Bewertung
Richard Linklater

Before Sunset

"Warst du damals im Dezember in Wien?"

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Inhalt

Neun Jahre nach ihrer intensiven und doch so flüchtigen Begegnung in Wien, treffen sich Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delpy) in Paris wieder. Jesse stellt dort in einer Buchhandlung sein Buch "This Time" vor, welches von jener Begegnung in Wien handelt. So treffen Jesse und Celine nach neun Jahren wieder aufeinander.

Diesmal ist die Zeit noch kürzer für die beiden, sie haben nur einen Nachmittag in Paris ehe Jesse vor Sonnenuntergang ein Flugzeug zurück in die Staaten nehmen muss. Beide haben ihren Lebensweg gefunden und versuchen im Gespräch festzustellen, ob sie an der richtigen Stelle im Leben stehen. Auch das Thema Beziehung wird thematisiert und beide stellen immer wieder fest, dass sie von jener Nacht in Wien in späteren Beziehungen geprägt waren. Beide wollen nicht weitere Fehler begehen. Reicht dieses Wissen aus, um sich für die Zukunft anders zu verhalten?

Kritik

Nach neun Jahren erschien mit "Before Sunset" die lang ersehnte Fortsetzung von "Before Sunrise". Diesmal treffen sich Jesse und Celine in Paris in einer Buchhandlung (die es übrigens wirklich in Paris, in der Nähe von Notre Dame, gibt. Ein Besuch lohnt sich!). Und endlich erklärt sich für alle Fans vom ersten Teil, ob sich die beiden nach ihrem Treffen in Wien ein halbes Jahr später wieder gesehen haben...

Für beide ist diese Begegnung so, als hätten sie die ganze Zeit darauf gewartet, sich wiederzutreffen. Innerhalb kurzer Zeit wird nachgeholt, was sie sich zu erzählen haben. Gesprächspausen gibt es keine zwischen ihnen. Die Themen der beiden haben sich geändert, es finden aktuellere gesellschaftspolitische Themen wie Kriege, weltweite Armut, Umweltzerstörung und Globalisierung ihren Niederschlag. Jesse zieht Celine damit auf, dass sie eigentlich eine Kommunistin sei (später stellt sich während der Filmhandlung heraus, daß ihr Kater "Che" heißt). Celine ist dagegen begeistert, dass Jesse nicht gegen die Politik der Franzosen wettert und weiter von "French Fries" statt von "Liberty Fries" redet (der Film entstand etwa zur Zeit des Irak-Kriegs). Es sind gelungene politische Anspielungen, die somit zeigen, dass man auch in einem Unterhaltungsfilm winzige politische Spitzen oder Satiren miteinbeziehen kann.

Als Fortsetzung knüpft "Before Sunset" gut an seinen Vorgänger an. Die Handlungsstränge sind logisch, einige Rückblenden erinnern, was in Wien passiert ist. Außerdem zeigt sich hier wieder, dass ein Film ohne große Actionszenen oder emotionale Spannungsbögen auskommt. Gut für die Entwicklung war sicherlich, dass sowohl Hawke als auch Delpy gemeinsam mit dem Regisseur Linklater das Drehbuch für den zweiten Teil verfasst haben. Eine schöne Idee ist es, dass dieser Film nicht irgendwo spielt, sondern in Paris, der Stadt der Verliebten. Es passt, dass sich beide dort entscheiden müssen, wie es mit ihnen beiden und ihrer besonderen Verbindung zueinander weiterzugehen hat. Trotzdem wird vor allem durch die gewählten Drehorte kein kitschiges Paris gezeigt. Nur Notre Dame und die Schifffahrt auf der Seine zeigen auf, wo sich Jesse und Celine befinden.

Eine gute Idee ist es auch, dass man Ende vom ersten Teil die Plätze sieht, die Celine und Jesse besucht haben, im zweiten Teil sieht man zu Beginn der Handlung – quasi als Vorschau – die Orte, die beide im Verlaufe dieses Nachmittages besuchen werden.

Es sind vor allem die intensiven Dialoge, die zeigen, dass die beiden zusammengehören. Der Film knüpft eng an seinen Vorgänger an und man sollte an einigen Stellen gut Bescheid wissen, was alles in Wien passiert ist, um die Inhalte zu verstehen. Deshalb ist er für Zuschauer, die den ersten Film nicht gesehen haben, nur bedingt zu empfehlen.

Fazit

Eine überaus gelungene Fortsetzung, allerdings ist das Ende leider zu abrupt.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
26.06.2008

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