Bewertung

Review: #8.04 Narben

Foto: Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

Mit dieser vierten Episode erleben wir eine kleine Wiedervereinigung zwischen Dexter und Debra, doch bis es zu diesem Wiedersehen kommt, passiert sehr viel, das die Zeit vergessen lässt. Das Ende bietet eine Überraschung, bei der einem der Atem kurz stehen bleibt, das jedoch für die weitere Entwicklung von großer Bedeutung sein könnte. Alles in allem gab es auch in dieser Folge wieder jede Menge spannende Momente und das Niveau konnte auf jeden Fall gehalten werden.

"You know in your heart you'll always choose Dex."

Das Dreieck Dexter/Deb/Dr. Vogel bietet sehr viele neue Informationen und Entwicklungen, die man erstmal verdauen muss. Zum einen weiß die Kombination Deb und Dr. Vogel sehr zu begeistern. Nachdem wir in einem katastrophalen Zustand erlebt haben, versucht Dr. Vogel ihr Bestes, damit sich Deb mit der Vergangenheit auseinandersetzt und nicht durch Alkohol und Drogen alles verdrängt. Dieser Schritt ist sehr wichtig und vor allem auch notwendig, wenn man bei Deb eine Entwicklung zeigen möchte. Jennifer Carpenter spielt die depressive und verzweifelte Deb zwar wunderbar, doch man möchte bei ihr auch eine Entwicklung sehen und vor allem wieder ein Verhältnis zu Dexter, sodass diese Folge hier den ersten Schritt in diese Richtung gemacht hat. Sehr interessant war dabei zu beobachten, dass Deb sich erstmal wünscht, sie hätte Dexter damals in dem Container erschossen und Laguerta am Leben gelassen. Man kann es ihr nicht verübeln, da es für sie ein Schlüsselerlebnis war, das ihr weiteres Leben sehr beeinflusst hat. Sie ist quasi durch die Hölle gegangen und gibt Dexter dafür die gesamte Schuld. Dass sie sich seinen Tod wünscht, ist nachvollziehbar und so war ihre Vorstellung nicht wirklich überraschend.

Viel spannender war dafür ihre weitere Entwicklung, als sie mit Harrys Worten konfrontiert wurde und Dr. Vogel ihr auch noch klar gemacht hat, dass sie Dexter wahrscheinlich wieder wählen würde, wenn es zu diesem Moment noch einmal kommen sollte. All diese Informationen müssen überwältigend sein und man muss Debs Verhalten und ihre Reaktionen tatsächlich bewundern. Sie ist eine starke Persönlichkeit und man hat im Laufe der Folge das Gefühl, dass sie sich wieder einkriegen wird. Ihr Gespräch mit Elway war ebenfalls sehr interessant, da Deb hier eine kleine Erleuchtung hatte und erkannt hat, dass sie ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Das war nicht weiter überraschend und doch hat man ihr absolut abgekauft, dass sie sich langsam mit der Situation, dass Dexter ein Serienkiller ist, abfindet. Sehr wichtig war hier auch das Detail, dass sie keinen Schluck Alkohol getrunken hat. Das hat ihre Entwicklung noch viel stärker betont und macht das Gespräch mit Elway besonders.

Doch kaum ist man an dem Punkt angelangt, wo man überzeugt ist, Deb und Dexter finden bald wieder zusammen, findet sie das Video, in dem Harrys letztes Gespräch mit Dr. Vogel aufgezeichnet ist. Es ist schön, dass man Harry auf diesem Video gesehen hat, denn seine Verzweiflung war deutlich zu sehen und hat genau das widergespiegelt, was Deb gerade mit sich ausmacht. Hier kam die Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter deutlich zum Vorschein und das haben die Autoren sehr gut hinbekommen. Debs Aussage, wie sie schließlich damit leben soll, hat direkt dafür gesorgt, dass man sich die weitere Entwicklung im Kopf ausmalt. Wird sie sich umbringen? Kann sie damit leben? Doch auch da musste man sich täuschen, denn die Autoren haben eine andere Richtung eingeschlagen und es waren die letzten Minuten dieser Episode, die einen den Atem gekostet haben. Zum einen hat man sofort gemerkt, dass Deb etwas im Schilde führt, weil sie sich von einer ganz anderen Seite zeigt und plötzlich mit Dexter freundlich umgeht und mit ihm sprechen muss. Hier konnte man schon ahnen, dass etwas passiert und die Anspannung war sehr groß. Als Dexter seiner Schwester dann auch noch erzählt, dass Harry sich umgebracht hat, war kurz Verwirrung da, weil ich nicht mehr im Kopf hatte, dass Deb das gar nicht weiß. Wenn man jedoch zu der Erkenntnis kommt, dass sie hier gerade erfährt, dass sich ihr Vater wegen Dexter umgebracht hat, setzt die Vorstellungskraft wieder ein, doch diesmal hat man nicht viel Zeit nachzudenken, denn Deb dreht das Lenkrad um und die beiden landen mit dem Auto im Wasser. Die Autoren haben diese Entwicklung so schlau umgesetzt, dass man mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzt und außer Schock gar nichts empfinden kann. Die folgenden Minuten sind dann sehr intensiv und am Ende verspürt man nur Erleichterung, denn Deb rettet ihren Bruder, obwohl sie ihn sterben lassen könnte und damit einige Probleme gelöst wären. Sie entscheidet sich erneut für ihn, will, dass er lebt und zieht ihn aus dem Wasser heraus. Diese Szene wird wohl eine der wichtigsten dieser Staffel sein, denn sie entscheidet über die weitere Beziehung der beiden und man kann nichts anderes als Neugier und Freude in diesem Moment empfinden. Eine ganz tolle Umsetzung!

