Bewertung

Review: #8.01 Verloren

Foto: Michael C. Hall & Charlotte Rampling, Dexter - Copyright: Paramount Pictures; Randy Tepper/Showtime
Michael C. Hall & Charlotte Rampling, Dexter
© Paramount Pictures; Randy Tepper/Showtime

Jetzt ist es also soweit. Die achte und letzte Staffel von "Dexter" hat begonnen und bereits beim Vorspann überrollt einen ein mulmiges Gefühl, denn es wird nie wieder einen Staffelauftakt geben, man wird den Vorspann nur noch wenige Male zu sehen bekommen und das lange Warten auf neue Folgen wird es auch nicht mehr geben. Und bereits in den ersten Minuten wird einem deutlich, wie wichtig die wöchentliche Portion Dexter Morgan doch ist. Aber das alles soll keinen Schatten über die letzte Staffel werfen, ganz besonders nicht nach einem so vielversprechenden Start.

"I'm the only one who knows what happened. The only one who can help her. She needs me."

Sechs Monate sind vergangen, seit LaGuerta im Trailer von Debra erschossen wurde. So friedlich der Beginn der Episode ist, umso deutlicher hebt er sich hervor, je länger die Episode andauert. Langsame Musik wird eingespielt, man bekommt das Gefühl, dass Dexter ein friedliches Leben als Vater führt, doch von Minute zu Minute merkt man, dass Dexter alles andere als ein friedliches Leben führt. Er versucht sein geregeltes Leben aufrecht zu erhalten, doch er wird von all den Ereignissen eingeholt und verliert sich Schritt für Schritt. Schuld daran ist die Abwesenheit von Deb, die ihn langsam in den Wahnsinn treibt. Er wird ausfällig und in den unangebrachtesten Situationen wütend. Zum einen, als Batista ihn darauf aufmerksam macht, dass er LaGuerta verzeihen sollte oder als er den Mann im Auto angreift, weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Das alles hängt mit Debs Abwesenheit zusammen und es ist von den Autoren wunderbar gelöst worden, dass LaGuertas Mord nicht nur Debs Leben komplett verändert, sondern auch Dexters.

Die erste Begegnung der beiden war relativ unspektakulär, denn hier wurden nur harte Worte ausgetauscht, mit denen man rechnen konnte. Deb hasst ihren Bruder, weil er alles zerstört hat, was sie sich aufgebaut hat. Man kann es ihr auch überhaupt nicht verübeln, denn der Mann, den sie geliebt hat, hat sie dazu gebracht, eine unschuldige Frau zu töten. Dass sie nach dem Mord nicht mehr klar denken kann, ist verständlich und auch, dass sie sich in eine Welt voller Drogen und Alkohol stürzt. Zwar gibt sie vor, dass es ein Job ist, aber gerade die Drogen lassen sie alles vergessen, bzw. verdrängen. Momentan ist es das einzige, was sie noch am Leben hält und Jennifer Carpenter legt hier eine großartige Leistung hin. Man sieht ihr richtig an, wie verloren Deb ist und wie sie mit der Situation überhaupt nicht zurecht kommt, obwohl bereits sechs Monate vergangen sind. Ihr Zustand wirft Dexter komplett aus der Bahn und er verliert sich von Minute zu Minute immer mehr, bis die zweite Auseinandersetzung der beiden deutlich macht, dass auch er komplett verloren ist. Nicht aufgrund von LaGuertas Tod, sondern wegen dem Verlust von Deb. Jahrelang war sie die einzige Konstante in seinem Leben und ihr Verhalten zeigt ihm, dass er diese Konstante verliert. Was das mit ihm macht, hat man sehr schön gesehen. Er tickt komplett aus und begeht einen Mord aus dem Nichts. Allein schon das Gespräch zwischen Deb und Dexter war so spannungsgeladen, dass man sich jeden Moment gefragt hat, was als nächstes passieren wird. Dass Dexter dann plötzlich zum Messer greift und vor Debs Augen einen weiteren Mord begeht, damit konnte man überhaupt nicht rechnen. Und doch ist die Umsetzung wunderbar geglückt, weil sie die Geschwister an dem Punkt zusammengebracht hat, der damals dazu geführt hat, dass sie sich voneinander entfernen.

Als dann auch noch Harrison verschwunden ist, kam kurz die Angst auf, dass er alles mitbekommen hat und seinem Vater bei einem Mord zugesehen hat, doch dies wurde nicht aufgelöst, was ein sehr schlauer Zug der Autoren ist. Mit diesem Detail können sie sicherlich noch spielen oder werden es vielleicht in einem Moment nutzen, indem man nicht damit rechnet. Diese Folge hat nämlich deutlich gezeigt, dass man tatsächlich mit allem rechnen muss und dass alles aus dem Nichts kommen kann. Zu Beginn der Folge war das Tempo noch nicht wirklich schnell, doch als Dexter angefangen hat, auszuticken, konnte man die kommenden Minuten kaum erwarten. So muss "Dexter" sein. Es bleibt also spannend, auch im Hinblick auf die Beziehung der Geschwister. Immerhin scheinen sie jetzt wieder Kontakt zu haben und die Freude auf künftige Konversationen der beiden ist groß, weil hier tatsächlich nicht vorauszusehen ist, was passieren wird.

"There's nothing like a crisis to help define who you are. A better person would feel bad about LaGuerta's death. But the truth is, it solved all my problems. It's gotten me back on track."

