Bewertung
Luc Jaquet

Reise der Pinguine, Die

"Wenn Du die Natur beherrschen willst, musst Du ihr gehorchen" Luc Jaquet

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Inhalt

"Antarktis, Südpol, -40°C. Der Kaiserpinguin ist das einzige Lebewesen auf dem Packeis. Der Winter dauert neun Monate."

Jedes Jahr, zur Wintersonnenwende, machen sich Tausende von Pinguinen auf den Weg vom Meer zum Land. Ihre Wanderung dauert viele Tage, wer zu spät kommt oder sich verirrt, verschwindet spurlos im Eis. Diejenigen, die es schaffen, finden sich zu Paaren, gründen eine Familie und wandern abwechselnd zum Meer zurück, um die Kleinen am Leben zu erhalten. Es ist kalt, es ist hart, viele überleben diese Strapazen nicht. Doch wer durchhält, kann neues Leben schaffen und die Art erhalten.

Kritik

"Eine Doku, wie langweilig, wie kann so etwas einen Oscar bekommen?" So dachte ich am Anfang und wurde schnell eines Besseren belehrt. Luc Jaquet hat aus vielen Stunden Naturaufnahmen eine spannende Geschichte gemacht.

Es beginnt am Tag der Wintersonnenwende, wenn die Pinguine sich auf den Weg machen, und endet mit dem Sprung der Jungen ins Meer. Dazwischen liegt eine spannende, poesievolle, manchmal etwas traurige, anrührende und wahre Geschichte. Ob ich noch bei einer Dokumentation bin? Ja und nein, denn die Protagonisten erzählen ihre Geschichte selbst. Man schließt Mutter, Vater und das Küken schnell ins Herz und vergisst dabei, dass es Menschen sind, die ihnen die Worte in den "Schnabel" legen. Manche Sätze werden mehrmals wiederholt, von Mutter und Vater, das ist der einzige negative Kritikpunkt, den ich hier anzumerken habe, einmal hätte auch gereicht.

Luc Jaquet ist ein sehr begabter Regisseur. Die Schnitte sind manchmal etwas schnell, doch das schadet dem Gesamteindruck nicht. Ihm sind erstklassige Naturaufnahmen gelungen, viele Bilder und Szenen sind einzigartig. Die Luftaufnahmen über dem Eis, der Mond und die Sonne, die gleichzeitig am Himmel stehen oder auch die jagenden Pinguinmütter unter Wasser, all das erweckt den Eindruck, in einer anderen Welt, auf einem anderen Planeten zu sein. Die Bilder sind kristallklar und die Geschichte bzw. Reise ist klar strukturiert.

Die Filmmusik stammt von Émilie Simon (CD bestellen), einer französischen Sängerin. Sie schafft es, die Antarktis mit ihrer Musik zum Leben zu erwecken. Klirrendes Eis, Gletscherbrüche oder der Tropfen, der vom Eiszapfen auf das Eis fällt, sie fängt alles gekonnt ein. Die Texte ihrer Songs passen genau zur Umgebung und zu den Pinguinen. So wird mir im Angesicht der Antarktis warm ums Herz.

Bei der Recherche im Internet bin ich oftmals auf negative Kritik gestoßen. Manch einer bemängelt die Art und Weise der Dokumentation. Die Pinguine erzählen selbst, dazu noch poetische Geschichten, wie die von dem Garten, der die Antarktis einmal war. "Das gehört doch nicht in eine Dokumentation, wie sentimental" usw. war oftmals zu lesen.

So denke ich nicht. Gerade das unterscheidet "Die Reise der Pinguine" von all den anderen informativen Dokumentationen, die auf fast jedem Sender und inzwischen auch im Kino zu finden sind.

Für Fans der konventionellen Präsentation von Naturfilmen gibt es auf der DVD auch noch eine Tonspur, die von Sky du Mont gesprochen wird. Diese Tonspur beinhaltet "pures Wissen" und keine "Sentimentalitäten". Als ich den Film mit dieser Tonspur gesehen habe, war der Zauber, der "Die Reise der Pinguine" so besonders macht, für mich verloren.

Fazit

Das ist die anrührendste, poesievollste und auch spannendste Doku, die ich bisher gesehen habe. Wer also einen Film der üblichen Machart erwartet, wird hier sicher enttäuscht. Lässt man sich unvoreingenommen auf das Experiment von Luc Jaquet ein, sieht man schnell, was er mit diesem Film erreichen möchte: informative Unterhaltung für die ganze Familie, eine Reise mit den Pinguinen.

Technische Details

DVD: DVD 9, mit 2 Layern
Laufzeit (Fernsehnorm): ca. 82 Minuten (PAL)
Bild (Abtastung): 1,85:1(anamorph)
Ton: Deutsch, Französisch (5.1. Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch
Extras: Zusätzliche Sprachfassung mit Sky du Mont als Erzähler, Audiokommentar von Regisseur Luc Jacquet, Isolierte Musik- und Geräuschspur, Interaktive Version mit Aufnahmen von den Dreharbeiten (ca. 41 Min.), Dokumentationen "Von Pinguinen und Menschen" (ca. 53 Min.) und "Frühling in der Antarktis" (ca. 52 Min.), Making of (ca. 46 Min.), Interviews (u.a. mit Sky du Mont), Fotogalerien, Trailer

Myriam Masuch - myFanbase
21.09.2007

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