Elizabeth Mitchell in "Everwood"
#3.03 Späte Erkenntnis
"Everwood" erzählt die Geschichte des Neurochirurgen Andy Brown, der mit seinen Kindern Ephram und Delia nach dem Unfalltod seiner Frau in die Kleinstadt Everwood, Colorado zieht. Dort eröffnet er eine Allgemeinarzt-Praxis, in der er Patienten kostenlos behandelt, da er mit seinen Errungenschaften in der Neurochirurgie für seinen Lebensunterhalt ausgesorgt hat. Sehr schnell legt er die typische Chirurgen-Neutralität gegenüber den Patienten ab und nimmt Anteil an deren Schicksal.
In der Folge #3.03 Späte Erkenntnis behandelt Andy einen Jungen namens David, der nach einem Fahrradsturz mit einer verletzten Schulter in die Praxis kommt. Auf den Röntgenaufnahmen sieht Andy, dass David schon mehrere Knochenbrüche hatte und macht sich Sorgen, dass der Junge zuhause misshandelt wird. Doch als er deswegen mit Davids Mutter Sara (Elizabeth Mitchell) spricht und dabei Davids jüngeren Bruder Michael kennen lernt, wird ihm klar, woher Davids Verletzungen rühren: es ist der unter Autismus leidende Michael, der David immer wieder schlägt. Um seinen Bruder zu beschützen, erfand David immer wieder Stürze von seinem Skateboard oder Fahrrad, um die Verletzungen zu erklären. Nachdem die Wahrheit ans Licht kommt, empfiehlt Andy Sara, dass sie Michael in ein Internat gibt, das sich speziell um autistische Kinder kümmert. Kurz darauf erfährt er allerdings, dass Sara sich entschieden hat, nicht Michael, sondern David auf ein Internat zu schicken.
"It wasn't an easy choice to make, just one that I could find a way to live with."
Drei Jahre bevor sie zum Hauptcast von "Lost" stieß und dann später eine Rolle in "V - Die Besucher" inne hatte, übernahm Elizabeth Mitchell die Gastrolle der alleinerziehenden Mutter Sara Beck, die mit ihren zwei Söhnen gerade erst nach Everwood gezogen ist. Mit ihrem Job, finanziellen Sorgen und dem Stress wegen ihres autistischen Sohnes ist Sara ziemlich überfordert und ist deshalb genervt und ungeduldig, als sie wegen Davids Verletzung mit ihm zum Arzt muss – aber natürlich denkt sie zu diesem Zeitpunkt auch noch, dass David einfach nur unvorsichtig beim Fahrradfahren war. Die Darstellung von Elizabeth Mitchell ist schon in dieser ersten Szene schön komplex angelegt und überzeugend: auch wenn sie verärgert wegen David ist, so kommt doch vor allem im kurzen Zwiegespräch mit Andy auch ihre mütterliche Sorge deutlich hervor.
Im Gegensatz zu ihrem emotional eher zurückhaltenden "Lost"-Charakter Juliet Burke spielt Elizabeth Mitchell hier eine sehr gefühlsbetonte Rolle, was sich vor allem in der zweiten Hälfte der Folge zeigt. Nachdem Sara erfahren hat, dass Michael David alle Verletzungen zugefügt hat, bricht sie in Andys Praxis weinend zusammen und fragt sich, wie sie nicht bemerken konnte, dass Michael so aggressiv gegenüber seinem Bruder ist. Beeindruckend ist allerdings auch der Wandel in Elizabeth Mitchells Mimik, als Andy Brown ihr vorschlägt, Michael auf ein Internat zu schicken: innerhalb von Sekunden wechselt ihr Ausdruck von Erschütterung zu rigoroser Ablehnung. Obwohl sie immer noch aufgewühlt ist, gewinnt Sara ihre Fassung wieder und verlässt sofort die Praxis, nachdem sie Andy klar gemacht hat, dass sie nicht einfach eines ihrer Kinder wegschicken wird.
Am meisten überzeugt hat mich allerdings die Schlussszene zwischen Andy und Sara, als man erfährt, dass Sara doch eines ihrer Kinder auf ein Internat schickt – allerdings nicht Michael, sondern David. Hier wird sehr schön deutlich, wie sehr Sara unter der Entscheidung leidet, die sie treffen musste, um ihre beiden Söhne zu beschützen: David vor Michael, aber auch Michael vor einer Umgebung und einem Leben, das ihn überfordern würde.
Fazit
Elizabeth Mitchell kann als verletzliche, aber auch charakterstarke Mutter in dieser "Everwood"-Folge absolut überzeugen. Obwohl sie nur in einer Nebenhandlung dieser Folge vorkommt, prägt sie mit ihrer intensiven Darstellung einen von Andys Patientenfällen, den man gerne länger als eine Episode verfolgt hätte. Aber auch in dieser einen Episode schafft sie es mit einem extrem breiten Gefühlsspektrum, dem Zuschauer die Rolle der Sara Beck so nahe zu bringen, dass all ihre Handlungen und Emotionen nachvollziehbar und vor allem berührend sind.
Lena Stadelmann - myFanbase
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