Der Streit um "Dr. House"
Seit Wochen befinden sich das Filmstudio NBC Universal und das Network FOX in Verhandlungen, die die Zukunft und Verlängerung der Arztserie "Dr. House" betreffen (myFanbase vom 9. April 2011). NBC Universal hatte FOX ursprünglich eine Deadline gesetzt, die am Freitag verstrichen ist.
Für Fans der Serie und neutrale Interessierte ist es nicht immer einfach, die Diskussion zwischen dem Studio und dem Sender nachvollziehen. "Dr. House" läuft immer noch auf solidem Niveau und ist eine solide Bank für ordentliche Quoten - erst am Montag hat die Serie wieder 9,4 Millionen Menschen vor die Bildschirme gelockt und in der werberelevanten Gruppe der 18- bis 49-Jährigen einen Marktanteil von neun Prozent erzielt. Wir haben für euch die Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengefasst.
Wer hat das größte Interesse an einer schnellen Einigung?
NBC Universal, welches "Dr. House" produziert, wünscht eine Verlängerung der Serie um zwei Staffeln und ist an einem schnellen Abkommen interessiert, denn die Verhandlungen mit FOX sind hier nicht die einzige Baustelle: Das Studio muss neue Verträge mit Serienmacher David Shore und dem Großteil des Casts aushandeln. Nur Hugh Lauries Dienste sind für eine neue Staffel gesichert, der Rest des Nebencasts im weiten Sinne steht nicht mehr unter Vertrag. Robert Sean Leonard, der in der Serie den Arzt Dr. James Wilson verkörpert, spricht bereits ganz offen darüber, der Serie den Rücken zu kehren (myFanbase vom 8. April 2011). Im Worst-Case-Szenario könnte NBC Universal also bis auf seinen Hauptdarsteller ohne gewohnten Cast dastehen und müsste damit seine Produktion praktisch einstellen.
Wird das Studio die Serie gleich anderen Sendern anbieten?
Die Antwortet lautet "nein". Obgleich die Deadline, die NBC Universal FOX für den 15. April gesetzt hat, verstrichen ist, ist es nicht wahrscheinlich, dass das Studio in nächster Zeit tatsächlich mit anderen Networks Gespräche beginnen wird. Es ist davon auszugehen, dass erst die letzen Tage vor den Upfronts die echte, letzte Deadline darstellen.
In der Tat sind lange Verhandlungen zwischen Studios und Sendern nicht ungewöhnlich. Bei der Serie "Bones - Die Knochenjägerin" etwa wurde im Jahr 2009 erst am Wochenende vor den Upfronts zwischen den beiden Vertragspartnern eine Einigung erzielt.
Was ist der größte Streitpunkt?
Es gibt mehrere Details, deretwegen die Verhandlungen im Moment stocken. Den größten Zankapfel stellen hier die Lizenzgebühren dar. FOX besteht hier nach wie vor darauf, dass die abzutretende Summe, die im Moment pro Episode mehr als fünf Millionen Dollar beträgt, drastisch reduziert wird, während NBC Universal sich in diesem Punkt wenig kompromissbereit zeigt.
Darf NBC Universal "Dr. House" an Tochter- und Geschwistergesellschaften verkaufen?
Anwälte von FOX behaupten, dass die Verträge zwischen dem Sender und NBC Universal es dem Studio verbieten, die Serie an Töchter- bzw. Geschwisternetworks wie NBC und USA zu verkaufen. Auf der Seite von NBC Universal hingegen ist man der Ansicht, dass eine derartige Einschränkung nicht existiert. Teil des Problems und der Auslegung ist die Tatsache, dass NBC Universal beim ersten Vertrag mit FOX noch nicht existiert hat - Vivendi Universal Entertainment, welches für den ersten Deal verantwortlich war, ist erst 2004 durch eine Fusion mit NBC zu NBC Universal verschmolzen.
Welche Sender hätten ein Interesse an "Dr. House"?
Die Zahl der Interessenten ist weit geringer, als man vielleicht denken könnte. FOX ist natürlich weiterhin an einer Fortsetzung der Serie interessiert, denn neben "Bones" erreicht keine andere Dramaserie beim Network die gleichen Zahlen wie "Dr. House". Die Serie läuft seit sieben Jahren, man hat ein eingefahrenes Gespann, weiß die Sendung zu promoten, verfügt über eine angepasste und jahrelange Zuschauerschar und kann natürlich nach sieben Jahren andere und bessere Konditionen aushandeln als ein Sender, der die Serie neu übernimmt.
Wenig Interesse dürfte bei CBS und ABC vorherrschen. Die Serie befände sich bei einer Übernahme in ihrer achten Staffel, die Schauspielergehälter und Produktionskosten wären daher insgesamt sehr hoch und von den extrem immensen Lizenzkosten ganz zu schweigen.
NBC und USA hingegen hätten als Tochternetworks von NBC Universal durchaus Interesse, denn die Sender würden durch ihre Verbandelung mit dem Studio als Gesamtunternehmen Profit machen, da der internationale Verkauf der Serie an ausländische Sender immer noch rentabel ist und die inländischen Lizenzgebühren eine kleinere bzw. eventuell gar keine Rolle mehr spielen würden.
Quelle: Deadline
Eva T. - myFanbase
16.04.2011 02:58