Bewertung
Mennan Yapo

Vorahnung, Die

Es ist nie zu spät, für das zu kämpfen, was einem wichtig ist.

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Inhalt

Mit einer unerwarteten Schreckensnachricht bricht Linda Hansons (Sandra Bullock) Vorstadttraum in sich zusammen. Ein Autounfall hat ihr ihren liebevollen Ehemann Jim (Julian McMahon) und ihren Töchtern den Vater genommen. Schockiert und in tiefster Trauer verbringt die junge Frau den Tag und weint sich schließlich in den Schlaf.

Doch als sie am nächsten Morgen erwacht, findet sie ihren Mann quicklebendig in der Küche vor und versteht die Welt nicht mehr, die plötzlich wieder alltäglich scheint. An ihrer geistigen Verfassung zweifelnd verdrängt sie das vermeintlich am Vortag erlebte. Einen weiteren Tag später befindet sie sich erneut mitten in der Tragödie: Es ist der Tag von Jims Beerdigung.

Kritik

Nach "Das Haus am See" wagt Sandra Bullock nun bereits zum zweiten Mal die schauspielerische Auseinandersetzung mit dem Thema Zeitparadoxon. Dieses stellt sich als dramaturgische Herausforderung heraus, die nicht nur den Zuschauer an die Grenzen seines Vorstellungsvermögens zwingt, sondern scheinbar auch das Drehbuch.

Linda Hanson erlebt die Tage einer Woche in zufällig gewürfelter Reihenfolge und weiß daher schon eher, dass ihr Mann am chronologischen Ende der Woche nicht mehr am Leben sein wird. Mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe und dem Willen, das Unglück zu verhindern, versucht sie, den Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die vor ihr miteinander verschmelzen, zu behalten. Die Folgerichtigkeit des Ursache-Wirkung-Prinzips geht dem Zuschauer dabei nicht immer vollständig auf, bis er begreift, dass man sich an Logik nur in der Realität halten kann. Das Szenario, in dem sich die Protagonistin befindet, liegt jedoch weitab unseres rationalen Verständnisses von Wirklichkeit.

Im Mittelpunkt steht die viel essistenziellere aber auch umso weniger greifbare Problematik von Schicksal und Liebe. Linda ist im Begriff, das Schicksal zu ändern, um für ihr Glück zu kämpfen. Erst dieser Kampf macht ihr bewusst, dass sie dabei war, den Glauben an die Liebe zu verlieren.

Mit gewohnter Einfühlsamkeit mimt Sandra Bullock diese Frau, deren gesamte Lebensgrundlage von einem auf den anderen Tag in Frage gestellt wird und die dabei vollkommen auf sich allein gestellt ist. Leider zeigt uns die Story viel zu wenig von Lindas eigentlichen Gefühlen. Ihre Einsamkeit in dem monotonen Lebensrhythmus als Hausfrau und Mutter kann man sich lediglich erdenken, um Verständnis für ihr Handeln aufzubringen. Der Film verschwendet viel mehr Zeit damit, die paradoxe Mystik des Settings zu beschreiben, indem (im wahrsten Sinne des Wortes) nervenraubende Musik und Hitchcock'sche Assoziationen Filmelemente des Thrillers betonen. Die Idee des Werks hat diese Konzentration überhaupt nicht nötig und wird daher geradezu ins abstrakt-lächerliche gezogen. Viel zu laut geht Regisseur Mennan Yapo die Umsetzung an, wozu die Besetzung mit Frauenschwarm Julian McMahon und der actionbehafteten Sandra Bullock nicht unwesentlich beiträgt. Mit einer kleinen aber feinen Independentproduktion, die sich auf das Zwischenmenschliche fokussiert, hätte Bill Kellys Drehbuch vermutlich viel mehr Aufsehen erregen und zu Diskussionen anregen können, die essistenzielleren Ursprungs sind als die Frage nach der fehlenden Logik.

Fazit

Ein schockierender, atemraubender Thriller, der eigentlich gar keiner sein will. Für Fans und Hobbypsychologen dennoch zu empfehlen.

Marie Funk - myFanbase
08.10.2007

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