Review: #1.09 Spuren der Vergangenheit

Diese Episode hat mich, auch wenn es bizarr klingt, auf hohem Niveau enttäuscht. Natürlich wird das gelungene Grundkonzept der Serie auch in dieser Folge aufrecht erhalten und es werden einige neue Details enthüllt, doch viele Entwicklungen waren diesmal recht vorhersehbar, was in der Serie "Dexter" bislang sehr selten vorgekommen ist.

Dass Joseph Driscoll tatsächlich Dexters leiblicher Vater war, ließ sich ebenso schnell erahnen, wie die Tatsache, dass Rudy den offiziell an natürlichem Herzversagen gestorbenen Driscoll ermordet hat. Weiterhin hatte man während der gesamten Episode nie das Gefühl, dass Dexter dem manipulativen Rudy auf die Spur kommen würde. Somit blieben die Überraschungsmomente aus und die Handlung plätscherte ein wenig vor sich hin. Dexter hat in dieser Episode weniger agiert, als vielmehr nur reagiert. Er hat geregelt, was er laut Driscolls Testament und auf Drängen von Rita, Rudy und Debra regeln musste, viel mehr aber auch nicht. Als er aktiv werden wollte und in die Leichenhalle eingebrochen ist, um Driscolls Leiche zu untersuchen, war es bereits zu spät und der Körper wurde längst eingeäschert. Wäre der Wachmann der Leichenhalle nicht ganz so schwerfällig gewesen, hätte Dexter auch sehr leicht geschnappt werden können. Ja, wir haben unseren Dex wahrlich schon überzeugender, um nicht zu sagen sehr viel brillanter und dominanter, erlebt.

Rudy bleibt weiterhin der mysteriöse Ice-Truck-Killer, der Dexters Leben infiltriert. Woher er wusste, dass Driscoll Dexters leiblicher Vater ist, bleibt offen, doch Rudys Motiv wirkt recht eindeutig. Driscolls Tod hat Rudy die Möglichkeit gegeben, Dexter (und Rita) kennen zu lernen, sich mit Dexter anzufreunden und sich als der perfekte Schwager darzustellen. Doch so wenig wir über Rudy wissen, so sollte Eines doch mittlerweile klar sein: bei ihm steckt immer mehr dahinter. Es scheint, dass Rudy ganz bewusst einen Bruch zwischen Dexter und dessen verstorbenen Adoptivvater Harry herbeiführen will. Wenn Dexter den Glauben an Harry verliert, könnte er auch dessen Kodex aufgeben und beginnen, unschuldige Menschen zu töten. Harry hat für Dexter eine Brücke gebaut, die Rudy nun einreißen will.

Erfreulicherweise hat aber auch Rudy diesmal einen Fehler gemacht und wäre fast von der Nachbarin als der ominöse Fernsehtechniker, der kurz vor Driscolls Tod bei diesem war, geoutet worden. Erfreulich finde ich dies nicht etwa, weil Rudy dadurch bald enttarnt werden könnte, denn der Zug ist bekanntlich abgefahren (Rudy hat die Frau ja nun auch gekillt), doch zeigt dies, dass auch der Ice-Truck-Killer nicht unfehlbar ist und von seinem Hochmut zu Fall gebracht werden kann. Das tut der Spannung und der Glaubwürdigkeit gut.

Die Nebenhandlung um Doakes, Angel und den toten Haitianer konnte mich nicht recht begeistern. Das Motiv vom "Helden", der ein Monster aus seiner Vergangenheit killt, kennt man bereits aus Film, Fernsehen und Literatur. Auch bleibt diese Geschichte letztlich folgenlos für Doakes und ist alles in allem unter ferner liefen einzuordnen. Paul hat derweil die Grenze klar überschritten und Rita zu vergewaltigen versucht, so dass sein Handlungsstrang wohl auch bald abgeschlossen wird – entweder mit seinem Tod oder seiner erneuten Inhaftierung.

Maret Hosemann – myFanbase

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