Aber nicht nur die Beziehung zwischen Dexter und Deb bleibt interessant, auch beim Miami Metro hat sich einiges getan. Batista hat nun Debs alten Job und das freut mich persönlich sehr, da er auf jeden Fall zum Miami Metro gehört und seine Pensionierung noch Zeit hat. Bisher hat man noch nicht viel von ihm gesehen, doch wer weiß, ob er nicht die Spuren von LaGuerta weiterverfolgt. Zwar hat er LaGuertas Unterlagen zerrissen, doch das heißt noch lange nichts. Auch Matthews' Verhalten ist noch sehr suspekt, schließlich könnte er, wenn er wirklich darüber nachdenkt, einen Zusammenhang zwischen LaGuertas Mord und Debs plötzlichem Verschwinden erkennen. Es kann natürlich sein, dass sich die Autoren das noch aufheben, aber das Verhalten der beiden Männer war doch sehr enttäuschend. Hier muss auf jeden Fall mehr passieren.

Ihre Gedanken haben die beiden stattdessen bei einem neuen Mordfall und dieser diente wohl zur Einführung des neuen Big Bads dieser Staffel. Wer das ist, wird noch nicht klar, doch viel eher wurde dieser Mord genutzt, um Dr. Evelyn Vogel vorzustellen. Ihr Auftauchen kam ebenfalls aus dem Nichts und sie stellt, wie es aussieht, nun Dexter womöglich größten Gegner dar. Sie beschäftigt sich mit Psychopathen und ihrem Verhalten und allein diese Erkenntnis macht sie sehr schwer zugänglich. Sie wirkt sehr distanziert, obwohl ihr Fokus auf Dexter von Anfang an zum Vorschein kommt. Das merkt auch Dexter und seine Vorsicht ihr gegenüber, lässt einen selbst nervös werden. Das Gespräch in der Leichenhalle sorgte für Gänsehaut, was nicht nur der Leiche zu verdanken war, sondern auch der perfekten Umsetzung dieses Dialoges. Beide stehen sich gegenüber, beide haben Informationen, die sie nur andeuten und hinzu kommt noch dieses Licht, das beide Charaktere deutlich in den Fokus stellt. Man merkt förmlich die Anspannung und vor allem, dass Dr. Vogel bereits mehr weiß, als sie zugibt. Das macht sie direkt zum Feind und als Zuschauer merkt man in diesem Moment deutlich, dass man Dexter vor all den Gefahren schützen will. Selbst nach acht Jahren, nach all den Morden, die er begangen hat, möchte man nicht, dass ihm etwas Böses zustößt und dass er am Ende überlebt. Ich selbst frage mich nach all den Jahren, wie die Autoren das schaffen, aber Dexter ist nun mal Dexter und ich danke Michael C. Hall dafür, dass man dank ihm immer noch Sympathie für diesen Charakter empfinden kann. Hut ab!

Dr. Vogel hat die Sympathie von Anfang an nicht auf ihrer Seite, weil man die Bedrohung richtig zu spüren bekommt. Doch das, was am Ende der Episode passiert, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Sie weiß über Harrys Code Bescheid und scheint auch zu wissen, wer oder was Dexter ist! Sie unternimmt in dem Moment nichts, sagt es ihm nur knallhart ins Gesicht und verschwindet. Dass Dexter nach all den Erlebnissen in der Folge auch noch damit konfrontiert wird, muss für ihn einfach zuviel sein. Ich bin sehr gespannt, zu was ihn diese Erkenntnis treiben wird und was er unternehmen wird. Eines ist jedoch klar: Ich kann es kaum erwarten! Auch wenn es Dr. Vogel keinen leichten Einstieg hatte, wurde sie mit ihrer Aussage am Ende der Folge wohl zum interessantesten Charakter dieser Staffel, allein deshalb schon, da wir es mit einem solchen Charakter noch nie zu tun hatten. Besonders die Thematik mit der Analyse von Psychopathen klingt interessant, da Dr. Vogel sicherlich noch mehrere Aussagen treffen wird, die man sofort mit Dexter vergleichen kann. Er sagt zwar, dass er keine Empathie empfindet, doch sein Verhalten zeigt etwas anderes und allein diese Tatsache zeichnet ihn ja sofort von den anderen Psychopathen ab. Man sieht, dass die Neugier hier groß ist und das zeigt, dass die Autoren mit dem Staffelauftakt alles richtig gemacht haben. Sie zeigen ebenfalls, dass man hier nicht spekulieren darf, da es am Ende wohl doch ganz anders kommen wird. Und so muss das auch sein!

Fazit

Ein sehr starker Staffelauftakt, dem zu Beginn das Tempo ein wenig gefehlt hat, was aber durch all die überraschenden Momente wieder gut gemacht werden konnte. Besonders Dexters Entwicklung ist spannend mit anzusehen, da er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle und seine einzige Konstante im Leben verloren hat. Seine Entwicklung in der Episode hat einen sehr schönen Kontrast zu den ersten Minuten gezeigt, in denen alles noch friedlich war. Dr. Vogels Einführung löst große Neugier aus und auch Debs und Dexters Beziehung bleibt weiterhin interessant. Es könnte eine gute achte Staffel werden und nach der letzten Staffel ist die Hoffnung groß, dass die Erwartungen nicht enttäuscht werden.

Alex Olejnik - myFanbase

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