"Deb became a mirror that you used to balance out the idea of yourself a monster. Now that mirror is cracked."

Als ob das nicht schon genug wäre, erleben wir auch eine Wendung in der Beziehung zwischen Dexter und Dr. Vogel. Die beiden sind weiterhin auf der Suche nach dem Hirnchirurgen und so wie es aussieht, haben sie ihn in dieser Folge auch gefunden: A.J. Yates. Viel hat man von ihm nicht erfahren, doch eines ist klar: Er ist ein schlauer Mensch, der selbst seinen Vater opfern würde, nur damit ihn keiner schnappt. Das muss man erstmal schlucken. Yates hat wohl kein Gewissen und zeigt damit deutliche Anzeichen eines Psychopathen. Dr. Vogel wird ihn nicht ohne Grund behandelt haben und man fragt sich, wie die Beziehung der beiden zueinander war. Am Ende der Folge ist er entkommen, was hoffentlich bedeutet, dass wir noch mehr von ihm zu sehen bekommen. Er ist Dexter schließlich auf die Schliche gekommen, weiß über ihn und Dr. Vogel Bescheid und könnte somit für weitere spannende Momente sorgen. Eines ist jedoch klar: Dexter sollte sich vor ihm in Acht nehmen!

Was allerdings viel interessanter an diesem Fall war, ist die Entwicklung zwischen Dexter und Dr. Vogel. Sie hat weiterhin ihre Theorien und scheut nicht davor zurück, Dexter damit zu konfrontieren. Wir haben jedoch bereits mitbekommen, dass Dexter anders tickt, als er es laut Dr. Vogel sollte und so kommt es nicht überraschend, dass ihm der Kragen platzt, als er erfährt, dass sie alles dokumentiert. Hier war selbst ich sehr geschockt, dass Dr. Vogel ihn wie ein Versuchskaninchen behandelt und es ist interessant, dass Dexter nur mit Wut reagiert hat und stattdessen nicht komplett ausgetickt ist. Vermutlich wird ihn Dr. Vogel noch stark an seine Grenzen bringen, doch es wird bereits jetzt deutlich, dass Dexter besonders ist und sich sein Verhalten nicht vorherbestimmen lassen wird. Er hat seinen eigenen Kopf und lässt sich sicherlich nicht mit anderen gleich stellen, denn er ist nun einmal anders.

Das Gespräch der beiden zu Beginn der Episode war auch wieder sehr intensiv und jetzt im Nachhinein hat man das Gefühl, dass Dr. Vogel Dexter testen möchte. Sie macht ihre Aussagen und beobachtet dabei, wie Dexter reagiert. Hier stellt sich die Frage, ob sie tatsächlich weiß, wovon sie spricht, oder ob sie Dexter nur prüfen will, um zu sehen, wie er handelt und reagiert. Auch nach der vierten Folge sind die Absichten von Dr. Vogel nicht einschätzbar und sie bleibt ein Mysterium.

"Things are so easy with you."

Weiterhin interessant bleibt auch Quinn in dieser Staffel. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich das sage, aber er gefällt mir bisher wirklich gut. Seine Storyline mit Jamie ist ein wenig nervig, doch das macht seine Beziehung mit Deb viel interessanter. Er passt auf Deb auf, sorgt sich um sie und man merkt deutlich, dass hier noch Gefühle von seiner Seite aus bestehen. Auch wenn er sich das nicht eingestehen möchte, die Konversation am Ende hat deutlich gezeigt, dass Quinn immer noch Interesse hat. Man muss dazu aber auch sagen, dass Deb es ihm mit dieser Konversation einfach macht. Sie sagt ihm, dass er ihr sehr viel bedeuten würde und da ist es nur nachvollziehbar, dass Quinn das Thema nicht fallen lässt.

Diese Konversation war jedoch aus einem anderen Blickwinkel viel interessanter, da man auch das Gefühl bekommen hat, dass Deb sich von ihm verabschiedet. So, als ob sie vorhat, sich selbst etwas anzutun. Im Nachhinein weiß man, dass sie einen Plan hatte, den sie in dem Moment wahrscheinlich selbst nicht so gesehen hat, doch man hat gemerkt, dass Deb eventuell mit der ganzen Sache abschließen will, weil sie selbst nicht mehr damit klarkommt. Natürlich ist einem bewusst, dass die Autoren sie jetzt nicht sterben lassen werden, weil hier noch sehr viel Potenzial besteht, doch die Konversation mit Quinn bringt einen definitiv zum Nachdenken.

Randnotizen

  • Der erste Auftritt von Bethany Joy Lenz war wirklich enttäuschend. Davon hätte ich mir viel mehr erwartet und auch wenn es den Anschein macht, dass sie wiederkommt, so ist das Interesse an diesem Charakter derzeit überhaupt nicht vorhanden.
  • Das Auftauchen von Masukas angeblicher Tochter hatte überhaupt keine Wirkung, weil es aus dem Nichts kam und auch überhaupt nicht von Bedeutung ist, da Masuka kein Charakter ist, mit dem man sich derzeit auseinandersetzen möchte.

Fazit

Nach diesem Ende ist wieder alles offen und man kann sich überhaupt nicht ausmalen, welche Richtung die Autoren einschlagen werden. Es gab viele interessante Szenen, die auch von großer Bedeutung sind. Besonders Debs und Dr. Vogels Interaktionen sind heraus gestochen und auch die Beziehung zwischen Dexter und Dr. Vogel nahm eine Wendung, mit der man zu diesem Zeitpunkt nicht rechnen konnte. Die Zeit verging wie im Flug und das Niveau wurde gehalten, sodass man mit Vorfreude auf die restliche Staffel blicken kann.

Alex Olejnik - myFanbase

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