Review: #3.12 Des Bruders Hüter

Nachdem in der letzten Woche die Ranch zurecht kein Ort des Geschehens war, spielte sich diese Episode nun komplett auf dieser ab. Spannung und Dramatik gab es dabei, leider wurde aber auch etwas über da Ziel hinaus geschossen.

"Es ist größer, als du es dir vorstellen kannst."

Die ersten Minuten der Episode werden ganz Troy Otto gewidmet, dessen kurze Reise allein dargestellt wird. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie fesselnd Szenen ganz ohne Dialog sein können, die nur zeigen, wie sich jemand versucht durchzuschlagen. Am Ende denkt man natürlich, dass er verrückt geworden ist und der Eindruck verstärkt sich noch, als er plötzlich bei Nick Clark auftaucht und ihm von etwas Wunderbarem erzählt. Ich dachte im ersten Moment an einen Tornado, doch es kam dann ganz anders. Es ist tatsächlich eine Herde von Beißern, die, wie sich heraus stellt, dank Troy in Richtung Ranch unterwegs ist. Mir ist nur nicht ganz klar, warum er eine Warnung rausgibt. Will er einzig und allein Jake Otto retten, indem er ihm zeigt, was er anrichtet? Und Nick nimmt er eben in Kauf? Irgendwie macht es für mich nur Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Troy auch sein letztes bisschen Verstand verloren hat. Doch das ist nicht das einzige, was nicht ganz schlüssig ist. Dass Jake im Duell mit Troy zögert, ist irgendwie noch zu verstehen, auch wenn er eigentlich ziemlich entschlossen war. Warum Nick Jake hindert, mag auch noch irgendwie verständlich sein, weil er weiß, was es bedeutet. Warum er dann aber nicht Troy ein Ende setzt oder man ihn einfach in der Horde seinem Schicksal überlässt, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Stattdessen lässt Nick sich dazu hinreißen, lieber Jake außer Gefecht zu setzen und ihn von Beißern angreifen. Wie dumm war das denn? Man kann ihn ja ausschalten, aber dann muss man auch gleich sicher gehen, dass es ihm gut geht, erst recht, wenn sowieso schon Beißer in der Nähe sind. Nun hätte ich das noch akzeptiert, wenn man Jake nun eben mit einem Arm weniger weiter entwickelt hätte, doch die Autoren lassen ihn tatsächlich sterben. Das ärgert mich sehr, vor allem, weil die Umstände so haarsträubend sind. Außerdem war er wirklich einer der letzten guten Männer.

"Wie kommst du überhaupt auf die Idee, gehen zu wollen?"

Im Nachhinein ist die Szene zwischen Jake und Alicia Clark ziemlich unsinnig gewesen. Da streiten sie sich um den Stand ihrer Beziehung, ob hinter allem nicht vor allem Kalkül statt Emotionen stehen und dann ist das eigentlich bedeutungslos. Ich finde es wirklich enttäuschend, dass man diese Beziehung so rüde beendet. Natürlich ist es nun mal dieses brutale Leben, welches nicht danach fragt, ob man gerade verliebt ist oder nicht. Aber Jake und Alicia hatten als Paar und als Orientierung an das Gute in der Serie eine gute Funktion und viel Potenzial. Der kleine Streit war daher irgendwie eher ein Necken, ein aus der Reserve locken, damit der nächste Schritt gegangen werden kann. Und Alicia lässt sich dann auch zu einem schönen Statement zu Jake hinreißen. Doch nun ist es schon dahin. Wirklich traurig. Hoffentlich nutzt man diesen überraschenden Umstand wenigstens, um Alicia gut weiter zu entwickeln, denn sie wird bestimmt nicht glücklich sein, wenn sie von Jakes Ableben erfährt.

"Er war der, der nicht sterben sollte."

Troy ist dann wenigstens ein bisschen betroffen von dem, was er angerichtet hat. Man merkt zumindest, dass ihm sein Bruder wichtig ist. Allerdings nie wichtig genug, um dessen Ideale mitzutragen. Nick versucht Troy dann noch irgendwie dazu zu bewegen, seine Fehler wieder zu bereinigen, doch die beiden Jungs schauen eigentlich nur zu, was auf der Ranch nun passiert. Dort haben sich die beiden verfeindeten Lager allen voran in Person von Alicia und Ofelia Salazar zusammen gerauft und einen Plan entwickelt, wie man die Horde bezwingen kann. Die kleine Mauer war eigentlich eine gute Idee. Jetzt hätte nur noch jemand auf die Idee kommen müssen, mit Lärm die Umleitung zu unterstützen. Stattdessen lässt man einfach alles auf sich zukommen. Die Beißer sind sogar so kreativ und krauchen unter die Autos. Seit wann machen die denn so etwas? Da wäre die Mutterserie aber früh vorbei gewesen, wenn ich mich an die Szene auf der Autobahn erinnere, wo die Gruppe sich unter den Autos verstecken, als eine Horde vorüber zieht. Also auch mal wieder zu viel Drama ohne Stringenz. Und so geht es auch weiter. Ein paar aggressive Beißer gewinnen sofort die Oberhand und reißen einige in den Tod. Trotz aussichtsloser Situation schaffen es Ofelia und Alicia aber irgendwie noch bis zum Bunker. Hier hat die Schnitttechnik versagt, denn es gab Momente, da wollte ich mich schon von den beiden Damen verabschieden, waren sie doch voll umzingelt. Und wirklich effektiv gekämpft haben sie auch nicht, jedenfalls war der Schädel nicht immer erstes Ziel. Nun ja, Spannung um jeden Preis funktioniert eben nicht immer. Das kann man alles auch besser lösen. Irgendwie soll es ja auch am Ende der Episode immer noch spannend sein, aber der Bunker sollte eigentlich sicher sein und vielleicht kommt ja doch noch mal jemand auf die Idee, die Horde mit Lärm wegzulocken.

Fazit

Es hätte eine richtig gute Episode werden können, hätte man die überraschenden Momente besser in Szene gesetzt. Die Umstände waren aber in erster Linie ärgerlich, weil es an der Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen und Handlungen fehlt. Sehr schade.

Emil Groth - myFanbase

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