ist. Er scheint (noch) alle Fäden in der Hand zu haben und es bleibt abzuwarten, inwieweit das Bonbonpapier und der Teilfingerabdruck weiterhelfen - oder ob das Indiz gar vom Killer selbst deponiert wurde. Aber das wäre dann doch wohl zu brillant.

Nichtsdestotrotz gefällt mir an "Dexter" momentan mit am meisten, wie die menschlichen Schwächen aller Protagonisten mal mehr und mal weniger direkt zum Ausdruck kommen. Debras Fauxpas mit der Augenbinde war da ein weiteres Beispiel; Laguertas Feindseligkeit, Angels Eheprobleme und Doakes' Hang zu Harakiriaktionen dürften bald wieder für (mehr) Spannung sorgen. Insgesamt gewinnen alle Charaktere immer mehr an Profil und allein, dass man nach immerhin fünf Folgen noch Dynamik in deren Entwicklung feststellen kann, ist einen positiven Vermerk wert. Auch Rita emanzipiert sich erfreulicherweise aus der Rolle der labilen Heulsuse; ihre und Dexters Beziehung wird immer mehr ein weiteres spannendes Element der Serie und dürfte irgendwann auch mal ernsteren Schwierigkeiten ausgesetzt werden.

Dennoch: Dexter selbst ist mir heute ein wenig auf die Nerven gegangen. Seine Morde verkommen ein wenig zum Running Gag und die spannungsreiche Ambivalenz seines Charakters kippt etwas zu Ungunsten der hochinteressanten und unberechenbaren Gefährlichkeit. Kurz: Er ist zu sympathisch - und zu skurril. Ein paar mehr Reizpunkte würden da sicher gut tun, auch in den bisher oft so liebevoll herausgestrichenen Details.

Insgesamt ist #1.05 Das perfekte Paar ein kleiner Hänger im bisher ausgesprochen guten Serienverlauf; aber das Potential sollte zu neuen Höchstleistungen beflügeln.

Melanie Holtmann - myFanbase

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