Bewertung

Review: #1.02 So nah und doch so fern

Foto: Kim Dickens, Fear the Walking Dead - Copyright: 2014 AMC Networks Inc.; Frank Ockenfels III/AMC
Kim Dickens, Fear the Walking Dead
© 2014 AMC Networks Inc.; Frank Ockenfels III/AMC

Die zweite Episode von "Fear the Walking Dead" teilt unsere Familie in drei Teilgeschichten ein, die allesamt auf ihre Art und Weise bedrohlich sind und für eine insgesamt sehr spannende Atmosphäre sorgen, die schon erste Tendenzen aufzeigt, dass auch "Fear the Walking Dead" fesselnd werden könnte.

"I'm about to step into a world of shit."

Eine nicht anders zu erwartende Geschichte war der Entzug von Nick, der erst mal von seinen Drogen wegkommen muss und dadurch einen ganz eigenen Kampf zu führen hat. Da Travis und Madison unterwegs sind, bleibt es seiner Schwester vorbehalten, auf ihn aufzupassen, die sich eigentlich vielmehr um ihren schwer verletzten Freund kümmern will, den man als Zuschauer eigentlich schon abschreibt und auf die Seite der Untoten geschoben hat. Warum man Alicia nicht in die Gefahr einweiht, ist mir nicht ganz klar. Natürlich besteht die Gefahr, dass sie dann erst recht zu ihrem Freund zurück will, aber die undefinierten Warnungen kann man auch nicht wirklich ernst nehmen. So wird sie nur durch einen Anfall von Nick zurück gehalten, das Haus zu verlassen. Und auch am Ende möchte sie eigentlich helfen und kann nicht verstehen, warum sie daran gehindert wird. Ich hoffe also schon, dass man in der nächsten Episode nicht mehr darum herum kommt, ihr die Wahrheit zu erzählen, auch wenn es noch schwer sein mag, diese in Worte zu fassen und zu glauben. So ist aber niemandem geholfen. Die Unwissenheit stellt eher eine Gefahr dar.

"It's like no one is paying attention. It's like it's not real."

Das ist eigentlich auch ein zentraler Aspekt dieser Episode, der viel für die Atmosphäre getan hat. Die meisten Menschen ahnen noch gar nicht, was eigentlich vor sich geht. Um Massenpanik zu vermeiden, wird nur von einer Grippe gesprochen und empfohlen, Zuhause zu bleiben. Dabei ist eigentlich auch erwiesen, dass die Polizei schon mehr weiß, weil sie sich vorsorglich schon mal mit Nahrungsmitteln eindeckt. Es ist eben immer ein heikles Thema, wie man mit solchen Situationen umzugehen hat. Ständige Notstandsmeldungen stumpfen den Menschen ab. Außerdem ist man nicht gewillt, das schier Unglaubliche zu akzeptieren. Da ist ein Video dann eher gefälscht und eine Ermordung sorgt für eine spontane Demo zum Schutze der Menschenrechte. Und all das ist absolut nachvollziehbar. Wie sollte man auch auf die Idee kommen, etwas anderes anzunehmen. Und doch sind es schon sehr seltsame Situationen, die da ablaufen. Es ist leider nicht ganz überschaubar, mit welcher Häufigkeit nun Meldungen kommen. Nick hatte am Anfang der Episode ja gar nichts festgestellt, aber die vielen Straßenszenen zeigen da schon ein anderes Bild. Noch ahnt aber natürlich niemand, wie schlimm es werden könnte, denn auch die Quarantänebemühungen wirken eher inkonsequent. Hier wird sich das Klimax aber noch weiter zeigen.

"This doesn't end."

Etwas naiv, aber dafür ziemlich der einzige, der den Blick weiter nach vorne werfen kann, ist Tobias, den Madison zufällig in der Schule trifft, als sie Medikamente besorgen will. Auf eigentlich beunruhigende Art und Weise scheint Tobias ziemlich viel Durchblick zu haben und einschätzen zu können, was da eigentlich passiert. Sätze wie "Das Ende einer Zivilisation kommt meist ganz schnell." sind eigentlich eine Nummer zu groß für ihn, aber seinen Charakter finde ich wirklich spannend. Tobias ist ja eher der Typ, der in der Schule einen schweren Stand zwischen den ganzen coolen Jungs hat, eher belächelt wurde und so auf unfreiwillige Art sehr schnell selbstständig werden musste. Dies könnte ihm nun zugute kommen. Außerdem ist er für Madison natürlich eine Person, die sie zwar nicht schützen möchte, mit der richtigen pädagogischen Einstellung aber eben auch nicht einfach sich selbst überlassen will. Ich hoffe, dass man dieses Pairing nicht nur in dieser Episode gesehen hat, sondern sich die Wege bald wieder kreuzen, denn für Madison würde das weitere Herausforderungen bedeuten.

In dieser Episode hat sie nur mit Mühe den Angriff von Artie abwehren können und danach sehr darunter gelitten. Die Szene im Bad mit ihrem kleineren Zusammenbruch war diesbezüglich äußerst gelungen, weil hier gut deutlich wurde, wie belastend diese Gefahr ist. In "The Walking Dead" hatte man ja zunächst nur Rick und dann eine große Gruppe begleiten dürfen. Hier zeichnet sich ja jetzt erst mal ab, dass sich kleinere Gruppen bilden und Madison mit ihren Kindern, also in voller Verantwortung unterwegs sein wird. Sie dann damit umgehen zu sehen, könnte noch große Momente mit sich bringen. Während ich nach der ersten Episode mit Madison quasi nichts anfangen konnte, sehe ich ihn ihr nun einen der spannendsten Charaktere, wenn die eingeschlagene Richtung weitergeführt wird.

"They don't die, Liza. They come back."

Travis versucht in der vorapokalyptischen Stimmung natürlich erst mal seine Familie zu retten, auch wenn Liza ihm das direkt nicht einfach macht, weil sie zu der hart arbeitenden Fraktion gehört, die eigentlich noch gar nichts mitbekommen hat. Chris wiederum ist überaus neugierig und scheint Gerechtigkeit für sehr wichtig zu halten. Er ist selbstbewusst und hat einen eigenen Kopf, scheint aber auch eine Gefahr zu erkennen, wenn sie zu groß ist. Es dauert also, bis man ihn von der Demo wegbekommt und die Drei landen bei einem einsichtigen Ladenbesitzer und sitzen dort nun fest. Der spannendste Teil daran ist eigentlich die Familie des Ladenbesitzers, die für mich erst mal merkwürdig distanziert ist und offenbar auch nicht so recht weiß, was man von der Situation auf der Straße halten soll. Hier kann man gespannt sein, ob die sechs dann gemeinsam ein Weg nach draußen suchen werden oder die Verbarrikadierung noch eine Weile aufrecht erhalten wird.

Fazit

Die zweite Episode zieht zwar im Tempo noch nicht an, sondern stellt erst mal noch mit der Familie von Travis noch weitere Charaktere vor, setzt sich dafür aber intensiv damit auseinander, wie eine Katastrophe ins Rollen kommen kann. Auch die Trennung von Travis und Madison könnte für die nächsten Episoden noch gut sein. Und da die Bedrohung im Hintergrund immer akuter wird und man in jeder Szene eine torkelnde Gefahr erwartet, kann einen die Atmosphäre souverän durch die Episoden begleiten und für Anspannung sorgen, sodass man auf die weiteren Entwicklungen schon gespannt sein darf.

Emil Groth - myFanbase

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