Bewertung

Review: #2.13 Das Sterbedatum

Foto: Cliff Curtis, Fear the Walking Dead - Copyright: 2016 AMC
Cliff Curtis, Fear the Walking Dead
© 2016 AMC

Drei Episoden vor dem Staffelfinale von "Fear the Walking Dead" bekommen wir endlich wieder mehr Infos zu Travis und Chris und ihren Werdegang mit den neuen Verbündeten. Die Geschichte endet mit einer Trennung und einer Reunion.

"Es gibt kein Gut mehr, kein Böse mehr, weder richtig noch falsch."

Ich muss schon sagen, dass ich bei Chris immer wieder hin- und hergerissen bin. Mir gefällt es sehr, dass er im Prinzip in der neuen Welt angekommen ist und er es akzeptiert hat, dass jetzt alles anders ist als früher. Trotzdem missfällt mir sein Umgang mit diesem neuen Selbstbewusstsein. Dass er quasi zwischen Infizierten und gesunden Menschen gar keinen Unterschied macht, wenn es ihm nützt, ist schon enorm gefährlich. Nun mag es sein, dass er sich das auch einredet, damit er sich eben nicht damit beschäftigen muss und dadurch sehr hart und abgebrüht wirkt. Wenn dem aber so wäre, hätte ich zumindest einen kleinen Ansatz an Trauer oder Zweifel sehen wollen. Stattdessen spielt er seinem Vater auch noch etwas vor, damit sich die Gruppe dann James entledigen kann, der sie nur aufhält. Der Stärkere überlebt. Schwache werden einfach eliminiert. Und dann begründet man es auch noch damit, ihnen nur einen Gefallen zu tun. Das ist für den Moment bestimmt immer attraktiv, weil es das kurzfristige Überleben sichert, aber wirklich langfristig ist das nicht gedacht. Sehr sinnbildlich ist da der Umgang mit den Hühnern, deren langfristigen nutzen man gar nicht erst anerkennt, Eier also gar nicht in Betracht zieht, sondern einfach schlachtet, bis alles alle ist. Dieses unbedachte Plündern zeigt auch, dass die Jungs zwar erkannt haben, dass das eigene Überleben an oberste Stelle steht, ihnen aber ein nachhaltiger Plan fehlt, wie man so etwas wirklich umsetzen will. Meiner Meinung nach scheinen sie zu ignorieren, dass nicht Mexiko das Problem ist, sondern auch anderorts keine Sicherheit vorzufinden sein wird. Der Drang, nach San Diego zu kommen, ist Ausdruck der eigentlichen Hilflosigkeit. Das Ende der Episode ist dann natürlich sehr funktional. Brandon und Derek stehen vor dem Hotel, in welchem sich Travis nun schon befindet. Von Chris ist keine Spur. Natürlich will man dringend wissen, was mit dem Trio vorgefallen ist. Ich hoffe, inständig, dass die finale Doppelfolge von Staffel 2 darüber Aufschluss geben wird.

"Es läuft nicht so, wie du dir das denkst."

Absoluter Kontrapunkt zu Chris ist natürlich Travis, der zwar auch in der neuen Welt angekommen ist, aber nicht einfach alle Regeln des Zusammenlebens ignorieren will und sich empathisch und sozial verhält. Man könnte an dieser Stelle auch einfach erwachsen sagen. Das gefällt mir natürlich viel besser, weil die zivilisatorischen Errungenschaften trotz allem erhalten bleiben sollten und ich persönlich glaube, dass nur diese auch langfristig das Überleben sichern können. Außerdem tut es wahrscheinlich auch gut, wenn man mit sich selbst im Reinen sein kann, weil man einen Mann beerdigt oder einem Kranken helfen will. Und da man auch keinen Grund zur Eile hatte, bin ich bei allen Aktionen voll bei Travis. Nun hat er eben den Nachteil, wie der Alte zu wirken, der nicht weiß, wie man ein Handy bedient, also nur ein Spielverderber ist. Also hören sie erst recht nicht auf ihn, obwohl die Argumente auf seiner Seite sind. Er hat keine Chance und kann sich nicht gegen Chris, Brandon und Derek wehren. Er bleibt also allein zurück und muss damit leben, dass Chris ihm den Rücken gekehrt hat. Ich hoffe ja sehr, dass Travis recht behalten wird und er zu Travis zurück gekrochen kommt. Und auch Derek und Brandon werden jetzt hoffentlich erkennen, wie kurzfristig sie gedacht haben. Bleibt noch die Frage, wie viel Schaden Travis' Gewissensbisse an ihm zurücklassen. Er ist ja schon ziemlich bedrückt und Madison konnte trotz ihrer guten Worte wohl nicht so viel bewirken. Eventuell wird sich zeigen, was die Erlebnisse aus ihm gemacht haben, wenn er Derek und Brandon wiedersieht.

"Ich hätte mich mehr um dich kümmern müssen."

Ein bisschen Storyline gibt es auch im Hotel. Madisons eher hirnlose Aktion mit der Leuchtschrift hat natürlich viele Menschen angelockt, die nun hoffen, im Hotel eine Bleibe und Schutz zu finden. Es bleibt letztlich nichts anderes übrig, als alle reinzulassen und zumindest zu schauen, wer nützlich sein könnte. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, wie sie den Plan umsetzen wollen. Einfach so die Hälfte wieder wegzuschicken, wird kaum möglich sein. Chaos im Hotel ist vorprogrammiert, vor allem, da weitere Menschen kommen werden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das Hotel eine längere Bleibe darstellen kann, weil Madison so viel Aufmerksamkeit erzeugt hat. Auch hier verspricht das Staffelfinale also Spannung bzw. Bewegung.

Emotional ist es dann auch noch mal geworden, weil Madison beim Gespräch mit Travis erkannt hat, dass sie dringend mit Alicia reden muss. Sie gesteht ihr, dass sich ihr Vater das Leben genommen hat und sie immer nur Nick im Blick hatte, weil Alicia keine Probleme gemacht hatte. Sie liebe sie aber genauso. Ich finde ja, dass Madison hier ruhig noch ein bisschen mehr aus sich hätte heraus kommen können. Sie war schon noch etwas kühl, aber das ist eben ihre Art. Alicia hat es zumindest erst mal gut getan, dass ihre Mutter sich geöffnet hat. Jetzt muss sie das aber auch mit Taten bestätigen.

Fazit

Mir fällt es ein bisschen schwer, ein richtiges Fazit zu der Episode zu ziehen. Die Entwicklungen zwischen Travis und Chris haben mir gefallen, auch wenn ich klar auf der Seite von Travis stehe. Auch im Hotel sind Dinge passiert, die Spannung für die letzten zwei Episoden versprechen. Allerdings fehlte es dieser Episode trotzdem an Spannung und Dynamik, weil wieder viel auf Gesprächen basierte und daher langwierig wirkte. Zum Finale muss das Tempo also noch mal anziehen. Wenn man das als vorbereitende Episode wertet, kann man zufrieden sein. Für sich allein gestellt ist die Episode nur Durchschnitt. Ich werte ersteres mal mehr und vergebe sieben Punkte.

Emil Groth – myFanbase

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