Bewertung
Cédric Klapisch

L'Auberge Espagnole - Wiedersehen in St. Petersburg

"Menschen können sich ändern!"

Foto: Copyright: 2006 Universum Film GmbH
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Inhalt

"Wiedersehen in St. Petersburg" ist die Fortsetzung von "Barcelona für ein Jahr": Fünf Jahre sind seit dem Abschied in Barcelona vergangen. Xavier (Romain Duris) hat sich seinen Traum erfüllt und ist Schriftsteller geworden. Mit vielen kleineren Aufträgen schlägt er sich durchs Leben. Ein durchschlagender Erfolg hat sich bisher damit nicht eingestellt. Erfolgreich geworden dagegen ist seine Freundin aus alten WG-Zeiten Isabelle (Cécile de France) als Finanzjournalistin. Die Chemie stimmt weiterhin zwischen den beiden und wer weiß, wenn Isabelle nicht auf Frauen stehen würde...

Zu seiner Ex-Freundin Martine (Audrey Tautou) besteht ebenfalls enger Kontakt. Erfüllung in der Liebe hat Xavier aber weiterhin nicht gefunden, dafür aber zahlreiche Affären. Eine Wendung tritt ein, als William (Kevin Bishop), der Bruder von Wendy (Kelly Reilly), Xavier in Paris besucht ehe er endgültig nach St. Petersburg zieht, wo er seine große Liebe Natacha (Evguenya Obraztsova), eine russische Balletttänzerin, heiraten will. Für Xavier ergibt sich nach Williams Besuch die Möglichkeit mit Wendy in Kooperation ein Liebesroman zu schreiben. Beide scheinen sich näher zu kommen. Dann aber ist zunächst die Hochzeit von William, wo sich alle aus der alten WG nochmal wiedertreffen. In St. Petersburg stellt sich dann die Frage, wer was dazu gelernt hat und wer bereit ist, erwachsen zu werden.

Kritik

Nachdem man in "Barcelona für ein Jahr" hauptsächlich Barcelona gut kennengelernt hat, wird man in "Wiedersehen in St. Petersburg" als Zuschauer auf eine Städtetour mitgenommen. Über Paris geht es nach London, um schließlich in St. Petersburg Hochzeit zu feiern. Allein mit den Panoramen der Städte entführt der Film in einen Mini-Urlaub.

"Wiedersehen in St. Petersburg" ist eine gelungene Fortsetzung. Im Mittelpunkt steht wieder das Leben von Xavier, seine Suche nach einer Partnerin und seinem Versuch, sich beruflich zu etablieren. Es wird die Geschichte der Generation um die 30 erzählt, die versucht, sich beruflich wie privat festzulegen. Dieses Generationsporträt ist dem Regisseur und Drehbuchautor Cédric Klapisch recht gut gelungen. Klar kann man nicht in einem Film eine ganze Generation darstellen, und so ist es vielleicht eher der Mainstream jener Altersklasse. Partiell bietet Xavier aber sicherlich für viele eine Identifikation mit sich selbst.

Klapisch greift Handlungsstränge auf, die im ersten Film angedeutet wurden und nun weiterentwickelt werden, insbesondere bei Xavier und der Verwirklichung seines Kindheitstraums ein Schriftsteller zu werden. Die Entwicklung der anderen Rollen gefällt mir aber auch gut. Vor allem Wendy erscheint relaxter und selbstbewusster als im ersten Teil. Am allermeisten hat sich aber William verändert und eine Kehrtwende in seinem Leben gemacht - er erscheint inzwischen reifer als Xavier. Seine große Liebe hat ihn erwachsen und glücklich gemacht. Die Weiterentwicklung von Martine als alleinerziehende Mutter und auch von Isabelle ist durchaus glaubhaft, alle haben sich verändert und versuchen, im Leben zurecht zu kommen. Dass Isabelle vor allen anderen sehr großen beruflichen Erfolg hat, verwundert kaum. Einzig Xavier braucht noch Zeit, bis er begriffen hat, dass gewisse Vorstellungen vom Leben einfach ins Reich der Phantasie gehören. Schön ist hier der Gegensatz der Paare William und Natascha sowie Wendy und Xavier, die sich gegenseitig kontrastieren und so vor allem bei Xavier aufzeigen, was ihm noch an Erkenntnis fehlt.

Bei allem Lob, etwas Kritik muss es auch geben: Abzüge gibt es zum einen bei der deutschen Synchronisation. Aus dem Off kommentiert für Xavier eine Stimme mit französischem Akzenten, damit das ganze einen pseudo-frankophilen Anstrich bekommt. Das ist einfach zu dick aufgetragen.

Zum anderen hätte ich auf Grund des Titels gedacht, dass der Fokus der Erzählung mehr auf allen ehemaligen Mitbewohnern liegt. Der Auftritt von Lars, Soledad, Daniel und Alessandro beschränkt sich aber leider auf wenige Minuten. Was aus ihnen geworden ist, erfährt man gar nicht.

Fazit

Alles in allem eine gelungene Fortsetzung! Potential für einen dritten Film ist auf jeden Fall vorhanden...

Miriam Ahrenholz - myFanbase
15.06.2008

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