Bewertung

Review: #3.08 Kinder des Zorns

Foto: Michael Greyeyes & Kim Dickens, Fear the Walking Dead - Copyright: 2017 AMC Networks Inc.; Richard Foreman, Jr/AMC
Michael Greyeyes & Kim Dickens, Fear the Walking Dead
© 2017 AMC Networks Inc.; Richard Foreman, Jr/AMC

"Das ist jetzt nicht euer Ernst", waren meine ersten Gedanken, als die Episode losging. Wollen die Autoren uns jetzt nach dem Ende der letzten Episode wirklich mit einer Füllepisode hinhalten, die Ofelia Salazars eigentlich wenig interessante Reise zeigt? Aus "The Walking Dead" kennt man solch ein Spielchen schließlich. Zum Glück hat man das aber nur sinnvoll in den weiteren Verlauf eingebunden. Und es ist wirklich viel passiert, das man erst mal sortieren muss.

"Es sollte nur die Soldaten krank machen"

Der Einstieg in die Episode erwies sich nach meiner ersten Sorge als überaus sinnvoll für Ofelia als Charaktere, weil hier deutlich gemacht wurde, wo ihre Motivation lag, überhaupt diesen Giftangriff umzusetzen. Jeremiah Otto hatte sie nicht wirklich respektvoll behandelt und so hatte sie ein schlechtes Bild von den Bewohnern der Ranch. Außerdem war sie möglicherweise überzeugt davon, dass es nur ein leichter Krankheitserreger sei, der die Soldaten außer Gefecht setzt, nicht aber tötet. Was mich nur bei dieser Situation wundert, ist, dass es gar keinen Angriff auf die Ranch gibt. Was bringt es denn, wenn man gar nichts unternimmt und die Soldaten dann wieder gesunden. Irgendwie ist die Aktion also nicht komplett stimmig und lässt Fragen offen. Die Ansage war schließlich klar und das Chaos hätte man doch mal nutzen sollen.

"Wir laufen nicht mehr weg."

Obwohl die Situation auf der Ranch eigentlich ein Stück weit aussichtslos ist und ich mich am Ende der letzten Episode schon darauf einstellen wollte, dass wir uns von diesem Ort schon bald wieder verabschieden könnten, lässt Madison Clark sich nicht so einfach vertreiben. Sie sieht das Potenzial des Ortes und will zur Ruhe kommen, etwas aufbauen. Ich kann diesen Gedanken extrem nachvollziehen und denke auch, dass es eine gute Entscheidung ist. Trotzdem wäre es eigentlich gut gewesen, nicht Qaletaqa Walker gegen sich aufzubringen.

Was mich auch nicht ganz überzeugt, ist die Tatsache, dass Nick Clark doch überleben konnte. Das war mir etwas zu einfach gelöst. Ich bin natürlich froh darüber, nicht noch einen Hauptdarsteller aus der Familie zu verlieren, aber diese einfache Dramatisierung, ihn erst mit erkranken zu lassen, dann aber recht schnell auf die Beine kommen zu lassen, ist mir zu plump.

Ansonsten hat mir Szene mit dem Familienrat gefallen, als man infrage gestellt hat, ob man sich überhaupt auf der richtigen Seite befinde. Das ist zwar etwas sehr schwarz/weiß gedacht, denn dass es auf der Ranch genügend vernünftige Menschen gibt, hat man schon feststellen können. Trotzdem muss man vor allem nach Madisons Angriff aus der letzten Episode das resolute Vorgehen zumindest in Frage stellen. Es geht also eher darum, ob man falsche Entscheidungen getroffen hat. Madison bringt dann noch die Last ins Spiel, die sie zu tragen habe. Der Aspekt ist nicht unwesentlich, aber ich finde, dass sie ihre Kinder hier einfach enorm unterschätzt und sie auch etwas kleinredet. Nick und Alicia Clark haben in der Serie auch schon bewiesen, wie stark und widerstandsfähig sie sind. Es ist also irgendwie Madisons eigenen Problem, dass sie so viel Last trägt. Ihre Kinder sind nicht acht sondern annähernd erwachsen. Insofern war dann der Tod von Jeremiah Otto Sr. dann gelungen in diesen Kontext eingearbeitet, wobei ich mich noch mehr gefreut hätte, wenn Alicia den Schuss abgegeben hätte.

"Wir haben kein Druckmittel mehr."

Jetzt habe ich den wichtigsten Teil der Episode schon etwas vorweg genommen. Es ist dann doch darauf hinaus gelaufen, dass die Fehde zwischen Jeremiah und Walker nur beendet werden kann, wenn eine Seite komplett ausgelöscht wäre oder eben Jeremiah sein Unrecht einsieht. Man hat zwar in der Staffel zu sehen bekommen, dass er insgesamt weicher und einsichtiger geworden ist. Aber in Bezug auf Walker bleibt er eben ein Sturkopf. Eigentlich ist es schade, dass er zu stolz ist, sich zu opfern, um die Ranch und all ihre Bewohner zu retten. Das hätte ihn schon noch mal hervorgehoben. So blieb ihm nur noch seine "lange Geschichte", die Hintergründe aufzeigte und irgendwie auch eine Art Schlussstrich darstellte, das Ende dann also schon andeutete.

Schön, Zuhause zu sein.

Selbst Victor Strandhatte in dieser vollen Episode noch Platz. Dieser hat sich wieder zu seinem Schiff aufgemacht, dort aufgeräumt (auch wenn er sich nicht nur gut dabei anstellte) und dann Kontakt zum anderen Ende der Welt aufgenommen (einem Russen), mit der er die Einsamkeit kurzzeitig besiegen konnte und sich auch mal wieder über Kultur unterhalten konnte, was bei all dem Überlebenskampf natürlich absolut zu kurz kommt (und auch schon bei Alicia und Jake Otto eine Rolle spielte). Das hatte etwas Trauriges. Es war aber irgendwie schön, mal wirklich mitzubekommen, dass es wirklich die ganze Welt betrifft. Alles andere wäre unlogisch gewesen, aber es ist mal was anderes, wenn zumindest eine Audioverbindung mal hergestellt ist und das so dargestellt wird. Insgesamt hätte ich aber auch ohne Strand in dieser Episode auskommen können.

Fazit

In gewisser Hinsicht war dieses Midseason-Finale ein gelungener Abschluss. Man hat keinen plumpen Cliffhanger eingebaut, sondern ein großes Problem gelöst. Es wird also wohl weiter gehen auf der Ranch, vielleicht im Guten mit Walker und Co. Da es nach einer Pause mit einer Doppelfolge weiter geht, darf man gespannt sein, was die Autoren nun vorhaben.

Emil Groth - myFanbase

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